Wer wissen will, wie professionell Nachwuchsschriftsteller in den USA an
das Geschichtenerzählen herangeführt werden, kann durch einen Blick in Ursula K. Le Guins
soeben im Berliner Autorenhaus Verlag erschienen Band KLEINER AUTOREN-WORKSHOP (ISBN
978-3-86671-007-8) einen guten Eindruck gewinnen. Das Buch, im Original mit dem
wundervoll zweistimmigen Titel STEERING THE CRAFT, entstand nach einem
Literatur-Workshop, an dem vierzehn erfahrene Autoren teilnahmen. „Es ist
sozusagen der gedruckte Workshop, der Anregungen und Übungen für Autoren
enthält, die sich für das Handwerk narrativer Prosa interessieren“
(Klappentext). Aus jeder Zeile spricht die Liebe der Autorin zur Sprache und
ihr stetes Bestreben den richtigen Ton zu treffen und eine Geschichte so gut
wie nur irgend möglich zu erzählen. Erstmals erhalten deutsche Leser damit einen
Eindruck von Le Guins Wirken als Lehrerin und
Vermittlerin des literarischen (Kunst-)Handwerks.
Wer wissen will, wie weit man es als Science-Fiction-Autor/in bringen
kann: Der Nobelpreis für Literatur wurde in diesem Jahr an Doris Lessing vergeben! Die 1919 geborene englische Erzählerin
veröffentlichte in den letzten Jahrzehnten immer wieder phantastische Romane,
darunter eine ganze Reihe von „reinen“ Science-Fiction-Titeln, z. B. die fünf
Bände CANOPUS IM ARGOS: ARCHIVE (1979–1983). Soeben erschien bei Hoffmann &
Campe der Roman DIE KLUFT
(Originaltitel: THE CLEFT, 2007), in dem Lessing die Geschichte einer reinen
Frauengesellschaft in prähistorisch-nebelhafter Zeit erzählt, die erstmals mit
männlichem Nachwuchs konfrontiert wird.
Wer wissen will, wie die Welt aussähe, wenn sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Mondbewohnern überfallen und erobert worden wäre, sollte sich den dreiteiligen Retro-Comic ROBUR von Jean-Marc und Randy Lofficier (Text) und Gil Formosa (Bilder) nicht entgehen lassen. Die Edition 52 veröffentlichte soeben den ersten Band: VOM MOND ZUR ERDE. Das Szenario enthält eine wilde Mischung aus Jules Verne und H. G. Wells, vermengt mit klassischen Comic-Versatzstücken wie breitschultrigen Helden und wunderschönen Frauen, deren Oberweiten jedes Kleidungsstück zum Bersten füllen. Die großformatigen und farbenprächtigen Illustrationen schwelgen in der Pracht des Art Deco. ROBUR entführt die Leser in eine literarische Parallelwelt voller Wunder und Abenteuer – und feiert dort ein nostalgisches Fest der Phantasie, das mitzufeiern ganz unglaublichen Spaß macht!
„Manche Menschen betrachten Kunst als etwas, das den Künstler
beherrscht. Ich betrachte es als eine Frage der Selbstbeherrschung. Es ist etwa
so: Ich trage eine Geschichte in mir, die erzählt werden will. Es ist mein
Ziel, und ich bin das Mittel. Wenn es mir gelingt, mein Ego, meine Meinungen,
meinen mentalen Müll zur Seite zu schaffen und den Fokus der Geschichte zu
finden, dann erzählt sich die Story von selbst.“
Ursula K. Le Guin – KLEINER AUTOREN-WORKSHOP, S. 179