Nach der Buchmesse ist vor Weihnachten – also die beste Zeit des
Jahres: Unendlich viele neue Bücher in den Regalen und jede Menge Gründe, diese
als Geschenke für seine Lieben oder sich selbst zu erwerben. Außerdem werden
die Tage kürzer und die Abende bieten wieder mehr Gelegenheiten zum Schmökern.
Und was gibt’s schöneres, als bei knisterndem Kaminfeuer (notfalls von der DVD)
gruselige Geschichten zu lesen.
Beginnen wir also bei zwei neuen Büchern mit Story-Sammlungen aus
dem Verlag Torsten Low: DAS RAUNENDE WRACK (ISBN 978-3-940036-66-7, 300 Seiten)
liegt am Grunde eines 21 „phantastische Storys“ umfassenden Wörter-Sees,
geflutet von unserem unterfränkischen „local hero“ Markus K. Korb. Wie immer lässt sich Korb nicht auf ein einzelnes
Genre festnageln und „wildert“ überall da, wo das Spannende, Gruselige,
Abseitige nur darauf wartet, in unterhaltsame Prosa gebannt zu werden.
Bemerkenswert ist noch, dass MKK, neben Vor- und Nachwort, zu jeder Story eine
kleine Einleitung gibt und Bastian Wechsung
eine Handvoll Illustrationen eingestreut hat. Das Cover stammt von Mark Freier und ist ein echter
„Hingucker“!
Auch die Anthologie GEISTER DER VERGANGENHEIT (ISBN
978-3-96629-006-7, 314 Seiten) lässt sich nicht so leicht einordnen wie Titel
und Umschlagbild (Weiße Frau im Nebelwald vor Ruine) andeuten: Die 23 von Sarina Wood zusammengetragenen
Geschichten stammen von deutschsprachigen AutorInnen und nehmen lokale Sagen
und fast vergessene Mythen aus allen Teilen Gesamtdeutschlands auf und erzählen
sie in neuem Gewand. Dazu gibt es vor jeder Geschichte eine Karte mit der
Markierung des Erzählortes – und mit einem scannbaren QR-Code, der interaktive
Infos zur Historie und den Verfassern bietet. Mal was Neues mit den alten
Gespenstern!
Um die neuen „Gespenster“ des dritten Jahrtausends geht es in Caroline Hofstätters Roman DAS
EWIGKEITSPROJEKT (ISBN 978-3-86402-676-8), der soeben im Atlantis Verlag
erschienen ist. Als die Wissenschaftlerin Sarah Berger an einem friedlichen
Frühlingsmorgen erwacht und das Bett neben ihr leer ist, befällt sie ein leises
Unbehagen. So richtig unheimlich wird es allerdings, als sie auf dem Weg zur
Arbeit entdeckt, dass sie offenbar allein in einer sehr still gewordenen Welt
lebt … Mit dieser Exposition beginnt Hofstätters Erstling, in dem es um
Virtuelle Realitäten, echte Seuchen, klassische Beziehungsprobleme und die
Abenteuer einer sehr starken Frauenfigur geht. Das Buch liest sich flüssig, der
Stil ist leicht unterkühlt, die Handlung ohne überflüssige Schlenker, sodass nach
166 Seiten ein spannender Science-Fiction-Roman ein sauber kalkuliertes Ende
findet. Die Wiener Autorin, Jahrgang 1975, beweist mit DAS EWIGKEITSPROJEKT,
dass sie schon jetzt mehr ist als nur ein
„Riesentalent“ (vgl. NL 309).
„Vor dem Einkaufszentrum liegen plattgetretene Kaugummileichen. In
den großen urnenförmigen Aschenbechern ragen einige schwärzliche Kippenreste
aus dem Sand – wie die verbrannten Fingerknochen eines ins Krematorium
geschobenen Toten.“
Markus K. Korb –
„Einkaufszentrum“,
in: DAS RAUNENDE WRACK (S. 32)