TEMPORAMORES - Newsletter # 110 - 25.08.2007




KURZMELDUNGEN

Im Berliner Shayol Verlag gibt es seit einigen Jahren eine „Utopisch-Phantastische Bibliothek“ genannte Reihe, die in exquisiter Aufmachung (Leineneinband mit Schutzumschlag, Lesebändchen) streng limitierte Ausgaben seltener Science-Fiction-Titel bringt. Als Band 4 erschien dort jetzt die Deutsche Erstausgabe von Robert A. Heinleins bisher unveröffentlichtem Frühwerk FOR US, THE LIVING. Der Titel wurde 2004 erstmals in den USA veröffentlicht und trägt bei uns den Titel DIE NACHGEBORENEN (ISBN 978-3-926126-70-2). Die Übersetzung ist von Sara Riffel. Außer dem Romantext findet man auf den 266 Seiten noch eine Einführung von Spider Robinson und ein Nachwort von Robert James. Die auf 333 Exemplare limitierte Ausgabe kostet 49,00 Euro und ist über den Buchhandel oder bei www.shayol.de zu beziehen.

Bei Heyne hat man mal wieder alles falsch verstanden: Der letzte bisher unveröffentlichte Richard Bachmann-Roman BLAZE (der 1973 in der Schublade verschwand) ist in den USA jetzt, mit einem Vorwort von Stephen King, erschienen. Die Münchener Spielverderber machten daraus „Stephen King schreibt als Richard Bachmann“ und setzen das Vorwort ans Ende des Romans, der den Titel QUAL trägt (ISBN 978-3-453-26583-7), wo man es mehr durch Zufall entdeckt. Als Zuckerchen gibt es dafür noch eine Stephen King-Story mit dem Titel „Erinnerung“ (OT: „Memories“, 2006), die Appetit auf den nächsten Roman machen soll.

Der Piper Verlag macht dafür alles richtig: In einer wunderschön gestalteten großformatigen und illustrierten Ausgabe ist soeben der neue Zamonien-Roman von Walter Moers erschienen. DER SCHRECKSENMEISTER (ISBN 978-3-492-04937-5) bietet ein „kulinarisches Märchen“, das – ursprünglich von einem gewissen Gofid Letterkerl ersonnen – vom zamonischen Kultautor Hildegunst von Mythenmetz „neu erzählt“ wird. Moers firmiert, wie schon bei seinen letzten Büchern, lediglich als Übersetzer und Illustrator. Die 382 Seiten lange Märchenerzählung basiert auf einer Novelle eines weltberühmten Schweizer Autors, die erstmals 1855 erschien – und deren Lektüre sich ebenfalls lohnt. (Wer das Anagramm entschlüsselt hat, kann sich den Text, falls nicht in der eigenen Bibliothek vorhanden, aus dem Internet herunterladen.) Um das Buch den deutschen Lesern vorzustellen, begab sich Mythenmetz persönlich auf Werbetour und traf in Köln auf den Journalisten Andreas Platthaus. Ein ausführliches Interview mit dem „Lindwurm“ erschien in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. August, gefolgt von mehreren TV-Auftritten – der Kontinent Zamonien liegt näher als gedacht.


ZITAT

„Aber Perry, Sie interessieren sich doch nicht wirklich für das Töten, oder?“ fragte Diana beunruhigt und ungläubig. Er tätschelte ihre Hand. „Nein Dian’, ganz und gar nicht. Aber ich interessiere mich für die Strategie und Taktik und die Art der Waffen, die verwendet wurden, so wie Sie sich für die zeremoniellen Tänze interessieren würden, von denen die Blutopfer der Azteken begleitet waren.“ Ihre Stirn glättete sich. „Ja, da haben Sie wohl recht.“

Robert A. Heinlein – DIE NACHGEBORENEN (S. 77-78)




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