TEMPORAMORES - Newsletter # 108 - 07.07.2007




KURZMELDUNGEN

Mit einem hochklassigen Titelbild des Würzburger Künstlers Volkan Baga schmückt sich die neueste Ausgabe von phantastisch! (Verlag Achim Havemann). Die Nummer 27 pendelt diesmal zwischen Abschied und Neubeginn: Es gibt einen Nachruf auf Kurt Vonnegut, ein Interview mit Wolfgang Jeschke und einen Artikel zum achtzigsten Geburtstag von Herbert W. Franke. Außerdem beendet Andreas Eschbach seine Serie mit Werkstattnotizen, die immerhin 12 Teile erreichte. Neues gibt es dafür von Piper-Programmdirektor Carsten Polzin, der nicht nur in einem ausführlichen Interview vorgestellt wird, sondern gleich als Autor eines kenntnisreichen Artikels über den Filmklassiker PHASE IV gewonnen werden konnte. Besondere Aufmerksamkeit hat der polemische Artikel über die missglückte Neuübersetzung von Ursula K. Le Guins Meisterwerk THE DISPOSSESSED verdient. Wieder einmal bringt phantastisch! auf 68 Seiten viel „neues aus anderen welten“.

Die zweite Jahreshälfte beginnt mit einem unerwarteten Schwung guter Bücher aus dem Heyne Verlag: In der exzellenten Philip K. Dick-Reihe ist WE CAN BUILD YOU aus dem Jahr 1972 in einer ungekürzten Neuübersetzung von Frank Böhmert unter dem Titel DIE LINCOLN-MASCHINE (Heyne-TB 52270) erschienen. Von Charles Stross kam mit DÄMONENTOR (Heyne-TB 52313) der erste Roman einer neuen Mysterie-Serie heraus und Altmeister M. John Harrison ist mit NOVA (Heyne-TB 52291) vertreten. Und – Trommelwirbel! Tusch! Hurra! – auch das heiß ersehnte DAS SCIENCE FICTION JAHR 2007 (Heyne-TB 52261) liegt endlich vor. Wie immer herausgegeben von Wolfgang Jeschke (und Sascha Mamczak) beschäftigt sich das 1400-Seiten-Werk diesmal vor allem mit dem Schwerpunkt „Das Ende eines Genres?“ (womit die SF gemeint ist!). Daneben gibt es wie immer Interviews, Rezensionen, Tabellen und Jahresrückblicke – einfach unverzichtbar!

Deutschlands östlichste Stadt, Görlitz, ist in Georg Kleins neuem Roman SÜNDE GÜTE BLITZ (Rowohlt, ISBN 978-3-498-03532-7) Schauplatz gleich einer ganzen Reihe von spektakulären phantastischen Ereignissen: Wunderheilungen, Dämonen, Wesen aus anderen Dimensionen – da kommt ganz schön was zusammen für die Aushilfshausmeisterin Angela Z. Auf 190 Seiten zeigt Klein mit welcher Grandezza er die deutsche Sprache beherrscht und mit wie wenig Aufwand ein erstklassiger Roman auskommen kann. Georg Klein zählt seit seinem Erstling LIBIDISSI (1998) zu den bemerkenswertesten Erzählern Deutschlands und zeigt sich in seinen Werken vertraut mit allen Höhen und Tiefen der unterschiedlichsten literarischen Genres.


ZITAT

„Er wirft sich in Positur und grüßt seinen Patienten, ohne ein Wort, nur mit erhobenem Arm. Die einfache Geste des Amerikaners im Exil rührt Spaik, und in einem Anflug weichen Humors hebt er selbst den rechten Arm, so hoch er kann. Das blutrote Handtuch plumpst ihm in den Schoß, aber Spaik läßt die Hand nicht sinken. So gibt Spaik dem wackeren Mediziner, dem wohl letzten Rassisten reinsten Wassers, den Verehrer des Gahis, den gleichen Gruß zurück und haucht dazu jenes altertümelnde einsilbige deutsche Grußwort, das uns – wäre es der historischen Bosheit wieder entrissen – wie kein zweites mit dem Leben in Einklang zu setzen verstünde.“

Georg Klein  – LIBIDISSI (S. 199)




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