Ein Erstlingsroman, der auf Anhieb alle wichtigen
Science-Fiction-Preise auf einmal gewinnt, verspricht ja einiges. Allerdings
begegnet man solchen Werken und ihren Autoren auch immer mit einiger Skepsis.
Im Fall von Ann Leckie und ihrem
Far-Future-Abenteuer um DIE MASCHINEN (Heyne, ISBN 978-3-453-31636-2, 540
Seiten) ist diese Skepsis jedoch unnötig. In ihrem „Roman aus der fernen
Zukunft“ (Untertitel) schreibt Leckie über die Entwicklung von Breq, einer ehemals
sehr großen und multiplen Künstlichen Intelligenz (KI), und die Probleme, die
Entstehen, wenn Vorurteile und Scheuklappen verhindern, dass denkende Wesen
einander als gleichberechtigt anerkennen – was passieren kann, selbst wenn die
Intelligenzen weiblich sind. Nähere Erläuterungen zu dieser „politischen
Unkorrektheit“ erhält man(n) in DIE MASCHINEN durch das Vorwort des Übersetzers
Bernhard Kempen und durch das
nachgestellte Interview (in dem man auch erfährt, dass zwei weitere Bücher mit
Breq in der Hauptrolle folgen werden).
Erstmals in der mehr als zwanzigjährigen Geschichte des deutschen Rolling Stone ziert ein Schriftsteller-Porträt
das Cover der aktuellen Ausgabe 245 (März 2015) – und „natürlich“ ist es Stephen King. Der Maestro gibt sich
anlässlich eines neuen Buches (REVIVAL, Heyne) die Ehre und spricht ausgiebig
über sich und seine Werke. Mit allem Drumherum ergibt das immerhin 15 Seiten
puren Horrors. Nicht weniger gruselig lesen sich die Artikel über „Falcos
Erben“ und „Die 100 besten Alben (die keiner kennt)“. Die restlichen der 130
Seiten sind wie in jedem Monat angefüllt mit tollen Artikeln, Plattenkritiken
und jeder Menge Krimskrams. Trotz einer kleinen Preiserhöhung bleibt der Rolling Stone somit das lesenswerteste
Musikmagazin für den Universalgelehrten.
Nach einer längeren Pause gibt es Neues von Bernd Ulbrich zu melden. Im Berliner Trafo Verlag erschien im Januar
sein „Roman über die Liebe“ der den etwas provozierenden Titel ZWISCHENSPIEL
MIT DEM TOD (ISBN 978-3-86465-046-8, 660 Seiten, Klappenbroschur) trägt. In
einer fast barock zu nennenden Sprache und auf allerhöchstem stilistischem
Niveau erzählt Ulbrich von den Beziehungen der Bewohner einer Berliner Villa
untereinander und zu ihren Nachbarn, wobei sie in besonders heiklen Fragen auf
die Unterstützung einer der menschlichsten und liebenswertesten Künstlichen
Intelligenzen (KI, siehe oben) aller Zeiten bauen können. Da wir momentan immer
mehr in einer Science-Fiction-Welt zu leben scheinen, muss jede wirklich gute
Gegenwartsliteratur gleichzeitig Phantastische Literatur sein. Ein ganz
besonderes Erlebnis für mutige und experimentierfreudige Leser.
„Was bleibt einem armen Sterblichen angesichts eines
solchen sprachmächtigen Zauberbuches denn anderes übrig, als entweder den Autor
zu verfluchen, ob seiner unmenschlichen Fähigkeiten zur Imagination, oder, viel
einfacher und näherliegender, auf die Knie zu sinken und jedwedem Schöpfer zu
danken, dass er Solches zuließ?”
Bernd
Ulbrich – ZWISCHENSPIEL MIT DEM TOD, Umschlagtext