Brave Kinder bekommen ihre Geschenke ja vom Osterhasen ins Nest gelegt,
wir anderen dürfen uns die guten Dinge selber kaufen – dazu rechtzeitig vor
Ostern einige anregende Ideen aus der Buchhandlung unseres Vertrauens:
Völlig krauses Zeug, abgefahren und merkwürdig, ist der bei Manhattan
als Hardcover erschienene Weltschöpfungsmythos DAS EVANGELIUM DES FLIEGENDEN
SPAGHETTIMONSTERS von Bobby Henderson, in dem das Universum durch die
Offenbarungen einer Nudelgottheit erklärt wird. Wer (wie ein mir gut bekannter
Buchhändler) gerne absurde Komik mag, liegt hier genau richtig.
Na so was: Da verfolgt man voller Interesse, wie in den USA Kim
Stanley Robinson einen tollen Umwelt-Thriller nach dem anderen vorlegt
(nach 40 SIGNS OF RAIN und 50 DEGREES BELOW folgte soeben 60 DAYS AND COUNTING)
und dann entdeckt man, dass in Deutschland Wolfgang Hohlbein ebenfalls
eine „Apokalypse-Trilogie“ (Knaur) geschrieben hat. Nach FLUT und FEUER
erschien nun der Abschlussband STURM (630 Seiten, Hardcover), in dem ein
„Computerspezialist“ entdeckt, dass die immer verheerenderen Stürme durch die
„uralte Kraft der Sturmdämonen entfesselt“ wurde. Der Held stürzt sich mutig in
einen fast aussichtslosen Kampf, bei dem es „um sein Kind, seine Frau und am
Ende um die gesamte Menschheit geht ...“ Andererseits könnte man Robinsons
Bücher ja auch mal im Original lesen.
Nach der Jubelnummer vom Januar geht es bei phantastisch! neues aus
anderen welten (Havemann) mit der Nummer 26 im gewohnten Umfang und
Rhythmus weiter. Anfang April kommt das neue Heft mit der bekannten Mischung
aus Interviews, Stories, Rezensionen und Artikeln. Hervorzuheben sind zwei
Beiträge von B. Figatowski und U. Blode, in denen die seit
einiger Zeit laufende Diskussion über die schulische Verwertbarkeit von SF
weiter befördert wird.
Wer zum Teufel ist Joe Hill? Der soeben bei Heyne veröffentlichte
Horror-Roman BLIND (im Original HEART-SHAPED BOX) stürmt angeblich weltweit die
Hitlisten und wurde bereits nach Hollywood verkauft, was dem Autor nach Zeitungsmeldungen
eine Millionen Dollar aufs Konto spülte. Ach so, Joe Hill heißt eigentlich Joseph
Hillstrom King und ist der älteste Sohn von Mr. Stephen King – da
muss man sich dann (auch über den Buchtitel) nicht mehr weiter wundern.
Und das Beste zum Schluss: Der amerikanischen Autorin Elizabeth Moon
ist es mit dem Roman DIE GESCHWINDIGKEIT DES DUNKELS (dtv-premium, 460 Seiten,
englische Broschur, ISBN 978-3-423-24958-2) gelungen, endlich einen würdigen
Nachfolger zu Daniel Keyes FLOWERS FOR ALGERNON zu schreiben. Die Geschichte
des Autisten Lou Arrendale besitzt eine unglaubliche Kraft und die Fähigkeit,
dem Leser ans Herz zu greifen. Dieses erzählerische Meisterwerk ist jetzt schon
mein Lieblingsbuch für das Jahr 2007!
„Um zu verhindern, dass kleine Leute böse werden, schlagen wir vor,
dieses Buch ganz oben ins Regal zu stellen.“
Bobby Henderson – DAS EVANGELIUM DES FLIEGENDEN SPAGHETTIMONSTERS (S. 9)