Manchmal
hilft beten ja doch: Kaum 35 Jahre auf den Knien und schon hat Hoffman und
Campe mein Flehen erhört und eine – wunderschön gemachte – Einzelausgabe von E. M. Forsters Meisternovelle DIE
MASCHINE STEHT STILL (ISBN 978-3-455-40571-2) veröffentlicht. Auf gerade einmal
80 Seiten (in der guten Übersetzung von Gregor
Runge) schreibt Forster darüber wie das Leben von Menschen abläuft, wenn
ihnen sofortiger, weltweiter Informationsaustausch, soziale Netzwerke, Videotelefonie,
portofreie Lieferung von im Netz bestellten Dingen usw. zur Verfügung stehen.
Eigentlich muss niemand mehr vor die Türe seine Wohn-Wabe gehen, wenn das aber
doch einmal erforderlich wird, können die Bewohner in Forsters Zukunftswelt auf
von autonomen Maschinen gesteuerte Verkehrsmittel zugreifen und innerhalb
kürzester Zeit zwischen den unterirdisch angelegten Städten hin und her reisen.
Alles läuft vollautomatisch, gesteuert von einer allmächtigen „Maschine“, deren
mehr als tausendseitige Bedienungsanleitung das Heilige Buch dieser
Zivilisation geworden ist. Es stellt sich jedoch die Frage, was passiert, wenn
die Maschine einmal stillsteht …? Geschrieben wurde dieser Klassiker übrigens
1909.
Nach
dem Welterfolg von Andy Weirs DER
MARSIANER brachte Heyne die schon als „klassisch“ angesehene „Mars-Trilogie“
von Kim Stanley Robinson als
Neuauflage heraus und legt jetzt Robinsons 2015 im amerikanischen Original
erschienen neuesten Science-Fiction-Roman AURORA (ISBN 978-3-453-31724-6, 555
Seiten) nach. Übersetzt von Jakob
Schmidt schildert der Autor die Geschehnisse an Bord eines
Generationen-Raumschiffs, mit dem 2000 Menschen unterwegs sind, um einen neuen
Planeten zu besiedeln. Aus diesem nicht ganz neuen Konzept holt Robinson
einiges an Spannung und Unterhaltung raus und gibt u. a. auch der KI des
Schiffes Gelegenheit, einmal ihre Sicht der Dinge darzulegen. Ein Schlechtwetterschmöker
der Spitzenklasse.
Zu
meinen liebgewordenen Ritualen zählt seit vielen Jahren das Warten auf den
neusten SPECTRUM-Bildband. Mitte November erschien jetzt die dreiundzwanzigste
Ausgabe dieses unverzichtbaren Kompendiums der aktuellen fantastischen
Kunstszene. Auf mehr als 300 Seiten zeigt das von John Fleskes herausgegebene SPECTRUM 23 (Flesk, ISBN
978-1-933865-90-4, Hardcover) wieder einmal „The Best in Contemporary Fantastic
Art“ von fast genauso vielen KünstlerInnen, wobei die Bandbreite wie gewohnt
von der Werbegrafik über Buchcover und Comicseiten bis hin zur Plastik reicht
und auch viele unveröffentlichte Bilder gezeigt werden. Neben berühmten und
bekannten „Altmeistern“ stellen sich alljährlich viele neue Talente vor, deren
Arbeiten davon zeugen, dass wir auch in Zukunft noch viele tolle fantastische
Kunstwerke zu erwarten haben. Und mit großer Freude habe ich, nach einigen
Jahren Pause, auch unseren Würzburger „Malermeister“ Volkan Baga wieder im Kreis der SPECTRUM-Künstler entdeckt.
„Kurz gesagt
gibt es gewissen Handlungen und Gefühle, die sich Algorithmen immer entziehen.
Es gibt Dinge, die lassen sich nicht zum Ausdruck bringen.“
Kim Stanley
Robinson – AURORA (S. 151)