Mit einem hochklassigen Titelbild des Würzburger Künstlers Volkan
Baga schmückt sich die neueste Ausgabe von phantastisch! (Verlag
Achim Havemann). Die Nummer 27 pendelt diesmal zwischen Abschied und Neubeginn:
Es gibt einen Nachruf auf Kurt Vonnegut, ein Interview mit Wolfgang
Jeschke und einen Artikel zum achtzigsten Geburtstag von Herbert W.
Franke. Außerdem beendet Andreas Eschbach seine Serie mit
Werkstattnotizen, die immerhin 12 Teile erreichte. Neues gibt es dafür von
Piper-Programmdirektor Carsten Polzin, der nicht nur in einem
ausführlichen Interview vorgestellt wird, sondern gleich als Autor eines
kenntnisreichen Artikels über den Filmklassiker PHASE IV gewonnen werden
konnte. Besondere Aufmerksamkeit hat der polemische Artikel über die
missglückte Neuübersetzung von Ursula K. Le Guins Meisterwerk THE
DISPOSSESSED verdient. Wieder einmal bringt phantastisch! auf 68 Seiten
viel „neues aus anderen welten“.
Die zweite Jahreshälfte beginnt mit einem unerwarteten Schwung guter
Bücher aus dem Heyne Verlag: In der exzellenten Philip K. Dick-Reihe ist
WE CAN BUILD YOU aus dem Jahr 1972 in einer ungekürzten Neuübersetzung von Frank
Böhmert unter dem Titel DIE LINCOLN-MASCHINE (Heyne-TB 52270) erschienen.
Von Charles Stross kam mit DÄMONENTOR (Heyne-TB 52313) der erste Roman
einer neuen Mysterie-Serie heraus und Altmeister M. John Harrison ist
mit NOVA (Heyne-TB 52291) vertreten. Und – Trommelwirbel! Tusch! Hurra! – auch
das heiß ersehnte DAS SCIENCE FICTION JAHR 2007 (Heyne-TB 52261) liegt endlich
vor. Wie immer herausgegeben von Wolfgang Jeschke (und Sascha Mamczak)
beschäftigt sich das 1400-Seiten-Werk diesmal vor allem mit dem Schwerpunkt
„Das Ende eines Genres?“ (womit die SF gemeint ist!). Daneben gibt es wie immer
Interviews, Rezensionen, Tabellen und Jahresrückblicke – einfach unverzichtbar!
Deutschlands östlichste Stadt, Görlitz, ist in Georg Kleins neuem
Roman SÜNDE GÜTE BLITZ (Rowohlt, ISBN 978-3-498-03532-7) Schauplatz gleich
einer ganzen Reihe von spektakulären phantastischen Ereignissen:
Wunderheilungen, Dämonen, Wesen aus anderen Dimensionen – da kommt ganz schön
was zusammen für die Aushilfshausmeisterin Angela Z. Auf 190 Seiten zeigt Klein
mit welcher Grandezza er die deutsche Sprache beherrscht und mit wie wenig
Aufwand ein erstklassiger Roman auskommen kann. Georg Klein zählt seit seinem
Erstling LIBIDISSI (1998) zu den bemerkenswertesten Erzählern Deutschlands und
zeigt sich in seinen Werken vertraut mit allen Höhen und Tiefen der
unterschiedlichsten literarischen Genres.
„Er wirft sich in Positur und grüßt seinen Patienten, ohne ein Wort, nur
mit erhobenem Arm. Die einfache Geste des Amerikaners im Exil rührt Spaik, und
in einem Anflug weichen Humors hebt er selbst den rechten Arm, so hoch er kann.
Das blutrote Handtuch plumpst ihm in den Schoß, aber Spaik läßt die Hand nicht
sinken. So gibt Spaik dem wackeren Mediziner, dem wohl letzten Rassisten
reinsten Wassers, den Verehrer des Gahis, den gleichen Gruß zurück und haucht
dazu jenes altertümelnde einsilbige deutsche Grußwort, das uns – wäre es der
historischen Bosheit wieder entrissen – wie kein zweites mit dem Leben in
Einklang zu setzen verstünde.“
Georg Klein – LIBIDISSI (S. 199)