TEMPORAMORES - Newsletter # 101 - 30.1.2007




KURZMELDUNGEN

Thomas Braatz hat soeben das Ergebnis seiner langjährigen Beschäftigung mit dem »Volksschriftsteller« Robert Kraft (1869–1916) vorgelegt. Mit souveränem Unterstatement nennt er sein Monumentalwerk ROBERT KRAFT. FARBIG ILLUSTRIERTE BIBLIOGRAPHIE (Edition Braatz & Mayrhofer). Und man muss das Buch selbst in Händen halten, um erfassen zu können, welcher Arbeits- und Forschungsaufwand dahinter steckt. Robert Kraft veröffentlichte in kaum mehr als 20 Jahren über 40.000 Seiten. Von den umfangreichen Kolportageromanen einmal abgesehen, gibt es eine Unzahl von Kurzgeschichten, Novellen und Romanen, die verstreut (Braatz nennt über 70 Verlage) und unter Pseudonym erschienen sind. Viele davon mehrmals, teilweise unter anderem Titel oder eingearbeitet in die Riesenromane, zudem gibt es Übersetzungen und Verfilmungen. Dies alles beschreibt Braatz ausführlich und übersichtlich. Was seine Bibliographie aber über vergleichbare Arbeiten hinaushebt, ist das Bildmaterial: 902 großformatige Seiten stark, gedruckt auf bestes Hochglanzpapier – und durchgehend farbig illustriert. Es ist gelungen, zu fast jedem Text Krafts eine oder sogar mehrere Abbildungen beizugeben. Welch eine Pracht springt dem Betrachter ins Auge, egal an welcher Stelle er das Buch öffnet: die Umschläge der Heftromane und Kolportagelieferungen, die Einbände der Buchausgaben, die Titelblätter und zumeist auch die erste Textseite – es ist einfach zu schön! Also am besten einfach selbst bestellen und staunen: Das Werk ist nur bei Thomas Braatz (Gebrüder-Weber-Weg 7, 04289 Leipzig, Tel. 0341/8615351, oder e-mail: braatz@fksfl.de) erhältlich.

 

Ebenfalls erschienen ist das LEXIKON DER DEUTSCHEN SCIENCE FICTION UND FANTASY 1919–1932 (Oberhaid, Utopica, 330 S., ISBN 978-3-938083-02-4) von Nessun Saprà. Die Weiterführung von Sapràs erstem Lexikon behandelt den Zeitraum der Weimarer Republik und enthält die Biografien von über 400 deutschsprachigen Schriftstellern, Verlegern, Film-schauspielern und bildenden Künstlern, die zwischen Kriegsende und der Machtübernahme der Nationalsozialisten tätig waren. Das reicht von den Vielschreibern Laffert, Hanstein, Dominik und Jacques über die Vordenker der »harten SF« Valier und Oberth bis hin zu politischen Utopisten wie Walter Müller oder bissigen Satirikern wie Albert Ehrenstein. Erzähler wie Alfred Döblin und Franz Kafka und Dramatiker wie Georg Kaiser und Bertolt Brecht führten die deutsche Literatur damals zu ungeahnten Höhenflügen. Diesem Trend folgte auch die phantastische Literatur, die eine ebenso kurze wie heftige Blütezeit erlebte. Autoren wie Hanns Heinz Ewers, Thea von Harbou, Annie Francé-Harrar, Mynona, Friedrich Freksa, Otto Willi Gail oder Kurt Siodmak schrieben Science Fiction und Fantasy – und ihre Werke brauchten sich im internationalen Vergleich nicht zu verstecken. Vielmehr übernahmen, wie Saprà akribisch dokumentiert, die ersten amerikanischen Pulp-Magazine eine ganze Anzahl von deutschen SF-Geschichten und veröffentlichten sie in Übersetzung. Es gelang dem Verfasser erneut, eine ganze Reihe bisher völlig unbekannter Titel und Autoren aufzutun, vor allem aus den Bereichen der Kinder- und Jugendliteratur und der für die Bühne geschriebenen Werke. Das Lexikon enthält außerdem kritisch wertende Beschreibungen der 250 wichtigsten Romane und Kurzgeschichtensammlungen, ausführliche Bibliografien der Primär- und Sekundärliteratur und diesmal auch ein Titel- und Autoren-Register.




Zurück

Next