In jenen unvorstellbar fernen Zeiten als selbst Fotokopien noch richtig ins Geld gingen und „Selbstverlag“ etwas für reiche Pharma-Erben war, erwarb sich ein saarländischer Bäcker namens Jakob Bleymehl Ruhm und Ehre in Fan-Kreisen mit der Publikation seltener utopischer Werke in Form von selbsthergestellten Büchern im „Spiritus-Umdruck-Verfahren“. Die 30 Bände der „Sammlung ANTARES“ (1964 – 1967) gehören zu den gesuchtesten Raritäten dieser Jahre. Als Band 18 der Reihe erschien dann 1965 eines der ersten deutschsprachigen Sekundärwerke zur Gattungsgeschichte überhaupt, die vom Autodidakten Jakob Bleymehl zusammengetragenen BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND BIBLIOGRAPHIE DER UTOPISCHEN UND PHANTASTISCHEN LITERATUR. Dieter von Reeken hat jetzt den Nachdruck dieses Buches im Neusatz veröffentlicht (DvR, ISBN 978-3-940679-88-8, 260 S.). Bei der ersten Ankündigung dachte ich noch „Warum denn das jetzt?“, aber inzwischen hatte ich mich doch auf das Werk gefreut – und bin nach der ersten Durchsicht regelrecht begeistert. Da kommt sehr, sehr viel Nostalgie ins Spiel. Was haben wir früher nicht nach den hier aufgeführten Titeln gesucht – vor allem nach denen, die es gar nicht gab, wie man dann Jahre später von älteren (und Weise gewordenen) Sammlerkollegen erfuhr. Als Beigabe erhält man noch einige biografische Daten und zwei Fotos dieses lange vergessenen deutschen Science-Fiction-Pioniers. Danke DvR!
Die Ausgabe 31
von EXODUS ist wie immer ein Fest für
die LiebhaberInnen der gediegenen SF-Story und/oder der phantastischen
Bild-Kunst. Das soeben erschienene Magazin kommt diesmal in kräftigem Gelb-Blau
daher, was sich den außergewöhnlichen Bildern von Oliver Engelhard verdankt, welche die 16-seitige Bildgalerie in
beeindruckender Qualität würdigt. Bei den Kurzgeschichten gibt es die
gewohnt-hochwertige Mischung: Routiniers wie Michael K. Iwoleit, Rolf Krohn
und Christian Endres bilden das
Rückgrat des Heftes, während Autoren wie Fabian
Tomaschek oder Rico Gehrke mit
überraschenden Ideen zeigen, dass man sich um den Nachwuchs nicht sorgen muss.
Ähnliches gilt für die Comic-Front, dort zeigen Kostas Koufogioros und Christian
Krank ihr Können. Und dass man sich auf kongeniale Illustrationen freuen
darf, ergibt sich bei Künstlern wie Crossvalley
Smith oder Hubert Schweizer fast
von selbst. Für mich stellt „Die Akte PKD“ von Wolf Welling das Herzstück des Heftes dar. Die gelungene Mischung
aus Satire, Autorenbiografie und Medienkritik zeigt auf spektakuläre Weise wie
tief Philip Dick bereits im
kollektiven Gedächtnis der Menschheit verankert ist. Abschluss und
intellektueller Höhepunkt von EXODUS 31
ist ein energischer und gewohnt kompromissloser Essay von Dr. Franz Rottensteiner, der unter dem Titel „Science Fiction: Zukunftsliteratur? Pure Nostalgie!“ der
Gegenwarts-SF die Leviten liest. Weitere Infos und Bestellmöglichkeiten sind
unter www.exodusmagazin.de zu finden.
„Typisch für die SF scheint auch zu sein,
dass nie etwas verloren geht.“
Dr. Franz Rottensteiner: „Science Fiction: Zukunftsliteratur? Pure Nostalgie!“ (EXODUS 31, S. 103)