TEMPORAMORES - Newsletter # 199 - 13.3.2013




KURZMELDUNGEN

März – Leipzig – Buchmesse – Frühjahrsprogramme der Verlage. Wenn sogar die Literatur-Beilage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit einem Science-Fiction-Roman startet, dann ist auch bei TEMPORAMORES Hochkonjunktur für Neuerscheinungen. Hier also, in der gebotenen Kürze, die Glanzstücke des Bücher-Frühlings 2013:

Das größte mediale Bohei vor der Buchmesse konzentrierte sich auf den neuen Roman von Ernst-Wilhelm Händler. In DER ÜBERLEBENDE (S. Fischer, 320 S.) beschreibt der 1953 in Regensburg geborene Autor das Geheimprojekt eines Wissenschaftlers, der in seinem Labor einen perfekten Roboter bauen will und dabei über Leichen geht. Die Mischung aus Science Fiction und Thriller kontrastiert Genre-Elemente mit einer sehr artifiziellen Sprache – kein Wunder, dass das Feuilleton begeistert ist.

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Mit einem unglaublich tollen Retro-Cover zieht der in der Frankfurter Verlagsanstalt erschienene Roman OXFORD 7 des Spaniers Pablo Tusset die Aufmerksamkeit auf sich. Die Erde ist in einer nicht allzu fernen Zukunft von fliegenden Internaten und Universitäten im Weltall umgeben, wo die Schüler und Studenten (und die Lehrer sowieso) die gleichen Probleme haben, wie ihre Leidensgenossen vergangener Zeiten auf Erden. Tussets Schülerstreich-Klamotte, eine Mischung aus Matt Ruff und FEUERZANGENBOWLE, gehört eher in die Sparte „Leichte Unterhaltung“, bietet aber einige amüsante Ideen und ist mit 285 großzügig bedruckten Seiten eine ideale Lektüre für den nächsten Rückflug zur „Space-Station“.

Das Jahr 2312 wird zum Schicksalsjahr für die Menschheit – jedenfalls im neuesten Roman des amerikanischen SF-Autors Kim Stanley Robinson, der bei Heyne erschienen ist, 590 groß­formatige Seiten umfasst und genauso heißt: »2312«. Robinson erzählt darin in einer Mischung aus zirka einhundert Kleinkapiteln, Listen und Auszügen die spannende Geschichte einer Verschwörung, die das gesamte von Menschen besiedelte Sonnensystem umfasst. Am Ende wird Musik von Brahms gespielt und Lyrik von Emily Dickinson vorgetragen – ob das dann ein „Happy End“ ist, liegt im Ermessen des Lesers.

FRAKTAL, nach QUANTUM (2011) das zweite Buch von Hannu Rajaniemi in dem der interstellare Gentleman-Gauner und Weltenretter Jean LeFlambeur die Hautrolle spielt, erschien soeben bei Piper. Die an James Bond und Arsène Lupin angelehnte Figur des Diebes ohne Gedächtnis muss diesmal in die Träume eines Gottes einbrechen, um ein mächtiges Artefakt zu entwenden, dessen Besitzer über Wohl und Wehe des Universums entscheidet. Fast ein wenig viel Verantwortung für einen Einzelnen – aber auch Diebe haben Freunde.



ZITAT

„Eigentlich haben Space-Stations bloß einen winzigen Nachteil: Man findet auf ihnen so schwer einen Parkplatz. »Scheiße«, flucht er laut, »ich muss ja noch die dreimonatliche Kraftfahrzeug­steuer zahlen.«“

Pablo Tusset – Oxford 7 (S. 285)

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