TEMPORAMORES - Newsletter # 204 - 7.7.2013




A DEATH IN THE FAMILY

Langsam aber sicher verlassen uns auch noch die letzten unserer alten Helden. Am 23. Juni 2013 verstarb der amerikanische Autor Richard Matheson (* 1926) im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Kalifornien. Mit Matheson verbinden sich für viele deutsche SF-Leser und -Sammler vor allem die Titel seiner zwei berühmtesten Werke ICH, DER LETZTE MENSCH (1963, Heyne-Taschenbuch 266) und DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DES MISTER C. (1960, Heyne-TB 58), die, trotz diverser Neuauflagen, zu den gefragtesten Sammlerstücken hierzulande zählen. Nachdem die Verfilmungen seiner Bücher große Erfolge wurden, zog Richard Matheson es vor, in Hollywood als Drehbuchautor sein Geld zu verdienen. Er schuf unter anderem 1971 die Vorlage zu DUELL, dem ersten Film von Steven Spielberg. Seine besten Kurzgeschichten liegen auf Deutsch in zwei Taschenbuchausgaben vor: DER DRITTE PLANET (1965, Moewig) und DER LETZTE TAG (1972, Goldmann).


KURZMELDUNGEN

Natürlich war es vor allem Nostalgie, die Philip José Farmer dazu veranlasste, einen Roman zu schreiben, in dem er gleich mehrere seiner literarischen Lieblinge auftreten und zusammentreffen lassen konnte. In SHERLOCK HOLMES UND DIE LEGENDE VON GREYSTOKE (Atlantis, ISBN 978-3-86402-103-9) dürfen Holmes und Watson also gemeinsam mit dem Herrn des Dschungels gegen die bösen Deutschen antreten. Dass dabei die Worte und Fetzen nur so fliegen, liegt in der Natur der Sache. Die deutsche Ausgabe übersetzte Ben Sonntag; die gut 100 Seiten des Kurzromans sind sauber eingerahmt von einem Vorwort von Christian Endres und einem Nachwort des Farmer-Spezialisten Win Scott Eckert, in dem ausführlich auf die verzwickte Entstehungsgeschichte des Buches eingegangen wird. Alles in allem ist Farmer ein vergnügliches Kabinettsstückchen der Kolportageliteratur gelungen.

Ein Meisterwerk des grafischen Erzählens ist FLUT! (Avant, ISBN 978-3-939080-84-8), ein „Roman in Bildern“ von Eric Drooker. Der amerikanische Künstler beschäftigt sich in seinen an Frans Masereel und Lynd Ward geschulten Schabkartonzeichnungen mit dem Leben eines Mannes im New York des ausgehenden 20. Jahrhunderts – und „The Big Apple“ hat allerhand Katastrophen zu bieten. Da Drooker auf Worte verzichtet, ist der Betrachter genötigt, intensiv hin zu sehen und sich selbst seinen Reim zu machen. Damit man dabei nicht allzu dumm aus der Wäsche schaut, gibt es im Buch eine kurze Einleitung von Art Spiegelman und ein sehr gutes Interview mit dem Zeichner. Als Zugabe, nach 160 Seiten Schwarz und Weiß und Blau, hat der Verlag noch eine Covergalerie mit Farbbildern drangehängt, die belegen, dass Drooker auch hier meisterliches vermag. Wenn Sie dieses Jahr nur einen Comic kaufen wollen, sollte es dieser sein!



ZITAT

„Alle Figuren in diesem Buch sind real; jegliche Ähnlichkeit mit fiktiven Personen ist rein zufällig.“

P. J. Farmer – SHERLOCK HOLMES UND DIE LEGENDE VON GREYSTOKE (S. 8)

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