Beginnen will ich heute mit
dem hübschen Hardcoverbändchen JAGANNATH (Carcosa, ISBN 978-3-910914-22-3),
einer Kurzgeschichtensammlung von Karin
Tidbeck. Tidbeck, 1977 in Stockholm geboren und heute in Malmö lebend,
schreibt auf Schwedisch und Englisch, besuchte einen der berühmten Clarion
SF-Writers Workshops und beeindruckte u. a. Ursula K. Le Guin, was sicherlich einer der Gründe war, warum
JAGANNATH nun von Hannes Riffel
übersetzt auf Deutsch erhältlich ist. Ein weiterer – und sehr guter – Grund sind
die Erzählungen selbst. Keine einzige davon erfüllt irgendwelche Erwartungen,
jede ist einzigartig und sensationell innovativ. 13 Stories auf 217 Seiten – es
gibt viel zu entdecken auf dem Planeten Tidbeck.
Da liegt
er nun vor mir, der Riesen-Roman JERUSALEM (Carcosa, ISBN 978-3-910914-20-9), mit dem Alan Moore versucht, alle anderen Riesen-Romane der letzten hundert
Jahre zu übertrumpfen. Zumindest was die offensichtlichen Dinge angeht, ist ihm
dies auch (fast) gelungen: Die deutsche Ausgabe, hervorragend übersetzt von Hannes Riffel, Andreas Fliedner, Alex
»molosovsky« Müller & Ralf Gnosa, hat stattliche 1445 Seiten (die
allerdings aufgrund des deutlich größeren Formats umgerechnet mehr als 2000
Normalseiten entsprechen). Gedruckt auf satiniertem Dünndruckpapier hat der
Kolos im Format 25 x 18 cm immer noch mehr als 6 cm Rückenbreite und über 2 KG
Gewicht. Was bei all diesen Äußerlichkeiten noch fehlt ist eine Inhaltsangabe,
aber wie soll ein solches Monumentalwerk denn mit einem Satz erklärt werden.
Wenn es so einfach wäre, lohnte sich der Aufwand ja gar nicht. Dass Alan Moore
einer der herausragenden Geschichtenerzähler der Gegenwart ist, hat er
vielfach bewiesen. Jetzt ist es an der Zeit ihm einfach zu vertrauen und voller
Zuversicht auf dieses Wörtermeer hinaus zu segeln – wir treffen uns dann am
anderen Ufer wieder und werden an Alter und Weisheit zugenommen haben.
Im Verlag Torsten Low ist unter
dem Titel SCIENCE-FICTION ART UND KALENDERGESCHICHTEN ein querformatiger
Monatskalender für 2025 erschienen, herausgegeben von Marianne Labisch und den Illustratoren Uli Bendick und Mario Franke.
Die 42 x 30 cm großen Blätter zeigen neben dem Kalendarium jeweils ein Farbbild
von Bendick oder Franke und auf der Rückseite je eine Science-Fiction-Story
plus eine Schwarzweißgrafik. Die Textbeiträge stammen von Arno Endler, Tom J. Forrester, Veith Kanoder-Brunnel, Marco Rauch,
Friedhelm Schneidewind, Rainer Schorm, Johann Seidl, Michael Sperling, Gard
Spirlin, Achim Stößer, Michael Tinnefeld, Wolf Welling und Maximilian Wust. Da auch 2025 nur zwölf
Monate hat, erklärt sich der 13. Autorenname über die Bonusgeschichte auf der
Deckblatt-Rückseite. Bestellungen beim Verlag.
„Ein befreundeter Psychiater, der bei
mir einmal zu Gast war, sagte mit Blick auf meine Bücherwände: ‚Denis, wovor
hast du eigentlich so große Angst, dass die Mauern deines Hauses nicht genügen
und du eine zweite Mauer aus Büchern davor errichten musst?‘ Ich war verblüfft
über diese Sicht, zum Glück aber schlagfertig genug, um zu antworten: ‚Das sind
keine Mauern, das sind Fenster!‘“
Denis Scheck, in: SCHECKS BESTSELLERBIBEL (S. 282)