TEMPORAMORES - Newsletter # 143 - 15.10.2009




KURZMELDUNGEN

Mit der Ausgabe 36 beendet das Magazin phantastisch! seinen 9. Jahrgang und überzeugt mit einem prall gefüllten Heft voller Interviews (fünf Stück diesmal, wobei Patrick Rothfuss der spannendste Gesprächspartner war), Kurzgeschichten (darunter ein „Kamingespräch“ a la Arno Schmidt von Jasper Nicolaisen, mit dem hübschen Titel „Am Ionenfeuer erzählt“), Rezensionen und Artikel. Highlight ist ein Essay von Ursula K. Le Guin über die Science Fiction im Werk von J. G. Ballard, aber auch die Arbeiten von Achim Schnurrer (über Jean Paul), Christian Endres (über den Manga-Hasen Usagi Yojimbo) und Horst Illmer (über Googles frechen Umgang mit dem Copyright) gefallen sehr. Dazu ein Titelbild von Timo Kümmel, das die Vielfalt des Heftinneren perfekt widergibt. Kaufbefehl für Alle, die immer noch kein Abo haben!

Neue Bücher purzeln momentan in die Regale als ob die Verlage und Druckereien einen „Sommer-Stau“ abzuarbeiten hätten. Angeführt wird die Riege neuer Science-Fiction-Titel natürlich vom deutschen Superstar Frank Schätzing, dessen LIMIT (Kiepenheuer & Witsch) in solch unübersehbaren Mengen in den Buchkaufhallen zu Bergen getürmt wird, dass die Qualitäten des 1300-Seiten-Romans einem Verkaufserfolg bestimmt nicht im Wege stehen.

Unser oftmals zu recht gepriesener Lieblingsautor Andreas Eschbach hat mit EIN KÖNIG FÜR DEUTSCHLAND (Lübbe) rechtzeitig zur Bundestagswahl einen Roman über eine mehr als nur zufällig  „vergeigte“ Bundestagswahl veröffentlicht. Es geht darin um Computerprogramme die Wahlergebnisse „korrigieren“ können – und dies in einem Parallelwelt-Deutschland des Jahres 2009 auch tun. So kommen wir schließlich wieder zu einem Monarchen – eine von Eschbach lustvoll in Szene gesetzte Alternative zur aktuellen „Politikverdrossenheit“.

Mit der 1946 geborenen Bestsellerautorin, Literaturwissenschaftlerin und Essayistin Silvia Bovenschen schmuggelte sich völlig überraschend eine reifere Dame in den sonst so elitären Herrenclub der Thriller- und SF-Verfasser. Ihr Roman WER WEISS WAS (S. Fischer) läuft zwar laut Untertitel in der Kategorie „Eine deutliche Mordgeschichte“, aber spätestens als die außerirdischen Sprachwissenschaftler in ihrem Raumschiff beim Versuch die „Worttemperatur“ zu messen ein „pffhhzzt-Problem“ bekommen, ist auch dem naivsten Leser klar, dass hier keine Genre-Erwartungen erfüllt werden.

Die auf schöne und seltene Bücher spezialisierte Achilla Presse hat nach über 150 Jahren endlich DIE MONIKINS von James Fenimore Cooper in einer exklusiven zweibändigen Ausgabe wieder zugänglich gemacht. Der satirisch-utopische Roman wurde von Robert Wohlleben neu übersetzt und von Herausgeber Christian Huck mit einem umfangreichen Nachwort versehen. Bestellungen nur direkt beim Verlag.


ZITAT

„Das ganze Projekt ›Mensch‹ ist ein verfehltes Experiment. Ein Unglück der Evolution. Ein untauglicher Versuch in toto. Wir müssen uns nicht länger mit ihren armen lingualen Bemühungen beschäftigen.“

Silvia Bovenschen – WER WEISS WAS (S. 316)




Zurück

Next