Im Berliner Shayol Verlag gibt es seit einigen Jahren eine
„Utopisch-Phantastische Bibliothek“ genannte Reihe, die in exquisiter
Aufmachung (Leineneinband mit Schutzumschlag, Lesebändchen) streng limitierte
Ausgaben seltener Science-Fiction-Titel bringt. Als Band 4 erschien dort jetzt
die Deutsche Erstausgabe von Robert A. Heinleins bisher
unveröffentlichtem Frühwerk FOR US, THE LIVING. Der Titel wurde 2004 erstmals
in den USA veröffentlicht und trägt bei uns den Titel DIE NACHGEBORENEN (ISBN
978-3-926126-70-2). Die Übersetzung ist von Sara Riffel. Außer dem
Romantext findet man auf den 266 Seiten noch eine Einführung von Spider
Robinson und ein Nachwort von Robert James. Die auf 333 Exemplare
limitierte Ausgabe kostet 49,00 Euro und ist über den Buchhandel oder bei www.shayol.de zu beziehen.
Bei Heyne hat man mal wieder alles falsch verstanden: Der letzte bisher
unveröffentlichte Richard Bachmann-Roman BLAZE (der 1973 in der
Schublade verschwand) ist in den USA jetzt, mit einem Vorwort von Stephen
King, erschienen. Die Münchener Spielverderber machten daraus „Stephen King
schreibt als Richard Bachmann“ und setzen das Vorwort ans Ende des Romans, der
den Titel QUAL trägt (ISBN 978-3-453-26583-7), wo man es mehr durch Zufall
entdeckt. Als Zuckerchen gibt es dafür noch eine Stephen King-Story mit dem Titel
„Erinnerung“ (OT: „Memories“, 2006), die Appetit auf den nächsten Roman machen
soll.
Der Piper Verlag macht dafür alles richtig: In einer wunderschön
gestalteten großformatigen und illustrierten Ausgabe ist soeben der neue
Zamonien-Roman von Walter Moers erschienen. DER SCHRECKSENMEISTER (ISBN
978-3-492-04937-5) bietet ein „kulinarisches Märchen“, das – ursprünglich von
einem gewissen Gofid Letterkerl ersonnen – vom zamonischen Kultautor Hildegunst
von Mythenmetz „neu erzählt“ wird. Moers firmiert, wie schon bei seinen letzten
Büchern, lediglich als Übersetzer und Illustrator. Die 382 Seiten lange
Märchenerzählung basiert auf einer Novelle eines weltberühmten Schweizer
Autors, die erstmals 1855 erschien – und deren Lektüre sich ebenfalls lohnt.
(Wer das Anagramm entschlüsselt hat, kann sich den Text, falls nicht in der
eigenen Bibliothek vorhanden, aus dem Internet herunterladen.) Um das Buch den
deutschen Lesern vorzustellen, begab sich Mythenmetz persönlich auf Werbetour
und traf in Köln auf den Journalisten Andreas Platthaus. Ein
ausführliches Interview mit dem „Lindwurm“ erschien in der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung vom 18. August, gefolgt von mehreren TV-Auftritten –
der Kontinent Zamonien liegt näher als gedacht.
„Aber Perry, Sie interessieren sich doch nicht wirklich für das Töten,
oder?“ fragte Diana beunruhigt und ungläubig. Er tätschelte ihre Hand. „Nein
Dian’, ganz und gar nicht. Aber ich interessiere mich für die Strategie und
Taktik und die Art der Waffen, die verwendet wurden, so wie Sie sich für die
zeremoniellen Tänze interessieren würden, von denen die Blutopfer der Azteken
begleitet waren.“ Ihre Stirn glättete sich. „Ja, da haben Sie wohl recht.“
Robert A. Heinlein – DIE NACHGEBORENEN (S. 77-78)