Mit der Ausgabe 36 beendet
das Magazin phantastisch! seinen 9.
Jahrgang und überzeugt mit einem prall gefüllten Heft voller Interviews (fünf
Stück diesmal, wobei Patrick Rothfuss der spannendste Gesprächspartner war),
Kurzgeschichten (darunter ein „Kamingespräch“ a la Arno Schmidt von Jasper Nicolaisen, mit dem hübschen Titel „Am Ionenfeuer
erzählt“), Rezensionen und Artikel. Highlight ist ein Essay von Ursula K. Le Guin
über die Science Fiction im Werk von J.
G. Ballard, aber auch die Arbeiten von Achim
Schnurrer (über Jean Paul), Christian Endres (über den Manga-Hasen Usagi Yojimbo) und Horst
Illmer (über Googles frechen Umgang mit dem Copyright) gefallen sehr. Dazu
ein Titelbild von Timo Kümmel, das
die Vielfalt des Heftinneren perfekt widergibt. Kaufbefehl für Alle, die immer
noch kein Abo haben!
Neue Bücher purzeln momentan
in die Regale als ob die Verlage und Druckereien einen „Sommer-Stau“
abzuarbeiten hätten. Angeführt wird die Riege neuer Science-Fiction-Titel
natürlich vom deutschen Superstar Frank Schätzing, dessen LIMIT (Kiepenheuer & Witsch) in
solch unübersehbaren Mengen in den Buchkaufhallen zu Bergen getürmt wird, dass
die Qualitäten des 1300-Seiten-Romans einem Verkaufserfolg bestimmt nicht im
Wege stehen.
Unser oftmals zu recht
gepriesener Lieblingsautor Andreas
Eschbach hat mit EIN KÖNIG FÜR DEUTSCHLAND (Lübbe) rechtzeitig zur
Bundestagswahl einen Roman über eine mehr als nur zufällig „vergeigte“ Bundestagswahl veröffentlicht. Es
geht darin um Computerprogramme die Wahlergebnisse „korrigieren“ können – und
dies in einem Parallelwelt-Deutschland des Jahres 2009 auch tun. So kommen wir
schließlich wieder zu einem Monarchen – eine von Eschbach lustvoll in Szene
gesetzte Alternative zur aktuellen „Politikverdrossenheit“.
Mit der 1946 geborenen
Bestsellerautorin, Literaturwissenschaftlerin und Essayistin Silvia Bovenschen
schmuggelte sich völlig überraschend eine reifere Dame in den sonst so elitären
Herrenclub der Thriller- und SF-Verfasser. Ihr Roman WER WEISS WAS (S. Fischer)
läuft zwar laut Untertitel in der Kategorie „Eine deutliche Mordgeschichte“,
aber spätestens als die außerirdischen Sprachwissenschaftler in ihrem
Raumschiff beim Versuch die „Worttemperatur“ zu messen ein „pffhhzzt-Problem“
bekommen, ist auch dem naivsten Leser klar, dass hier keine Genre-Erwartungen
erfüllt werden.
Die auf schöne und seltene Bücher spezialisierte Achilla Presse hat nach über 150 Jahren endlich DIE MONIKINS von James Fenimore Cooper in einer exklusiven zweibändigen Ausgabe wieder zugänglich gemacht. Der satirisch-utopische Roman wurde von Robert Wohlleben neu übersetzt und von Herausgeber Christian Huck mit einem umfangreichen Nachwort versehen. Bestellungen nur direkt beim Verlag.
„Das ganze Projekt ›Mensch‹ ist ein
verfehltes Experiment. Ein Unglück der Evolution. Ein untauglicher Versuch in
toto. Wir müssen uns nicht länger mit ihren armen lingualen
Bemühungen beschäftigen.“
Silvia Bovenschen – WER WEISS WAS (S. 316)