TEMPORAMORES - Newsletter # 130 - 4.12.2008




NACHRUF

Wie die Kollegen von EXODUS vermeldeten, verstarben in Schwerin innerhalb weniger Wochen Johanna und Günter Braun. Das ostdeutsche Schriftsteller-Ehepaar, das in der DDR seit 1955 aktiv war, gehörte in den 1970er und 80er Jahren zu den bedeutendsten und bekanntesten Verfassern utopisch-phantastischer Texte, die vielfach auch in Westdeutschland veröffentlicht wurden. Mit Romanen wie DER IRRTUM DES GROSSEN ZAUBERERS (1972) und  DAS KUGELTRANSZENDENTALE VORHABEN (1984) bewiesen sie, dass sich auch in der ostdeutschen Science Fiction Humor, Romantik und Philosophie unterbringen ließen. Ihre zahlreichen Kurzgeschichten wurden in Bänden wie DER FEHLFAKTOR (1975), DER UTOFANT (1981) oder DER X-MAL VERVIELFACHTE HELD (1985) gesammelt. Günter Braun, geboren am 12. Mai 1928 in Wismar, starb am 10. November 2008, kurz nach seiner am 24. Oktober verstorbenen langjährigen Gattin Johanna (geboren am 7. Mai 1929 in Magdeburg).

KURZMELDUNGEN

Mehr als zwanzig Jahre nach dem ersten Erscheinen von Orson Scott Cards modernem Klassiker ENDER’S GAME (1985, dt. als DAS GROSSE SPIEL) und dessen viele Jahrhunderte später spielender Fortsetzung SPEAKER FOR THE DEAD (1986, dt. als SPRECHER FÜR DIE TOTEN) hat der Autor jetzt mit ENDER IN EXILE (Tor, 2008, 370 S., Hardcover, ISBN 978-0-7653-0496-4) einen Roman vorgelegt, in dem die Geschichte der fehlenden Jahre erzählt wird. Der jugendliche Ender Wiggin verlässt die Kampfschule und begibt sich mit seiner Schwester Valentine auf eines der ersten Kolonistenschiffe und beginnt seine lange Suche nach einem geeigneten Platz für die Schwarmkönigin.

Bei DvR ist ein Erinnerungsbuch der besonderen Art erschienen: Der bekannte Sammler, Herausgeber und Lexikograph Heinz J. Galle berichtet unter dem Titel WIE DIE SCIENCE FICTION DEUTSCHLAND EROBERTE (ISBN 978-3-940679-20-8) auf 224 Seiten über die Anfänge des SF-Genres in der Bundesrepublik. Dabei konzentriert er sich auf den Zeitraum von 1945 bis 1975, den er als Fan der ersten Stunde aktiv durchlebte. Kenntnis- und detailreich beschreibt Galle das Entstehen des Fandoms, die ersten Gehversuche der Verlage, den Konkurrenzkampf zwischen Leihbuch, Heftroman und Taschenbuch, sowie die frühe Blüte des SF-Films. Dabei greift er nicht nur auf sein Erinnerungsvermögen zurück, sondern öffnet auch seine Bilder-Schatztruhe: Neben einer Vielzahl von in den Text eingestreuten Abbildungen ist besonders ein über 40 Seiten starker Bildteil hervorzuheben, gedruckt auf Hochglanzpapier und in Farbe, der aus diesem Buch ein Prachtstück der Sekundärliteratur macht, das in keiner Sammlung fehlen darf!



ZITAT

„No promises,“ said Ender. „But I’ll try not to get killed. I still have things to do“.

Orson Scott Card – ENDER IN EXILE (S. 369)




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