Fast
unbemerkt ist soeben der neue Großroman von Neal Stephenson erschienen. Der
(deutsche?) Titel ANATHEM ist zwar denkbar schlecht auszusprechen, sollte aber
den interessierten SF-Leser nicht abhalten, sich den Tausendseiter mal
näher anzusehen. Stephenson ist nach
seinem Ausflug in die Alternativwelt-Vergangenheit der Erde nun wieder in die
Weiten des Weltraums und zu fremden Planeten unterwegs. Die Geschichte spielt
auf Arbre, einer Welt, in der die Naturwissenschaften
einen fast religiösen Stellenwert einnehmen und in klosterähnlichen
Anlagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit weiterentwickelt werden. Nur
während einiger Tage alle hundert Jahre einmal werden die Tore für
einen Austausch von Wissen, Waren und Menschen geöffnet. Das von
Stephenson gekonnt und umsichtig konstruierte Weltgemälde fasziniert von
der ersten Seite an und zeigt ihn als großartigen Erzähler. Die von Juliane Gräbener-Müller
und Nikolaus Stingl übersetzte
Buchausgabe ist bei Goldmann-Manhattan erschienen und enthält außer
einer launigen Vorbemerkung des Autors auch ein Glossar und drei mathematische
Kurzgeschichten im Anhang.
Mehr als fünfzig Jahre ist es
her, dass CITY von Clifford D. Simak erstmals erschien. Die nicht nur von den
damaligen Lesern mit Begeisterung aufgenommenen Erzählungen um den
Aufstieg der Hunde vom „besten Freund“ des Menschen zu seinem legitimen
Erbe liegen jetzt endlich wieder in einer hübschen und preiswerten
Taschenbuchausgabe bei Heyne vor. Der klassisch gewordene deutsche Titel ALS ES
NOCH MENSCHEN GAB deutet bereits auf den märchenhaften Charakter der neun
Stories hin, die sich als Mythen und Sagen ausgeben, die in einer posthumanen
Welt den jungen Hunden von einem alten Roboter am Feuer erzählt werden.
Die ebenso klassische Übersetzung von Tony
Westermayr wurde beibehalten, nur das Vorwort von
Peter Watts, das Nachwort des Autors
und die später hinzugekommene neunte Geschichte wurden von Ulrich Thiele eingedeutscht. Dieses
„Meisterwerk der Science Fiction“ kann man einfach nur allen
empfehlen – ein herzbewegendes Stück Literatur!
Mit einer kleinen Verspätung
ist jetzt endlich die vierte Ausgabe von PANDORA
(Shayol) ausgeliefert worden. Wer die ersten drei
Ausgaben kennt, weiß um die außergewöhnliche Qualität
dieses Magazins, Neueinsteiger dürfen sich auf jede Menge hervorragender
Kurz-geschichten und Artikel freuen. Vor allem die Erzählungen
von Wolfgang Jeschke und Elizabeth Hand sollten Kaufanreiz genug
sein. Greifen Sie zu – solange es PANDORA
noch gibt! Die Aussichten sind laut Mitherausgeber Hannes Riffel jedenfalls reichlich düster.
„Falls Sie es gewohnt sind, Werke der
spekulativen Literatur zu lesen, und gerne selbst hinter die Dinge kommen,
überspringen Sie diesen Hinweis. Andernfalls müssen Sie wissen, dass
der Schauplatz dieses Buches nicht die Erde, sondern ein Planet namens Arbre ist, der der Erde in vielerlei Hinsicht ähnelt.“
Neal Stephenson – An den Leser, S. 11 (ANATHEM)