Die Frankfurter Buchmesse wirft ihren Schatten in Form von Büchern
voraus. In den letzten Tagen lagen neue Titel von Bestseller-Autoren wie Dan Simmons
(TERROR, Hardcover bei Heyne, eine Beschreibung der gescheiterten
Franklin-Expedition, die 1845 die Nord-West-Passage finden wollte), Terry Pratchett
(SCHÖNE SCHEINE, Hardcover bei Manhattan, der neueste Scheibenwelt-Roman: „Geld
allein macht nicht glücklich – es gehört auch etwas Gold dazu“), Tad Williams (DAS SPIEL, Band 2 der SHADOWMARCH-Trilogie, bei Klett-Cotta) und Cornelia Funke (TINTENTOD, bei
Dressler, der Abschlussband ihrer TINTEN-Trilogie)
vor.
Noch kein Bestseller, aber der Erwähnung wert, ist DIE GLASBÜCHER DER
TRAUMFRESSER (ISBN 978-3-7645-0278-2),
der Erstling von Gordon Dahlquist. Der Amerikaner Dahlquist
zeigt sich fasziniert von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und lässt
nicht nur seinen Abenteuerroman in jener Zeit spielen (mit jeder Menge Action,
Romantik und utopisch-phantastischen Erfindungen), sondern hat für das äußere
Erscheinungsbild auch die gute alte „Dime-Novel“
gewählt. Blanvalet setzt diese Vorgabe geschickt um:
mit zehn broschierten Bänden im Schuber. In den USA wurden DIE GLASBÜCHER
begeistert aufgenommen, eine Fortsetzung (THE DARK VOLUME) ist angekündigt und Dahlquist schreibt bereits an Band 3.
Ein weiterer Erstlingsroman ist der bereits 2000 in den USA erschienene
HOUSE OF LEAVES von Mark Z. Danielewski, der bei Klett-Cotta unter dem Titel DAS
HAUS veröffentlicht wurde. Das als phantastisches Psychodrama angelegte Werk
ist inhaltlich wie optisch außergewöhnlich und wird selbst von seinem Autor als
„schwieriges Buch, das provoziert“ bezeichnet. Unter anderem ist die verspätete
Veröffentlichung auch auf die mehrjährige aufwändige Übersetzungsarbeit von Christa Schuenke
und Olaf Schenk zurückzuführen. Auf
den ersten Blick wirkt DAS HAUS wie eine verspielte Hommage an Thomas Pynchon,
James Joyce und Arno Schmidt – und entzieht sich klug jeder erklärenden
Kurzfassung. In der Buchhandlung Ihres Vertrauens mal reinschauen!
Wer nicht auf Übersetzungen angewiesen ist, kann zu Stephen R. Donaldsons FATAL REVENANT, der Fortsetzung der letzten Thomas-Covenant-Chroniken greifen; und auch POWERS, der
dritte Band von Ursula K. Le Guins großartigen
ANNALS OF THE WESTERN SHORE ist erschienen.
Dieter von Reeken setzt seine verdienstvolle „Kollektion Hoffmann“
mit der Veröffentlichung von DER GOLDTRUST und DIE EROBERUNG DER LUFT (zwei
Romane in einem Band) fort. Als nächster Band ist für Ende Oktober Oskar Hoffmanns umfangreicher SF-Roman
UNTER MARSMENSCHEN geplant. Der Kleinverlag DvR ist
jetzt dazu übergegangen ISBN zu verwenden, und die gutgemachten Nachdruckbände
sollten demnächst auch über den Buchhandel bestellbar sein.
„Mögen Enthusiasten und Verleumder auch weiterhin ganze Wörterbücher leerfegen in ihrem Bestreben, den Begriff »Authentizität«
verständlich oder aber lächerlich zu machen, er bleibt doch ohne Zweifel das
Wort, woran am ehesten sich ein Disput entzünden dürfte.“
Mark Z. Danielewski – DAS HAUS, S. 3