TEMPORAMORES - Newsletter # 168 - 10.4.2011




KURZMELDUNGEN

Pünktlich wie die Maurer und prall gefüllt mit dem Guten, Schönen und Wahren der Phantastik: Die Nummer 42 von phantastisch! (Verlag Achim Havemann) ist soeben erschienen. Vom gelungenen Umschlagbild Timo Kümmels bis zu Christian Hoffmanns launigem Artikel „Wie man einen Wookie koscher zubereitet“ enthält das Heft auf 68 Seiten eine rundum empfehlenswerte Zusammen­stellung von Nachrichten, Essays, Interviews, Rezensionen und Geschichten. Hervorzuheben sind, neben dem ausführlichen Nachruf auf Hans Joachim Alpers, die drei informativen Gespräche, die Christian Endres mit Gerald Jung, Christian Gossett und William Swears führte und die zwei Comic-Artikel, die sich mit dem Werk von Mark Schultz und dem Erschließen neuer Märkte durch die sogenannten „Absolute Editions“ beschäftigen. Marco Behringer nimmt sich das Werk der Brüder Arkadi und Boris Strugatzki vor, das mit dem Erscheinen der Gesamtausgabe bei Heyne geeignet scheint, alte und neue Leser zu begeistern. Die Stories sind diesmal vom Diplom-Musicaldarsteller Ronny Rindler und dem Ungarn-deutschen Nachwuchsautor Chris Moun. Im Update wird unter anderem geklärt, wer eigentlich Tommy Krappweis ist – und dann wird natürlich auch die Frage nach dem koscher zubereiteten Wookie noch ausführlich erläutert!

Ein Geschichtenerzähler vor dem Herrn ist und bleibt der Hanauer (Lebens-)Künstler Helmut Wenske, der unter dem Pseudonym Chris Hyde seit Mitte der 80er Jahre in den Bänden ROCK’N’ROLL TRIPPER und SCHEISS DRAUF! bereits zweimal mit Stories aus seiner wilden Vergangenheit begeisterte. Im März ist jetzt im Verlag Robert Richter (ISBN 978-3-932442-08-7) das dritte Buch von Hyde erschienen – und es trägt den herrlich passenden Titel SACKRATTEN BLUES. Auf knapp 120 Seiten zieht Chris Hyde erneut alle Register seiner Erzählkunst und gewährt unvergessliche Einblicke in eine Parallelwelt mitten im Herzen Deutschlands. Nicht die Arrivierten, die Studierten oder die „normalen“ Spießbürger sind seine Protagonisten, sondern die Außenseiter, die Malocher, die Teilzeit-Musiker und Gelegenheitsjobber, die Nutzlosen, die Quartals- und Gelegenheits-Suffköppe, die Alkis, die Nutten, die Stricher und Zuhälter, Bar-Besitzer und Gartenlauben-Besetzer: halt „richtige“ Menschen, denen lauter Sachen passieren, die man einfach gar nicht erfinden kann. Bei Hyde sprechen sie wie ihnen der Schnabel gewachsen ist und zeigen ihre, zumeist liebenswerten, Schwächen in unverstellter Offenheit. Die „Wahrheit“ dieser „Erzählungen“ ist so offensichtlich, dass es einem zuweilen das Wasser in die Augen treibt. Soviel geballtes Leben auf so wenigen Seiten schafft in der deutschen Literatur kaum ein anderer Autor – wollen wir also hoffen, dass der Untertitel „Letzte Stories“ nicht ganz so ernst gemeint ist. SACKRATTEN BLUES – eine Empfehlung aus tiefblauem Herzen!



ZITAT

„Dem einen oder anderen Leser mag aufgefallen sein, dass diese Top 10 in Wirklichkeit aus 16 Nennungen besteht – aber was ist schon Wirklichkeit?!“

Christian Hoffmannphantastisch! neues aus anderen welten (Heft 42, S. 65)




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