TEMPORAMORES - Newsletter # 144 - 13.11.2009




KURZMELDUNGEN

Beginnen wir diesmal mit einem Musiktipp: Der gute alte Heinz Rudolf Kunze zeigt auf seiner aktuell erschienenen Doppel-CD mit dem Titel RÄUBERZIVIL, dass er immer noch nichts von seiner musikalischen Frische und literarischen Bissigkeit verloren hat. 36 Tracks, live eingespielt, zeugen von seiner Spielfreude und dichterischen Schaffenskraft. Die Textvorträge, abwechselnd mit den Liedern, machen überzeugend klar, was den klassischen Liedermacher vom „Comedian“ genannten Scharlatan trennt.

Ein neues Sachbuch, herausgegeben von Mark Bould, Andrew M. Butler, Adam Roberts und Sherryl Vint, beschäftigt sich medienübergreifend mit den „Schlüsselfiguren“ der Science Fiction. Unter dem Titel FIFTY KEY FIGURES IN SCIENCE FICTION (Routledge, 2010, ISBN 978-0-415-43950-3) sind fünfzig Essays namhafter Literaturwissenschaftler und Kritiker versammelt, die sich mit den für das SF-Genre „essentiellen“ Schriftstellern, Comicautoren, Drehbuchschreibern und Regisseuren auseinandersetzen. Der zeitliche Bogen spannt sich dabei von Mary Shelley bis China Miéville, der inhaltliche Rahmen vom TV-Produzenten Gerry Anderson bis zum hochliterarischen Autor Gene Wolfe. Wie nicht anders zu erwarten, liegt der Schwerpunkt im Anglo-amerikanischen, mit Fritz Lang, Stanislaw Lem, Karel Capek und Jules Verne wird jedoch auch auf anderssprachige Kulturen eingegangen; und mit „The Doctor“ erfährt sogar eine TV-Kunstfigur ihre gerechte Würdigung. Kurze Auswahlbibliographien am Ende der Artikel und ein umfangreicher und gutdurchdachter Index erhöhen den Nutzwert des fast 300 Seiten starken, großformatigen Buchs.

Wie immer eine Empfehlung wert ist die aktuelle Neuerscheinung in der Reihe „Meisterwerke der Science Fiction“ (Heyne). DER WIDERSPENSTIGE PLANET lautet der Titel des 700 Seiten starken Sammelbandes mit Kurzgeschichten und Novellen von Robert Sheckley (1928 – 2005). Der amerikanische Autor galt schon zu Lebzeiten als einer der intelligentesten und humorvollsten Vertreter der literarischen SF, was die hier vorgelegten sechzehn Texte eindrucksvoll belegen. Klassische Erzählungen wie „Das siebte Opfer“ oder „Fütterungszeit“ haben auch fünfzig Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung nichts von ihrer Lesbarkeit verloren. Auch das sehr emotionale Vorwort von Harry Harrison ist ein Beleg dafür, wie sehr uns ein solcher Autor inzwischen fehlt.


ZITAT

„Indien / einerseits schießen die jetzt auch schon / Raketen ins Weltall / was wollen die eigentlich da oben / Gewürzangriff auf den Globus mit Currypulver oder was / andererseits wischen die sich immer noch / mit der nackten linken Hand den Hintern ab / sollte ein Außerirdischer einen /  indischen Astronauten begrüßen / und der ist zufällig Linkshänder / steht ihm eine unangenehme Überraschung bevor.“

Heinz Rudolf Kunze – Erdkunde (auf: RÄUBERZIVIL, 2009)




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