„Wir trauern um Otfried Preußler – Geschichtenerzähler“. Die Todesanzeige der Familie drückt es einfach, klar und unmissverständlich aus, was alle die verloren haben, denen seine Bücher durch die Höhen und Tiefen von Kindheit und Jugend treue Begleiter waren. Ob kleine Hexen, Wassermänner oder Gespenster, Räuber Hotzenplotz oder Kater Mikesch, Wachtmeister Alois Dimpfelmoser oder Zauberer Petrosilius Zwackelmann, Hörbe mit dem großen Hut oder Krabat – sie alle sind in die literarische Unsterblichkeit eingegangen als seine Geschöpfe. Es ist wohl die unbändige Lust am Erzählen gewesen, die den am 20. Oktober 1923 im böhmischen Reichenberg geborenen Otfried Preußler dazu trieb, neben seiner geliebten Tätigkeit als Lehrer mehr als dreißig Bücher zu veröffentlichen. Als er, hochdekoriert und mit einer Vielzahl von Literaturpreisen geehrt, am 18. Februar 2013 in Prien am Chiemsee zum letzten Mal die Augen schloss, waren seine Werke in 55 Sprachen übersetzt und in mehr als 50 Millionen Exemplaren verbreitet – und Preußler einer der beliebtesten »Schulmeister« der Republik.
Dass die Franken ein ganz besonderes Völkchen sind, hat sich ja inzwischen rumgesprochen, dass „Franconia“ aber sogar ein eigener Planet in einer Parallel-Galaxis ist, beweisen zumindest die Anthologien, die der Medienwissenschaftler und Zukunftsforscher Bernd Flessner in regelmäßigen Abständen im Verlag Ph. C. W. Schmidt, ansässig im mittelfränkischen Neustadt an der Aisch, herausgibt. Bereits zum dritten Mal besucht er diese Parallelwelt; diesmal trägt der Sammelband mit „neuer Science Fiction aus Franken“ den Titel EXPEDITIONEN ZUM PLANETEN FRANCONIA (ISBN 978-3-87707-858-7). Das großformatige Hardcover hat einen Umfang von 244 Seiten und enthält 17 Kurzgeschichten, ein Vorwort von Bernd Regenauer, ein Nachwort des Herausgebers und ein sehr schön aufgemachtes und bebildertes Verzeichnis der Beiträger. Wie immer ist man als Leser überrascht, wer alles mit Franken in mehr oder weniger direkter Verbindung steht. Neben neuen Namen wie Joshua Groß, Marian Meidel, Marco Jäger oder Tobias Fahlberg finden sich solch literarische Schwergewichte wie Heidrun Jänchen, Tobias Bachmann, Fitzgerald Kusz, Veit Bronnemeyer, Rainer Lewandowski und Elmar Tannert. Inhaltlich reicht das Spektrum von der ganz „normalen“ Kurzgeschichte über Reportagen aus fremden Galaxien und Gedichten aus der Zukunft bis hin zu Fotostrecken und postmodernen Reminiszenzen an den großen Jean Paul. Die Umschlagzeichnung und die das Buch durchziehenden Illustrationen stammen von dem 1968 im Erzgebirge geborenen, inzwischen aber im fränkischen heimisch gewordenen Künstler Lars Herrmann. Alles in allem ein mehr als gelungener „Expeditionsbericht“. Man darf gespannt sein auf die nächste Erkundung des fränkischen Literaturkosmos.
„Mein Vater, mein Vater, warum hast Du mich verlassen?“
Luke Skywalker (nach: M.-U.
Kling, DER FALSCHE KALENDER; 10. März)