TEMPORAMORES - Newsletter # 6 - Mai 2000

John Sladek 1937 - 2000. Der amerikanische SF-Autor John Sladek starb am 10. März 2000 in seinem Haus in Edina, Minnesota. Sein Name war von Beginn an verbunden mit der "New Wave", die Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre von England aus die qualitative Erneuerung der SF brachte. Schon in Harlan Ellisons berühmter Anthologie DANGEROUS VISIONS (1967) war er mit einer Geschichte vertreten. Bekannt wurde er mit seinen Romanen, in denen es um die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Maschine ging, wie z. B. THE REPRODUCTIVE SYSTEM von 1968, welches 1981 unter dem Titel DIE STÄHLERNE HORDE als Knaur-SF-TB 5742 auf deutsch erschien. SF-Geschichte schrieb er jedoch mit seinen zwei Romanen um Roderick, einen Roboter, der versucht ein "normales" Leben unter Menschen zu führen. RODERICK (1980) und RODERICK AT RANDOM (1983) erschienen als RODERICK ODER DIE ERZIEHUNG EINER MASCHINE (1982, Knaur-SF-TB 5750) und RODERICK II - LEHR- UND WANDERJAHRE EINER MASCHINE (1984, Knaur- SF-TB 5773), sowie als ROBERT RODERICK (Bd. 86 in der Heyne-SF-Bibliothek 1992, einbändige Ausgabe). Die gelungene Mischung aus Entwicklungsroman und Autobiographie ist in ihrer komischen und tragischen Größe ein Höhepunkt der phantastischen Literatur. Sladek hat die Roboter-Erzählungen, die bis dahin fast ausschließlich mit dem Namen Asimovs verbunden waren, in neue literarischen Dimensionen gehoben. Im Jahr 1984 gewann Sladek den British SF Award für TIK-TOK (dt. 1984 als TICK-TACK, Ullstein-SF-TB 31115), einen satirischen Roman um einen verrückten Roboter, in dem er Asimovs "Roboter-Gesetze" auseinandernimmt. Sladek wird, unbestritten seiner literarischen Qualitäten, für immer als einer der großen Humoristen des Genres in Erinnerung bleiben.

Kurzmeldungen: Noch ein Todesfall: Karel Thole (*1914); der bekannte Titelbildillustrator verstarb 86jährig am 26. März in seinem Haus in Cannobio, Italien. Der seit den frühen 50er Jahren für Verlage in Italien, Holland und den USA tätige Maler, dominierte zwischen 1970 und 1985 den Markt für europäische SF-Kunst. Thole zog sich 1986 wegen einer Augenerkrankung fast völlig zurück. Besonders die Gestaltung der frühen Heyne-SF-Reihe machte ihn auch bei uns bekannt. Berühmt waren seine runden Deckelbilder, z. B. für die deutsche Ausgabe von Asimov’s-SF-Magazin (ebenfalls Heyne).

Den diesjährigen Philip K. Dick Award erhielt Stephen Baxter für seinen Roman VACUUM DIAGRAMS. Dieser Preis wird alljährlich für die beste Originalveröffentlichung im Taschenbuchbereich vergeben.

Die HUGO Awards 2000 werden auf dem World-Con Anfang September vergeben. Nominiert in der Sparte "Bester Roman" sind diesmal unter anderem A CIVIL CAMPAIGN von Lois McMaster Bujold, DARWIN’S RADIO von Greg Bear und der hochgelobte und vielversprechende neue Roman von Neal Stephenson CRYPTONOMICON. Und natürlich: HARRY POTTER AND THE PRISONER OF AZKABAN von J. K. Rowling! Der HUGO ist wahrscheinlich der einzige Preis, den Frau Rowling noch nicht gewonnen hat.

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