TEMPORAMORES - Newsletter # 233 - 18.5.2015




KURZMELDUNGEN

„Willkommen zurück, alter Freund!“ Diesen ersten Satz seines neuen, langerwarteten Romans SHERLOCK HOLMES UND DIE TANZENDEN DRACHEN (Atlantis, ISBN 978-3-86402-246-3) möchte man als Leser auch dem Autor Christian Endres (www.christianendres.de) entgegenrufen, denn seit seinem letzten Werk von Romanlänge sind (geschätzte) 9 Milliarden Jahre vergangen. Doch jetzt ist alles gut – mehr als gut sogar, wie man bereits nach den ersten Seiten dieser neuen und spannenden Abenteuergeschichte erkennen kann. Zur Einstimmung auf ein London voller Magie und Zauber – was diesmal wörtlich zu nehmen ist – lässt Endres seine Helden wie nebenbei erst einmal einen „kleinen“ Fall lösen, in dem es um einen Angriff auf einen Troll geht. Und damit sind wir schon mittendrin, in einem Parallelwelt-England, in dem es nicht nur jede Menge Fabelwesen gibt, sondern auch einen Premierminister Moriarty und einen erfolgreichen Schriftsteller namens Watson, der seine Werke in einer Phantasie-Welt ansiedelt, in der es nüchtern, rational und total ohne Magie zugeht (was seine, überwiegend weiblichen, Leserinnen so herrlich exotisch finden). Im „echten“ London dagegen droht eine Staatskrise: Nicht nur, dass rassistische Übergriffe auf die Einwanderer aus Oberons Reich stark zunehmen und ein irrer „Ripper“ Freudenmädchen abschlachtet – jetzt ist auch noch das Zauberschwert Excalibur gestohlen worden. Zeit also, dass Holmes und Watson den Fall übernehmen …

Der unermüdliche Dietmar Dath hat einen neuen, geradezu reinrassigen Science-Fiction-Roman mit dem Titel VENUS SIEGT (Hablizel, ISBN 978-3-941978-18-8, 292 Seiten) in die irdischen Buchhandlungen expediert, in dem sich in ferner Zukunft Menschen, Roboter und Künstliche Intelligenzen auf einer terraformten Venus gegenseitig das Leben schwermachen. Wie immer bei Dath komplizieren sich die einfachen Sachverhalte von Liebe, Macht und Ego durch das Hinzufügen mathematischer Logik und politischer Ideologie – jedoch nicht so sehr, dass die Lektüre nicht auch Spaß machen würde. Und augenzwinkernde Ironie gibt’s auch genug.

Völlig zu Recht gilt METROPOLIS als einer der wichtigsten Filme der Welt. Ganz anders sieht es mit der literarischen Vorlage, dem 1926 erschienenen expressionistischen Zukunftsroman METROPOLIS von Thea von Harbou aus. Eine neue Buchausgabe erschien jetzt im Wiener Milena Verlag (ISBN 978-3-90295-010-9, 266 Seiten), begleitet von einem kompetenten Nachwort von Franz Rottensteiner. Ein echter Science-Fiction-Klassiker, der immer noch unterschätzt ist.



ZITATE

„Was ihr Roboter nennt, und was ihr Künstliche Intelligenz nennt, sind zwei Extreme, zwischen denen niemand anders vermitteln kann als die Menschen […] Menschen können die Idee eines neuen Körpers sein wie die Verkörperung einer neuen Idee.“

Dietmar Dath – VENUS SIEGT. (S. 13)

„Dieses Buch ist ein Geschehen, das sich um eine Erkenntnis rankt: Mittler zwischen Hirn und Händen muß das Herz sein.“

Thea von Harbou – METROPOLIS. (S. 9)

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