Es muss einfach sein, die Gelegenheit ist ja auch zu günstig: Am 18.
Januar 2014 jährt sich zum 100. Mal der Geburtstag von Arno Schmidt – was auf dieser Seite nun ausführlich gewürdigt wird.
Den Reigen eröffnet der Hinweis auf die soeben erschienene Ausgabe 53
des unverzichtbaren Magazins phantastisch!,
wo Horst Illmer auf sechseinhalb
Seiten einen „Glückwunsch an die Leser“ Schmidts ausspricht. Natürlich ist auch
der Rest des 80-Seiten-Heftes äußerst lesenswert!
Für all jene Menschen, denen der Autor Arno Schmidt immer noch unbekannt
ist, ergießt sich momentan natürlich ein wahrer Sturzbach an günstigen Kennenlern-Gelegenheiten
in Form von Neuausgaben und Nachauflagen seiner Werke in die Buchhandlungen.
Anfangen könnte man da z. B. mit der Aphorismen- und Zitaten-Sammlung ARNO
SCHMIDT ZUM VERGNÜGEN (Reclam, ISBN 978-3-15-018931-3), die Susanne Fischer zusammengetragen hat,
oder mit dem gleichfalls bei Reclam erschienenen Bändchen „NA, SIE HÄTTEN MAL
IN WEIMAR LEBEN SOLLEN!“ (ISBN 978-3-15-018979-5), in dem Jan Philipp Reemtsma Schmidt-Texte „über Wieland – Goethe – Herder“
mit eigenen, essayistisch formulierten Gedanken zur Weimarer Klassik
zusammenfließen lässt. Natürlich durfte auch Bernd Rauschenbach (als der „Dritte im Bunde“ aus dem Umfeld der
Arno Schmidt Stiftung) einen Sammelband herausgeben: ARNO SCHMIDT – DAS GROSSE
LESEBUCH (Fischer-Klassik, ISBN 978-3-596-90555-3) enthält auf 440 Seiten neben
einigen kurzen Gedichten, Essays und Stories auch eine ganze Reihe von Schmidts
„Kurzromanen“, darunter die für Phantastik-Leser besonders ergiebigen Texte „Schwarze
Spiegel“, „Goethe und Einer seiner Bewunderer“ und „Tina oder über die
Unsterblichkeit“.
Für echte Fans und Kenner gibt es einige „intime“ Einblicke in die
Lebens- und Gedankenwelt des eigenwilligen Naturliebhabers und
Briefeschreibers. Der Live-Mitschnitt MOND, NEBEL & REGEN ERSTE QUALITÄT
(Hoffmann & Campe, ISBN 978-3-455-30702-3) dokumentiert auf zwei CDs einen
Vortrags- und Leseabend, auf dem die Stiftungs-Mitarbeiter Fischer, Reemtsma
und Rauschenbach, unterstützt von Joachim
Kersten und Matthias Neukirch, zwei
Erzählungen sowie Auszüge aus der „Akte Bargfeld“ vortrugen und eigene
Erinnerungen an persönliche Begegnungen mit Arno und Alice Schmidt ausgruben.
Und wer sich die Briefe anschaut, die in »UND NUN AUF, ZUM POSTAUTO!«
(Suhrkamp, ISBN 978-3-518-80370-7) stehen, erhält wohl vor allem einen Eindruck
davon, wie schwierig der Umgang mit Schmidt für Freunde, Verwandte und – vor
allem! – für seine Verleger war. Unabhängig davon erweist sich der „Wortmetz“
auch hierbei oftmals als herausragender Stilist – und die Lektüre als ein
Genuss!
„Ist eigentlich bekannt, dass Schmidt der größte je vorhandene
deutschsprachige Science-Fiction-Autor war, ein Weltenerbauer vom Format Robert
A. Heinleins, ein Weltenbezweifler vom Format Philip K. Dicks, ein Weltenveralberer
vom Format Kurt Vonneguts – und ein besserer Stilist als alle drei zusammen?“
Dietmar Dath – Ein deutscher Notfall (in: FAZ,
11.01.2014, S.31)