So, es ist mal wieder soweit: Die
neueste Ausgabe von phantastisch! ist erschienen. Das Heft 39 ist
inhaltlich etwas konzentrierter als die letzten Ausgaben, d. h. es gibt neben
den üblichen Nachrichten, Stories und Besprechungen nur drei
Interviews, dafür aber einige längere Artikel, die sich
ausführlich mit ihren Themen beschäftigen. Auch das
„Streuen“ von Rezensionen durchs ganze Heft hält sich diesmal
in Grenzen. Der umfangreichste Beitrag ist von Horst Illmer und geht der Frage
nach, ob vier Romane mit jeweils weit über eintausend Seiten die
„Science Fiction-[Leser]“ an ihr „Limit“ führen.
Weitere Highlights im Magazin: Achim Schnurrer widmet sich den phantastischen
Erzählungen Voltaires und Christian Endres nimmt den
„Samurai“-Comic von Ron Marz und Luke Ross unter die
Lupe. Die Mischung stimmt in dieser Sommer-Nummer von phantastisch! und
auch wenn uns der Lindwurm auf dem gelungenen Titelbild von Michael
Gottfried die gespaltene Zunge zeigt gilt wie immer: Kaufbefehl!
Andreas Eschbach, der deutsche Lieblingsautor der Redaktion hat soeben
seinen neuen Roman veröffentlicht: „Black*Out“ (Arena Verlag,
460 Seiten, ISBN 978-3-401-06062-0) ist der erste Teil einer neuen
Jugendbuch-/All Age-Serie, die in den nächsten Jahren erscheinen soll. Die
Geschichte spielt in der näheren Zukunft und geht von der Prämisse
aus, dass es gelungen ist, das Internet und das menschliche Gehirn zu
verbinden. Ob das allerdings nun zum Segen wird oder mehr Schrecken bedeutet,
wird sich erst im Verlauf der Handlung herauskristallisieren. Mit seinen
Protagonisten Christopher und Serenity hat Eschbach
zwei jugendliche Identifikationsfiguren geschaffen, deren Abenteuer dem Leser
sehr nahe gehen. Thrill- und Spannungsfaktor
tendieren jedenfalls schon im ersten Band gegen unendlich!
An ein wesentlich jüngeres
Publikum wendet sich Neil Gaiman in seinem
Buch „Der lächelnde Odd und die Reise nach
Asgard“ (Arena Verlag, 115 Seiten, ISBN
978-3-401-06553-3). Das von Brett Helquist
wunderschön illustrierte Märchen greift auf die nordischen Sagen
zurück und erzählt von dem einzigartigen Dienst, den der immer
fröhliche Wikingerjunge Odd den Göttern
leistet, indem er die Eisriesen aus Asgard vertreibt.
Wie immer bei Gaiman eine spannende und
vergnüglich zu lesende Geschichte.
Über „Die Reise
mit Bill“ (Splitter, ISBN 978-3-940864-05-5), die langerwartete neue Graphic Novel von Matthias Schultheiss (Text und Bilder) könnte ich jede
Menge Worte verlieren und doch nur eine leise Ahnung der
außergewöhnlichen Klasse des Buches vermitteln. Deshalb hier an
dieser Stelle nur in aller Kürze meine Empfehlung, dieses Meisterwerk unbedingt
einmal persönlich in Augenschein zu nehmen. Ein Blick ins Buch
genügt, um klarzumachen, dass man einen der wichtigsten Comicbände
der letzten zehn Jahre in der Hand hält.
„Niemals, niemals hätte ich dieses eine Wort
lesen dürfen, dieses Wort, das mein Verderben war. Unmerklich hatten bereits die Stäbe
meines Käfigs begonnen, näher zusammenzurücken und mich zynisch anzugrinsen, mir,
heimtückisch und voll Schadenfreude, die Luft zum Atmen abzuschnüren. Wissen war nicht alles, niemals hatte
ich begehrt zu erfahren, was mir für immer versagt bleiben musste.“
Michael Johann Bauer – „Der Worthauer“ (in phantastisch!
No. 39, S. 53)