Würzburg im Jahr 2088: eine einsame, grüne Plastik-Oase, ein
schauriger Touristennepp, inmitten einer unwirtlichen, glühendheißen
fränkischen Sandwüste. Dazu auch noch Schauplatz eines Massenmordes
– so jedenfalls beginnt CRISTOS‘ HIMMELFAHRT, der neue Roman von Matthias Hahn, erschienen im Verlag
Peter Hellmund (ISBN 978-3-939103-33-2). In dieser
Zukunftswelt ist praktisch alles verboten (Alkohol, Tabak, Religion) oder wird
von allmächtigen Konzernen beherrscht (Polizei, Altersversorgung). Im
Orbit gibt es riesige Altersheime, in denen die mehr oder weniger Betuchten auf
die Armen herabsehen, die im Schatten gigantischer Sonnenreflektoren das
irdische Jammertal durchschreiten. Ein Kriminalfall endet mit der Gründung
einer neuen Religion – CRISTOS‘ HIMMELFAHRT ist gut lesbare
Ideen-SF mit ordentlich Lokalkolorit.
Ein Buch, das auf seine Leser stark polarisierend wirkt, ist NEXT
– ERINNERUNGEN AN EINE ZUKUNFT OHNE UNS (Rowohlt, 320 S., ISBN
978-3-498-04523-4) von Miriam Meckel.
Die Kommunikationswissenschaftlerin geht in einer Mischung aus Sachbuch und
Zukunftsroman der Frage nach, wie es sich „anfühlt“, wenn die
Menschheit in der virtuellen Realität des Internets
„integriert“ ist, sprich, wenn wir unsere Körperlichkeit
hinter uns gelassen haben. Selten wurden die Gefahren derzeitiger Tendenzen plastischer
vor unser Auge geführt – da kann dann Niemand mehr sagen, er/sie
habe „von nichts gewusst“.
Anfang Oktober erschien die No. 44 von phantastisch! neues aus anderen welten (Verlag Achim Havemann, www.phantastisch.net).
Auf 72 Seiten und mit einem deutlich „aufgeräumt“ wirkenden
Layout gibt es jede Menge Stories, Artikel, News, Interviews und
Buchbesprechungen. Neu sind „phantastisch!
im Dialog“, eine Kolumne von Christian
Endres (diesmal zum Thema „geteilte Bücher“) und ein
Fortsetzungs-Comic von Olaf Brill &
Michael Vogt. Interessante
Gespräche wurden mit Andreas
Eschbach und Hannu Rajaniemi geführt, Senkrechtstarter Daniel Polansky
spricht über seinen Erstling DER HERR DER UNTERSTADT, von dem es auch eine
exklusive Leseprobe gibt, und die „Altmeister“ Achim Schnurrer und Horst
Illmer beschäftigen sich in ihren ausführlichen Beiträgen
mit utopischen Klassikern und neuen Kurzgeschichten. Einmal mehr ein prall
gefülltes Heft, das erfolgreich versucht, der Vielfalt der Phantastik
gerecht zu werden.
Als äußerst empfehlenswert erwies sich auch die aktuelle
Ausgabe von EXODUS, dem Magazin
für „Science Fiction Stories & Phantastische Grafik“ (Heft
28, 9/2011, 102 Seiten). Der Themenband „Von fernen und anderen
Reisen“ enthält 10 Kurzgeschichten von so bekannten Autoren wie Erik Simon, Helmuth W. Mommers und Antje Ippensen.
Jede Story ist von einem anderen Künstler illustriert, das farbige Zentrum
des Heftes bildet diesmal Lothar Bauer,
von dem auch das faszinierende Umschlagbild stammt. (Infos und Bestellungen
unter www.exodusmagazin.de).
„Datenschutz – Lächerlich. Als ob die Daten jemals bedroht gewesen wären. Menschenschutz hätte es heißen müssen.“
Miriam Meckel – NEXT (S. 196/197)