TEMPORAMORES - Newsletter # 188 - 30.7.2012




KURZMELDUNGEN

Eigentlich war es mehr ein „Verlegenheitskauf“, bzw. die reine Verzweiflung darüber, dass mir in Punkto Anarchie und Humor seit einiger Zeit einfach nichts mehr so richtig gefallen wollte – und dann war da noch so ein Kurzauftritt im TV: jedenfalls legte ich mir kürzlich die beiden Bände DIE KÄNGURU-CHRONIKEN und DAS KÄNGURU-MANIFEST zu (beide bei Ullstein als Taschenbuch veröffentlicht). Verfasser ist der Berliner Dichter, Geschichtenerzähler und Musiker Marc-Uwe Kling, der in diesen Büchern, in zumeist kurzen Texten, von seinem Zusammenleben mit dem australischen Säugetier von nebenan erzählt, das seit einiger Zeit bei ihm wohnt. Das Känguru ist ein marxistisch-leninistisch-anarchistischer Antikapitalist, faulheitsgesteuerter „Not-to-do-Listen“-Schreiber und ideenreicher Chaoserzeuger, zudem schleppt es in den unergründlichen Tiefen seines Beutels, neben Boxhandschuhen und diversen Gebrauchsgegenständen auch das unveröffentlichte Manuskript seines philosophischen Hauptwerks mit sich herum – aus dem es dann auch immer wieder ausgiebig zitiert. Aus den ein- bis anderthalbseitigen Snapshots des ersten Bandes werden im Verlauf des zweiten langsam drei- bis fünfseitige Stories, wobei Kling sich zwischendurch sogar zur einen oder anderen „richtigen“ Geschichte hinreißen lässt. Unvergesslich wird für jeden Leser der nächtliche „Betriebsausflug“ des „a-sozialen Netzwerks“ in einem Bus der Berliner Verkehrsbetriebe durch die verwaisten Straßen der Hauptstadt bleiben – ebenso wie die „Anti-Terror-Anschläge“, die deren Mitglieder auf Anregung eines gewissen Beuteltiers mehr oder weniger erfolgreich ausführen. Klings KÄNGURU-Bücher als einfach nur „lustig“ zu bezeichnen ist „Extrem-Understatement“ – aber die Suche nach einer passenderen Bezeichnung überlasse ich gerne anderen. Ich versuche derweil, den Punkt 231 meiner eigenen Not-to-do-Liste zu befolgen und in der Wartezeit auf den immer noch im Entstehen befindlichen dritten Band – DIE KÄNGURU-OFFENBARUNG – nicht völlig zu verzweifeln.

Eigentlich sollte es an dieser Stelle ja gar nicht mehr nötig sein, aber falls es doch noch Menschen gibt, die kein phantastisch!-Abo haben: Die Ausgabe No. 47 von phantastisch! neues aus anderen welten ist im Juli 2012 erschienen (www.phantastisch.net). Erstmals im ATLANTIS-Verlag, erstmals komplett in Farbe – und wie immer mit einem überzeugend hochwertigen Text- und Bildmaterial: Großartige Nachrufe auf Hanns Kneifel und Moebius, tolle Interviews, Artikel über die SF-Jugendbücher von Rolf Ulrici und die Phantastik-Szene in Mainfranken, Berichte über abseitige Filme und noch abseitigeres SF-Spielzeug, eine Kurzgeschichte, ein Comic, viele Rezensionen. Neu-Verleger Guido Latz und Alt-Chef-Redakteur Klaus Bollhöfener geben dem Magazin einen deutlichen Schub in Richtung Zukunft – wozu nun auch eine e-Paper-Ausgabe gehört.



ZITAT

Not-to-do-Liste Punkt 68. Wenn eine Mutti aus Sachsen sagt: »Mein Söhn will Arschöölöge werden«, sagen: »Das heißt Proktologe.«“

Marc-Uwe KlingDAS KÄNGURU-MANIFEST (S. 61)




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