TEMPORAMORES - Newsletter # 173 - 20.8.2011




KURZMELDUNGEN

Bevor wieder jemand sagen kann, er oder sie habe „von Nichts gewusst“, sei es Euch hiermit allen kundgetan: DONALD ist erschienen – „Das Lifestylemagazin aus Entenhausen“! Die „Ausgabe 1 – Sommer 2011“ gibt’s an gutsortierten Kiosken (und vermutlich auch in einigen Fachbuchhandlungen) im Tausch gegen den kleinstmöglichen Euro-Schein. Dafür erhält man ein Heft, das täuschend echt den großen Männermagazinen nachempfunden ist (inklusive Pin-up-Bilder von Daisy und Klarabella). Grund für die außergewöhnliche Ehrung einer (außer-)gewöhnlichen Ente ist das Erscheinen des ersten MICKY MAUS-Heftes vor 60 Jahren – und der MM-Hausverlag Ehapa steckt auch hinter der ganzen Aktion. Den Comic-Leser wird’s freuen: findet man doch u. a. eine mehr als 20 Seiten umfassende Donald-Geschichte. Dazu gibt’s Interviews mit diversen Donald-Fans (Die Ärzte, Michael Michalsky) und viele hübsche Bilder (Bettina Zimmermann). Nicht verpassen!

Und: Happy Birthday alter Knabe!


Noch viel länger her ist die Erstveröffentlichung der sechs Geschichten, die sich Gilbert Keith Chesterton (1874 – 1936) ausdachte, um seinem staunenden Publikum den „Club of Queer Trades“ vorzustellen. Erstmals 1904 in England als Buch erschienen, konnten sich seit 1928 auch deutsche Leser erheitert und kopfschüttelnd freuen über die bemerkenswerten Abenteuer der ungleichen Brüder Basil und Rupert Grant, erzählt von ihrem Freund Swinburne, dem gar nicht objektiven Begleiter der beiden. Unter dem Titel DER CLUB FÜR BIZARRE BERUFE (ISBN 978-3-939483-19-9) sind die vergnüglichen „Londoner Erzählungen“ in der Neuübersetzung von Jakob Vandenberg soeben im Coesfelder Elsinor Verlag neu aufgelegt worden. Chesterton hat seine Protagonisten vermutlich nicht zufällig als liebevolle Parodie von Conan Doyles Ermittler-Duo Holmes/Watson angelegt (an einigen Stellen wird aus dem Augenzwinkern ein freundschaftlicher Rippenstoß). So stolpert der selbsternannte Privatermittler Rupert Grant doch nur allzu gern über vermeintliche „Fälle“, bei deren Lösung ihm Swinburne immer voller Enthusiasmus und Gutgläubigkeit beisteht, die jedoch letztlich vom gutmütigen Ex-Richter Basil Grant (einem der eindrucksvollsten Charaktere, die Chesterton je aufs Papier warf, vermutlich wegen gewisser autobiographischer Ähnlichkeiten) vermittelst Intuition und unter Ablehnung aller offensichtlichen Fakten („Wie Fakten doch die Wahrheit verschleiern.“) entwirrt werden müssen. Wer bereit ist, sich auf den etwas speziellen englischen Humor der gerade erst vergangenen viktorianischen Ära einzulassen und sich an klug konzipierten und (trotz fehlender Bluttaten oder sonstiger Grausamkeiten) nicht unspannenden Geschichten zu erfreuen vermag, wird hier vollkommen zufrieden gestellt. Eine „ent-spannende“ Wieder-Entdeckung eines Autors, der leider viel zu oft auf seine FATHER BROWN-Geschichten reduziert wird!



ZITAT

Basil warf mit einem Buch nach Chadd und zog eine Zigarre aus seinem Etui. „Du verstehst überhaupt nichts“, sagte er, „aber immerhin hast du nichts dagegen, wenn geraucht wird.“

G. K. Chesterton – DER CLUB FÜR BIZARRE BERUFE (S. 109)




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