Der von Hans Frey 2018 in seinem Standardwerk FORTSCHRITT UND FIASKO begonnene
Versuch einer „Literaturgeschichte der deutschen Science Fiction“ findet seine
Fortsetzung in AUFBRUCH IN DEN ABGRUND – DEUTSCHE SCIENCE FICTION ZWISCHEN
DEMOKRATIE UND DIKTATUR (Memoranda, ISBN 978-3-948616-02-1). Reichten Frey für
die Jahre von 1810 bis 1918 noch 300 Seiten, so füllt die Untersuchung der
zwischen 1918 und 1945 („Von Weimar bis zum Ende der Nazidiktatur“)
erschienenen Zukunftsliteratur diesmal über 500 Seiten. Akribisch und
detailfreudig beschreibt Frey, der als Germanist, Lehrer und Politiker die
besten Voraussetzungen dafür mitbringt, die im deutschsprachigen Raum
veröffentlichten Romane und Story-Bände, deren Inhalt damals noch als „technischer
Zukunftsroman“ oder einfach als „utopisch“ bezeichnet wurde. Dabei folgt er dem
„Zeitstrang“, unterteilt jedoch nach Themenkreisen, einzelnen Autoren,
technischen und politischen Zäsuren und schafft es so, nicht nur den vielen
hundert Büchern gerecht zu werden, sondern auch noch den historischen
Hintergrund seines Zeitgemäldes „scharf zu stellen“. Dieses Buch zu lesen macht
nicht nur schlauer – es macht auch noch Spaß!
Am Ende des ersten Teils von H. P.
LOVECRAFT – LEBEN UND WERK (2017) sahen wir den „Einsiedler von Providence“
verstrickt in eine unmöglichen Ehe und gegen jede Vernunft nach New York
gezogen. Mit
der Rückkehr nach Providence startet nun in H. P. LOVECRAFT – LEBEN UND WERK. BAND 2:
1925–1937 (Golkonda, ISBN 978-3-944720-52-4, 669 Seiten) jener
Berichtszeitraum, der die letzten zwölf Lebensjahre Lovecrafts – die zugleich
seine produktivsten waren und die bedeutendsten Ergebnisse zeitigten – umfasst.
Joshi stützt sich in
seiner Biografie nicht nur auf eine umfassende Einsichtnahme in die Tagebücher
und den umfangreichen literarischen Briefwechsel des Künstlers, sondern auch
auf eine philologisch ungewöhnlich langanhaltende Beschäftigung mit Autor und
Werk.
In der dritten gemeinsamen Graphic Novel
von Thiery Smolderen und Alexandre Clerisse stehen diesmal die
1980er Jahre im Fokus. Und wenn von den Akteuren gleich zu Beginn EIN JAHR OHNE
CTHULHU (Carlsen, ISBN 978-3-551-72820-3) verlangt wird, so handelt es sich
dabei nur auf den ersten Blick um den Verzicht von Rollenspielen auf dem
heimischen Friedhof. Im Verlauf der sehr komplexen Geschichte verwischen die
Grenzen zwischen Realität und Spiel auf äußerst beunruhigende Weise – und auch
der im Jahr 2001 spielende Epilog dient nicht wirklich dazu, den Leser zu
beruhigen … Das sehr schön aufgemachte Hardcover-Album hat 170 Seiten Umfang
und eine umlaufende Einbandillustration, die zudem einige mit farbigen Lacken
erhaben gedruckte Bildelemente besitzt.
„Es
ist nicht so schwer, wie es sich anhört, aber man muss es mal gemacht haben, um
zu sehen, dass es nicht so leicht ist, wie es aussieht!“
Deutscher Handwerker im WDR, März 2020