Wie mag es wohl sein,
Zeuge des Eintritts der „Singularität“ zu werden, jenes Moments, an dem die von
Menschen erdachten und gebauten Maschinen erstmals – und unwiderruflich –
schlauer sind als ihre Schöpfer? Die (hiermit wärmstens empfohlenen) Bücher von
Vernor Vinge geben vermutlich nur
einen recht ungenügenden Eindruck davon, aber das reicht schon aus für ein mulmiges
Gefühl. Während die Science Fiction (vom Rest der Literatur einmal ganz
abgesehen) also recht hilflos vor der Aufgabe steht, eigentlich
Unbeschreibliches zu beschreiben, kann man aus den aktuellsten
Veröffentlichungen von Wissenschaftlern und Wissenschaftsjournalisten
entnehmen, dass es vermutlich noch wir selbst und unsere Zeitgenossen sein
werden, welche die Eingangs gestellte Frage zu beantworten haben.
Ein kurzer Blick
in die Lektüren der letzten Tage zeigt, dass auf der einen Seite gleich mehrere
Arten von Quantencomputern in der Entwicklung sind (Rainer Scharf in der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung vom 5. September), während Roland Reuß in seiner Streitschrift ENDE DER HYPNOSE (Stroemfeld,
ISBN 978-3-86600-141-1)
unmissverständlich darlegt, dass die von der Politik und
der Gesellschaft völlig unkritisch hingenommene „Herrschaft“ des Netzes nur
durch verstärkte Buchlektüre gebändigt werden kann. Und während die einen noch
darüber klagen, dass die Werte der Zivilisation immer schneller verfallen,
zeigt Altmeister Bob Dylan sich auf
seinem neuen Album TEMPEST (Sony Music) davon völlig unbeeindruckt und erzählt
uns (unter anderem) die Geschichte vom Untergang eines großen Schiffes namens
TITANIC.
So getröstet,
greift man voller Optimismus zum wie immer unvergleichlichen, unverzichtbaren
und unglaublicherweise immer noch in gedruckter Form erscheinenden SCIENCE
FICTION JAHR 2012 (Heyne, ISBN 978-3-453-52972-4, 990 Seiten), das sich in
unzähligen Essays, Interviews, Statistiken und Rezensionen mit dem
Weltgeschehen in Vor-Singularitäts-Zeiten auseinandersetzt. Als Herausgeber
(und zum Teil auch als Autoren) zeichnen Sascha
Mamczak, Sebastian Pirling und Wolfgang Jeschke verantwortlich. Ihnen
zur Seite stehen unter anderem Andreas
Platthaus, Klaus N. Frick, Christian Endres, Margaret Atwood, Gary K. Wolfe, Rainer Eisfeld, Dietmar Dath,
Hartmut Kasper und der GröFaZ (Größte Faktensammler aller Zeiten) Hermann Urbanek. Erstmals versucht man
zudem, die Übersichtlichkeit durch eine telefonbuchähnliche Schnittfärbung zu
erhöhen. Weiter so!
„Diese widersprüchlichen Anforderungen lassen sich am besten mit
elektrisch geladenen Atomen erfüllen, die in Ionenfallen festgehalten werden.
Indem man die isolierten Ionen gezielt mit Laserlicht oder Mikrowellen anregt,
sie paarweise zusammenführt und miteinander wechselwirken lässt und sie
schließlich mit Laserlicht zum Leuchten bringt, werden die Qubits gespeichert,
verarbeitet und ausgelesen.“
Rainer Scharf – „Der Computer, der Unmögliches schafft“
(in: Natur und Wissenschaft, Beilage der FAZ; 5.9.2012)