Wer bereits DAS HAUS und ONLY REVOLUTIONS, die ersten beiden Bücher von Mark Z. Danielewski, gelesen hat, wird sich über Inhalt und Ausstattung seines neuesten, soeben im Tropen Verlag erschienenen Gesamtkunstwerks DAS FÜNZIG-JAHR-SCHWERT weit weniger wundern als Leser, die erstmals mit diesem Alleskönner und Liebhaber der Buchkunst in Kontakt kommen. Schon der von Nadelstichen übersäte Schutzumschlag lässt ahnen, dass hier nichts „einfach“ ist wie gewohnt. Das setzt sich mit einem Gewirr aus Fadenresten fort, die Einband und Innenteil illustrieren. Die fünf Hauptpersonen sind durch verschiedenfarbige Anführungszeichen kenntlich gemacht und die Textanordnung überwiegend auf den linken Seiten lässt viel Platz für Bilder und Imaginationsflächen. Hier ist der mitdenkende Leser gefordert. Dafür erhält man eine „Graphic Novel“ ganz spezieller Art.
Ein Frühstück ohne Milch ist einfach keines – was soll man schließlich sonst über die Cornflakes schütten? Ketchup etwa? Mutter ist auf einer Tagung und Vater, der in Neil Gaimans neuestem Kinderbuch FORTUNATELY, THE MILK verdächtig so aussieht wie der Autor selbst, hat das Einkaufen vergessen. Also macht er sich auf, um das Frühstück seiner beiden Kinder zu retten. Als er eine gefühlte Ewigkeit später zurückkommt, erzählt er eine unglaubliche Geschichte über all die merkwürdigen Dinge, die ihm seit dem Verlassen des Milchladens wiederfuhren: Aliens, Piraten, Menschenfresser und die Galaktische Polizei verhinderten seine Rückkehr und nur dem zeitreisenden Saurier-Professor Steg ist letztlich die Rettung zu verdanken. Dem überaus deutlich geäußerten Unglauben seines Nachwuchses hält der Vater einen unwiderlegbaren Beweis entgegen: „Here’s the milk“. Gaimans Version einer Münchhausengeschichte ist äußerst kurzweilig, spannend und lustig und wird von den vielen Schwarzweiß-Bildern Chris Riddells auf das Schönste ergänzt. Ein preiswertes Geschenkbuch für Groß und Klein.
Vermutlich war „früher“ doch nicht „alles besser“, aber in der Erinnerung schwelgt man dann schon ganz gern: an damals, als die Science Fiction noch in Form von Kurzgeschichten kurz und bündig daherkam – und nicht nach jedem gelesenen Buch die Drohung einer Trilogie oder gar Serie im Raum schwebte. Und egal, ob das nun heute „Revival-SF“, „Retro-Futurismus“ oder „Steampunk“ heißt, bei der Lektüre der neuen EXODUS, fühlt man sich einfach sehr schnell „wie zuhause“. Die zwölf Erzählungen des Nostalgie-Themenbandes 30 (mit dem die EXODUS-Mannschaft zugleich „Zehnjähriges“ feiert; siehe www.exodusmagazin.de) fügen sich gelungen in das redaktionelle Konzept, desgleichen die Illustrationen und Comics – und der Artikel über den Titelbildzeichner Rudolf Sieber-Lonati (Utopia, Zauberkreis-SF) ist tatsächlich „allererste Sahne“! (Vom Cameo des „Turbo-Rezensenten Illmer“ wollen wir mal ganz still sein.) Unbedingt Lesenswert!
„Versprecher tanzen, Buchstabenverdreher feixen, und wüste
Malapropismen blühen wie eine mit psychotropen Drogen gedüngte Frühlingswiese.“
Dietmar Dath über Danielewski in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (5.10.13)