Der Frankfurter Verlag und Versandbuchhandel Zweitausendeins bleibt auch
unter neuer Führung seinen alten Qualitätsprinzipien treu. Anfang Mai
erschienen zwei neue Bücher, die unbedingt ihren Weg in unsere Regale finden
sollten. Zuerst sei auf die neue Geschichtensammlung NACH HAUSE von Eugen
Egner hingewiesen. Der Band enthält neun „makabre“ Stories, die alle von
Leuten erzählen, die „nach Hause“ wollen, dort aber aus den merkwürdigsten
Gründen nicht ankommen. Der Autor hat sein Buch (inklusive Schutzumschlag)
wieder selbst illustriert – und wie immer liegt eine von Egner eigens für diese
Ausgabe geschaffene und signierte Grafik bei.
Das zweite – wirklich herausragende – Werk ist DIE COMICS. ALLE!, eine
Sammelausgabe aller von Gerhard Seyfried und Ziska Riemann bisher
veröffentlichten Bildergeschichten. Auf exakt 700 Seiten im Format 31 x 23 cm
beläuft sich die Summe dieser erst- und einmaligen Werkschau von Deutschlands
bekanntestem Underground-Comic-Zeichner, der seit den 90er Jahren im Duo mit
Ziska arbeitet. Der Hardcoverband ist fadengeheftet, größtenteils farbig und
enthält einen exklusiv für das Buch gezeichneten neuen Comic („Der Fluch der
Nippon-Ziege“) der beiden Künstler. Das Spektrum reicht vom ersten Bestseller
WO SOLL DAS ALLES ENDEN über das spacige INVASION AUS DEM ALLTAG und die FUTURE
SUBJUNKIES bis hin zu kleineren Arbeiten, die in amerikanischen U-Comix (ich
sage nur FREAK BROTHERS) erschienen sind. Das mehrere Kilo schwere Monsterteil
trägt doch sehr zur Erheiterung in spätkapitalistisch-traurigen Zeiten bei.
Einen weiteren Top-Comic bietet Panini an: Aus der in den USA seit 1995
laufenden Serie ASTRO CITY, geschrieben von Kurt Busiek, erschien im Mai
die Grafic Novel DER GEFALLENE ENGEL (Originaltitel: THE TARNISHED ANGEL). Auf
zweihundert Seiten erzählt Busiek – unterstützt von seinen gestalterischen
Mitarbeitern, Alex Ross, Brent Eric Anderson, Will Blyberg
und Alex Sinclair – die Geschichte des nicht ganz so bösen Superschurken
Carl Donewicz alias Steeljack. Der muss, wie ein klassischer Detektiv
aus den alten Schwarzweißfilmen der 50er Jahre, eine Mordserie aufklären, bei
der es eine ganze Reihe seiner alten Kumpels erwischt hat. Wie immer in den
ASTRO CITY-Büchern, ist es vor allem die exzellente Mischung aus hochklassiger
Geschichte und den mit viel Liebe am Detail gezeichneten Bildern, die den
Betrachter/Leser zu überzeugen weiß. Das von Gerlinde Althoff
erstklassig übersetzte Softcover enthält außer den Abbildungen der sechs
Einzelcover der Originalausgabe noch ein lobendes Vorwort von Frank Miller.
Es ist zu hoffen, dass Panini noch weitere Sammelbände mit Geschichten aus
ASTRO CITY, der zur Zeit wohl interessantesten Comic-Stadt Amerikas,
herausbringt – die Abenteuer der dort ansässigen Helden sollten endlich auch
das deutsche Publikum erfreuen.
„Die Antwort finden Sie in der kleinen Geschichte ..., in der ich
erzähle, wie dieses Buch zustande kam und wie es mir gelungen ist,
Kunstsachverstand und Tierliebe zu einem erfolgreichen Unternehmen der
Pharmaindustrie zu verschmelzen.“
Monalisa Milketott – Vorwort
in: Seyfried & Ziska, DIE COMICS. ALLE! (S. 7)