TEMPORAMORES - Newsletter # 97 - 25.10.2006




KURZMELDUNGEN

Bereits zum vierten Mal lässt der walisische Autor Jasper Fforde seine literarische Geheimagentin Thursday Next für Ordnung im Bücherkosmos sorgen. Der in leuchtendes Magenta gebundene Roman trägt den leitmotivischen Titel ES IST WAS FAUL (dtv premium) und beginnt mit der Rückkehr Thursdays in ihr »normales« Leben (nachdem sie im dritten Band in den BRUNNEN DER MANUSKRIPTE steigen musste). Da sie inzwischen Mutter eines prächtigen Knaben namens Friday ist, muss sie eigentlich nur noch dafür sorgen, das ihr »genichteter« Ehemann Landen wieder unter die Lebenden zurückkehrt – allerdings müsste sie sich dazu erst mal an ihn erinnern können. Neben diesen eher familiären Problemen versuchen natürlich wieder einmal jede Menge Schurken die Welt zu vernichten, aus England eine Diktatur zu machen, oder Thursday Next vom Gewinn der Krocketmeisterschaft abzuhalten. Wobei Fford in gewohnt spielerischer Manier alles durcheinander wirft und mit literarischen Zitaten durchmischt. Wie immer zum Vergnügen seiner Leser.

Endlich ist es soweit: Der gute Arno Schmidt ist zur Schullektüre geworden. Als Band 71 erschien in der »BasisBibliothek« des Suhrkamp Verlags im Oktober 2006 der Science-Fiction-Roman SCHWARZE SPIEGEL, der erstmals 1951 veröffentlicht wurde, mit einem ausführlichen Anmerkungsteil und einem Kommentar von Oliver Jahn. Die Bände der »BasisBibliothek« sind speziell für den Gebrauch in Schule und Universität konzipiert und bieten vorzüglich edierte literarische Hauptwerke mit einem Kommentar, der nicht nur auf dem neuesten Stand der Forschung ist, sondern auch klar strukturiert und allgemein verständlich den Studenten und Schülern als Hilfe dienen soll. Schmidts düstere Zukunftsvision vom letzten Menschen in Europa steht damit in einer Reihe mit Klassikern wie Goethe, Max Frisch und Hermann Hesse.

Neues gibt es von Stephen King zu melden: Der Großmeister des Horror hat sich nach dem Handy-Schocker PULS an ein Thema gewagt, dass Vielen als ein Bereich gilt, in dem man mit wenigen Worten den größtmöglichen Schaden anreichten kann: Die Ehe. Sein neuester Roman LOVE (Heyne, im Original LISEY’S STORY) erzählt von den Problemen, die eine verwitwete Schriftstellergattin bekommen kann, wenn die Bücher ihres Mannes die »falschen« Leser haben.

Als wortmächtiger (über 1150 Seiten) Erzähler einer alternativen Geschichte erweist sich einmal mehr Neal Stephenson. Sein neuestes Buch CONFUSION (Goldmann) ist zwar nur der Mittelteil der »Barock«-Trilogie, aber der Textkorpus ist so komplex, dass man sowieso erst noch mal den Vorgänger QUICKSILVER (der bereits vor zwei Jahren erschien) lesen sollte, bevor man das aktuelle Werk verschlingt – und bis dahin ist dann Band Drei hoffentlich nicht mehr weit. Allerdings bin ich schon jetzt gespannt, ob man auch bei THE SYSTEM OF THE WORLD auf eine Übersetzung des Titels verzichtet – diese Unsitte reißt dermaßen ein, dass man am liebsten gleich zum Original greifen möchte.



ZITAT

Hape Kerkeling: ICH BIN DANN MAL WEG. / Joachim Fest: ICH NICHT.

 (Platz 1 und 2 der SPIEGEL-Sachbuch-Bestsellerliste, 16.10.06)




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