Der Germanist,
Verleger, Autor und Übersetzer Joachim
Körber hat unter dem Titel DAS BEKANNTE FREMDE (kuk
in der Edition Phantasia, ISBN 978-3-937897-38-7)
eine Sammlung mit seinen „Schriften zur Phantastik“ vorgelegt. Auf
240 Seiten belegt Körber in 20 Texten aus den Jahren 1999 bis 2009 seine
intime Gattungskenntnis und seine intensive Beschäftigung mit praktisch
allen Aspekten des Genres. In Essays, Rezensionen, Vorlesungstexten und
Nachworten führt Körber sein Publikum in die Welt der Phantastik ein.
Egal ob Stephen King, J. G. Ballard, Raumpatrouille Orion
oder James Bond – Körber weiß zu allem etwas Kluges zu sagen.
Vor allem bei seinen „Hausautoren“ Philip K. Dick, Ursula K. Le
Guin und Fritz
Leiber zeigt er sich in Hochform und bringt auf wenigen Seiten ganze
Schriftstellerleben auf den Punkt. DAS BEKANNTE FREMDE bietet gut lesbare,
fundierte und unterhaltsame Sekundärliteratur – etwas, das es bei
uns viel zu selten gibt.
An der
Comic-Front wird es langsam unübersichtlich. Die nahezu
unüberschaubare Menge an Neuerscheinungen, die von den deutschen Verlagen
derzeit Monat für Monat auf den Markt geworfen wird, lässt Böses
ahnen. Bevor der Gesundschrumpfungsprozess beginnt, muss man also momentan
besonders aufmerksam sein, damit einem die wenigen Perlen nicht entgehen. Bei Schreiber & Leser erschien
soeben DIE SANDKORNTHEORIE, das neueste Meisterwerk von Francois Schuiten und Benoit Peeters. Das großformatige
Softcover setzt mit einem dunkel-getönten monochromen Einband mit
absolutem Understatement ausschließlich auf die Wirkkraft der
Autorennamen – im farbigen Einheitsbrei der derzeitigen Comic-Alben-Flut
eine echte Wohltat. Schuiten-Peeters erzählen
eine weitere phantastisch-philosophische Episode aus ihrem beliebten Zyklus um
die „Geheimnisvollen Städte“. Diesmal muss sich Mary von Rathen mit plötzlich auftauchenden Gesteinsbrocken,
einer wahren Flut von weißem Sand und einem immer leichter werdenden Koch
herumschlagen und gleichzeitig die ratlosen Stadtväter Brüssels
beruhigen. Die schwarz-weißen Bilder gewinnen durch eine geschickt
gesetzte Seitenfärbung eine faszinierende Ausstrahlung; Szenario und
graphische Ausführung zeigen eindrucksvoll, welche Qualitätsebene der
franko-belgische Comic immer noch erreicht, wenn echte Meister am Werk sind.
Alle, die wie
ich dachten, mit der „Absolute Edition“ von SANDMAN diesen
„Fall“ abgeschlossen zu haben, sollten sich unbedingt die
Neufassung von DIE TRAUMJÄGER (Vertigo/Panini)
ansehen. Was P. Craig Russell da aus
Neil Gaimans
Erzählung gemacht hat, ist einfach unglaublich gut. Alles Sperrige der
ersten Fassung von Yoshitaka Amano ist
verschwunden und Russels Adaption lädt geradezu
zum „festschmökern“ ein. Und das wunderschöne
Umschlagbild hätte ich gerne als Poster in meiner Bibliothek!
„In seinem Einfluss auf Pop- und
Gegenkultur muss man Ballard in einem Atemzug mit William S. Burroughs nennen,
mit dem er oft in einem Atemzug genannt wurde ...“
Joachim Körber – DAS BEKANNTE FREMDE, S. 225