Einen Höhepunkt
des diesjährigen Verlagsprogramms bei DvR stellt die Veröffentlichung von August Niemanns Planetenroman AETHERIO (ISBN
978-3-940679-66-6, 171 Seiten) dar, der erstmals seit 1909 wieder erhältlich
ist. Bei diesem Titel handelt es sich um einen der seltensten
Vorkriegs-SF-Romane. Niemann (1839 – 1919) wurde bekannt als Verfasser
abenteuerlicher Jugendbücher. Nach einem Abstecher in die Kriegsutopie (DER
WELTKRIEG, 1904) widmete er sich fünf Jahre später mit AETHERIO dem
Zukunftsroman, allerdings mit einem deutlichen Augenzwinkern. Aus einem
zukünftigen Berlin flieht eine verwöhnte Prinzessin mit ihrem Leibarzt, einem
genialen Erfinder und einem Diener vor ihrem Oheim in den Weltraum – und zwar
mittels des „Aetherios“, eines kristallförmigen Schiffes aus Wasserstoffgas.
Nach einem enttäuschenden Besuch auf dem Mond, sind Venus, Saturn und Mars (und
später dann noch das Innere der Erde) dran … Um das Buch für heutige Leser in
der Genregeschichte zu verorten, steuerte Franz
Rottensteiner einen kurzen Essay als Nachwort bei. Von Rottensteiner wird
Niemanns Buch in eine Reihe mit Wilhelm
Maders WUNDERWELTEN (1911) gestellt, dem anderen (und wesentlich
erfolgreicheren) Science-Fiction-Märchen der damaligen Zeit. Seinem Fazit, der
Roman sei „ein kurioses Produkt, eine flotte Space Opera, die vor allem durch die
Dreistigkeit besticht, mit der sich der Autor über alle physikalischen
Gesetze und astronomischen Kenntnisse hinwegsetzt“, ist zuzustimmen.
Allen zeittypischen Schwächen zum Trotz ist AETHERIO eine immer noch
lesenswerte Lektüre.
„Wenig später vereinigten der Lord und die Agentin ihre Geschlechter.
Yolanda wollte auf ihn steigen, doch Wedderburn dirigierte sie rücklings auf
das Kanapee, schob ihre Beine beiseite und drang dann hektisch, als würde man
ihn anpeitschen, in sie ein. Sie stöhnte auf, und der Earl begann, wie ein
Kolben in ihr zu arbeiten.“
Thomas Neumeier – „Die Secret Intelligence Ihrer Majestät“
(in: Alischa Bionda
(Hrsg.) – DER RITT AUF DER MASCHINE, Fabylon)