TEMPORAMORES - Newsletter # 124 - 4.8.2008




KURZMELDUNGEN

Mit der Sammlung ÜBER TROPFEN, ATOMISTIK UND KRITIZISMUS, der die Dissertation und einen umfangreichen Wissenschaftsessay von Kurd Laßwitz enthält, liegt bereits der vierte Band der KOLLEKTION LASSWITZ (Lüneburg, DvR, ISBN 978-3-940679-16-1) vor. Da beide Arbeiten bereits bei ihrer Erstveröffentlichung in der modernen TIMES und nicht in Fraktur gesetzt waren, verzichtet der Herausgeber von Reeken diesmal auf einen Neusatz und reproduziert die – überaus seltenen – Texte als Faksimile. Nach der Veröffentlichung von drei Prosatexten beweist DvR mit dieser Publikation, dass es dem Verlag ernst ist mit seinem Editionsplan – und damit steigt die Hoffnung, dass wir in Deutschland bis zum einhundertsten Todestag des „Vaters der deutschen Science Fiction“ am 17. Oktober 2010 endlich eine Werkausgabe vorliegen haben. Das 220 Seiten starke Buch ist, wie bei DvR inzwischen üblich, hervorragend ausgestattet (fester Einband, Lesebändchen, Frontispiz, Bildbeigaben, editorisches Vorwort) und mit 25,00 Euro seinen Preis auch wert. Natürlich kann man für Titel wie „Ueber Tropfen, welche an festen Körpern hängen und der Schwerkraft unterworfen sind“ (1873) oder „Atomistik und Kriticismus“ (1878) nicht mit großen Leserscharen rechnen – aber das mutige Unternehmen einer Laßwitz-Gesamtedition verdient unser aller Unterstützung!

 

Völlig überrascht hat mich das Erscheinen einer politikwissenschaftlichen Dissertation über Ursula K. Le Guin im April 2008 beim Berliner LIT Verlag. Mit UTOPIE, ANARCHISMUS UND SCIENCE FICTION (384 Seiten, großformatiges Paperback, ISBN 978-3-8258-1217-1), einer politisch-philosophischen Untersuchung, die „Ursula K. Le Guins Werke von 1962 bis 2002“ unter die Lupe nimmt, krönt der 1973 geborene Peter Seyferth sein Studium in München. Dabei konzentriert sich Seyferth auf die utopischen Aspekte im Erzählwerk der amerikanischen Autorin, die er anhand literaturkritischer Ansätze aus dem politikwissenschaftlichen Blickwinkel betrachtet. Dabei konzentriert er sich vor allem auf das allgemein bekannte THE DISPOSSESSED (1974) und auf das immer noch unterschätzte ALWAYS COMING HOME (1985), das nicht nur Le Guin selbst als ihr Hauptwerk ansieht. Mit dieser Untersuchung bekommt die leider momentan deutlich stockende Rezeption Le Guins in Deutschland hoffentlich wieder Wind in die Segel – ist es doch eine Schande, dass es weder von ALWAYS COMING HOME noch von den neuesten Jugendromanen Le Guins eine deutsche Übersetzung gibt (von der verunglückten Neuausgabe von THE DISPOSSESSED ganz zu schweigen).

 

ZITAT

„Es fällt uns schwer, uns eine ernstzunehmende erwachsene Person vorzustellen oder sie gar anzuerkennen, die nicht in Eile ist. Nicht in Eile zu sein, ist etwas für Kinder, Leute über achtzig, Penner und die Dritte Welt. […] Es gibt keine Zivilisation ohne Eile, ohne Fortschritt.“

U. K. Le Guin – ALWAYS COMING HOME (Zitiert nach: Peter Seyferth, S. 299)




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