Wie immer ist es ein Vergnügen, den aktuellen Band der Reihe
„Meisterwerke der Science Fiction“ in die Hand zu nehmen, in
welcher der Heyne Verlag seit vielen Jahren hervorragend bearbeitete und mit
Kommentaren versehene Neuausgaben von lange vergriffenen Titeln bringt. DIE
STADT UND DIE STERNE (ISBN 978-3-453-53397-4, frühere Ausgaben bei
Goldmann unter dem Titel DIE SIEBEN SONNEN) ist bereits der dritte Roman von Arthur C. Clarke, der hier erscheint
– und das mit vollem Recht. Der 1956 erstveröffentlichte
Zukunftsroman THE CITY AND THE STARS steht zu Unrecht im Schatten von „2001“
oder DIE LETZTE GENERATION, ist er doch der Titel, mit dem sich Clarke an einer
großen Zukunftshistorie (ganz a la Olaf
Stapledon) versucht. Die von Clarke erdachte
Mega-Stadt Diaspar, die in einer viele hundert
Millionen Jahre entfernten Zukunft die letzten Menschen eines einstmals
gigantischen Imperiums beherbergt, gehört zu den großartigsten
urbanen Entwürfen der Science Fiction. Dort wird Alvin geboren, der als Einziger
über keinerlei historisches Gedächtnis verfügt – und eben
deshalb damit beginnt, die Geschichte neu zu schreiben. Mit seinem Ausbruch aus
Diaspar und seiner Reise zum verlassenen Zentrum des
Imperiums der Sieben Sonnen legt er den Grundstein für eine Wandlung, die
nach fast endlosem Stillstand eine neue Hoffnung für die Menschheit
bedeutet. In einem sehr persönlich gehaltenen Vorwort erzählt der
englische SF-Autor Gary Gibson
davon, welche Wirkung Clarkes Geschichte auf seinen eigenen Werdegang hatte.
Es ist schon beeindruckend, welch thematische Vielfalt das Werk des
amerikanischen Autors Greg Bear aufzuweisen hat. Nach Near-Future-Thrillern
wie DAS DARWIN-VIRUS und dem über Äonen hinweg reichenden Roman DIE
STADT AM ENDE DER ZEIT, legt er jetzt mit DAS SCHIFF (Heyne-TB, 480 Seiten,
ISBN 978-3-453-53375-2) eine klassische Space Opera vor, die im Inneren eines
Generationen-Raumschiffs spielt. Als der namenlose Ich-Erzähler aufwacht,
muss er feststellen, dass nichts so gelaufen ist, wie geplant. Er ist nackt und
verwirrt, ohne Erinnerung und ohne das Wissen, wo er sich befindet – das
Alles erfährt er erst mithilfe einiger genetisch veränderter Wesen,
die wie er versuchen, herauszubekommen, wie groß die Probleme sind, die
die „Reiseleitung“ ihnen verschweigt. Flotte Ferienlektüre
ohne größeren Anspruch.
Wenn im Oktober 2011 der Bundeskanzler Oskar Lafontaine den
Staatsratsvorsitzenden der DDR Egon Krenz zwecks Verhandlungen über die
Durchleitung russischen Gases in die BRD aufsucht, dann ist wohl auf beiden
Seiten der Mauer etwas ziemlich „schief gegangen“. Mit dieser
Prämisse beginnt der Alternativwelt-Roman PLAN D (Schöffling
& Co., 550 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-89561-195-7)
des deutschen Nachwuchsautors Simon
Urban. Als es im Vorfeld dieses Staatsbesuchs zu einem politisch
motivierten Mord kommt, sollen ein Volkspolizist und ein westdeutscher
Kommissar den Fall möglichst schnell und ohne viel Staub aufzuwirbeln
lösen. Was natürlich zur
Freude des Lesers ordentlich „schiefgeht“.
„Wegener öffnete den
Reißverschluss der Cordhose, zog mit zwei Fingern seinen Penis heraus und
entspannte sich.“
Simon Urban – PLAN
D (S. 9)