So, es ist also geschafft! Der im Newsletter 216 vorgestellte Band
VERLORENE PARADIESE von Ursula K. Le
Guin hat bei der Vergabe der Kurd-Laßwitz-Preise
ordentlich abgeräumt. Da gab es zum einen den Preis als „Bestes ausländisches
Werk zur SF 2014“ (und das gegen starke Konkurrenten wie Iain Banks, Dave Eggers, Jeff VanderMeer oder Andy Weir!) und dann auch noch den
Preis für die „Beste Übersetzung zur SF ins Deutsche“ für Horst Illmer. Das Buch ist im Atlantis Verlag erschienen und
natürlich immer noch lieferbar (sowohl als Soft- wie als Hardcover). Wer also
noch ein Weihnachtsgeschenk braucht – nix wie los in die nächste Buchhandlung
Ihres Vertrauens.
* * *
Ausgelöst durch die diversen Todesfälle und „Freudigen Ereignisse“
der letzten Tage, kamen die Neueingänge im „Bücherhorst“ etwas zu kurz, deshalb
hier eine etwas umfangreichere Liste mit wunderschönen, großartigen, lesens-,
betrachtens- und überhaupt empfehlenswerten Titeln:
Der kroatisch-deutsch-amerikanische Comiczeichner Tomas Bunk (bekannt aus MAD und jeder
Menge U-Comix) hat beim diesjährigen Comicfestival München den PENG!-Preis für
sein Lebenswerk erhalten. Gerade noch rechtzeitig wurde dazu ein „Wende-Comic“
bei Comicplus+ veröffentlicht, der unter dem
Titel VON BERLIN NACH NEW YORK (ISBN 978-3-89474-277-5) zwei
autobiographische Geschichten enthält, die in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 2008 bzw. 2014 als Tagesstrips
erschienen. Es mag vielleicht etwas übertrieben sein, wenn man Bunk als die
deutsche Antwort auf Robert Crumb
und Art Spiegelman bezeichnet – aber
die hier vorgelegten, hervorragend wiedergegebenen und teilweise kolorierten
Tuschezeichnungen lassen schon erkennen, warum Bunk ein festes Mitglied der
MAD-Mannschaft wurde.
Die Kollegen bei EXODUS,
dem Magazin für Science Fiction Stories & phantastische Grafik, haben
anscheinend zu viel Energie (oder Kohle, oder Zeit usw.) zur Verfügung, denn
noch bevor bekannt wurde, dass auch bei ihnen der Postmann zweimal klingelte
und Kurd-Laßwitz-Preise überreichte (für Fabian
Tomaschek, der für die „Beste Kurzgeschichte“ ausgezeichnet wurde und für René Moreau, Heinz Wipperfürth und Olaf
Kemmler, die den „Sonderpreis für langjährige herausragende Leistungen“
erhielten), veröffentlichten sie die „reloaded“-Edition der EXODUS-Ausgabe 24, die erstmals 2008
erschienen war. Nicht nur, dass sie den Bildteil mit den tollen Malereien von Gabriele L. Berndt erweiterten, nein,
auch bei den Kurzgeschichten wurde „nachgebessert“. Die „neue“ EXODUS 24 mit
jetzt 112 Seiten Umfang kann ab sofort bestellt werden und sollte die Wartezeit
bis zum nächsten „offiziellen“ Heft (Ausgabe 33) überbrücken.
Da war doch noch was, da fehlte doch noch ein Buch. Ach ja, die
alljährliche Sammlung von Kurzgeschichten unseres local hero Markus K. Korb
stand noch aus. Da sei aber LUZIFER vor! Dort (im gleichnamigen Verlag)
erschien soeben der Band AMERIKKAN GOTIK (und ich scheue mich nicht, ein „sic!“ hinter diesen Titel zu setzen, noch vor
die ISBN 978-3-95835-058-8), in dem neun neue Geschichten „aus dem
dunklen Herzen Amerikas“ darauf warten, von neugierigen, unerschrockenen,
gänsehautsüchtigen Korb-Fans gelesen zu werden. Das Buch hat einen Umfang von
240 Seiten, wurde von Peter Davey
illustriert, mit einem Vorwort von Michael
Dissieux versehen und mit einem Nachwort plus Danksagung des Autors
abgeschlossen. Eine „runde Sache“ eben.
Das immer wieder – und momentan ganz besonders – aktuelle Thema
des Wettrüstens und der teilweise dramatischen Folgen desselben war Thema eines
zweiteiligen Heftromans von Paul Alfred
Müller, erschienen 1962 unter dem Pseudonym Freder van Holk mit dem Titel
DER KRIEG, DEN KEINER WOLLTE als Utopia-Großband 164 (Teil 1 & 2). In der
Reihe „Werke in Neuausgaben“ veröffentlichte DvR den Zukunftsroman jetzt in
einer kartonierten Ausgabe (ISBN 978-3-940679-99-4, 185 Seiten), wie immer
reich bebildert und vorbildlich kommentiert vom Reihenherausgeber Heinz J. Galle.
Die „Klassiker“ werden auch immer jünger. Bei
Eichborn pflegt man jedenfalls das Portfolio des Bestseller-Autoren Neil Gaiman (DER
OZEAN AM ENDE DER STRASSE) mit der Neu-Edition seines 2001 bei Heyne
erschienenen Romans AMERICAN GODS (ISBN 978-3-8479-0587-5) in einer von Hannes Riffel neu
übersetzten „Director’s Cut“-Version. Laut Vorwort von Gaiman wurde sein
Manuskript damals um einige Seiten gekürzt, die er für diese Ausgabe wieder
einfügte. Wer das Buch also noch nicht kennt (oder wer nachlesen mag, wo die
frühere Version abweicht), kann sich Gaimans phantastischen Roman über die
Wiederkehr der alten Götter im modernen Amerika, und wie sie dort empfangen
werden, jetzt in dieser preiswerten, 670 Seiten umfassenden Klappenbroschur
reinziehen.
Ein wenig „fremdsprachlich“ wird es nun auch noch –
aber die soeben in der Londoner Folio Society vorgelegte Ausgabe von Philip K. Dicks
Meisterwerk THE MAN IN THE HIGH CASTLE (ohne ISBN, for Members only) muss
einfach noch erwähnt werden. Dieser Roman Dicks ist ja tatsächlich ein echter
Klassiker der Science Fiction und verdient es, zwischen den Büchern von Ray Bradbury, Aldous Huxley, George Orwell und J. R. R. Tolkien einen
Platz zu erhalten. Die Ausstattung ist grandios: Neben einem neuen Vorwort von Ursula K. Le Guin zieren
acht ganzseitige Farbbilder von SHOTOPOP den
Text, der Leinenband hat eine silber-geprägte Deckelillustration und steckt in
einem illustrierten Papp-Schuber. Von solchen Klassiker-Ausgaben kann man hierzulande
halt nur träumen.
Eigentlich bin ich ja nicht besonders
anfällig für das eifersüchtige Schauen auf anderer Leute Sammlungen, aber
bereits beim ersten Blick in DIE KUNST DES COMIC-SAMMELNS (ISBN
978-3-901753-80-0, 280 S.) war ich doch etwas neidisch. In dem von Alex Jakubowski
(Text) und Sandra Mann (Fotos) zusammengestellten
und in der Edition Lammerhuber veröffentlichten großformatigen Band werden
fünfzehn deutsche Comic-Sammler mit ihrem außergewöhnlichen Steckenpferd in
Wort – und vor allem im Bild – vorgestellt. Der TV-Journalist Jakubowski,
selbst begeisterter Comic-Leser, wollte in DIE KUNST DES COMIC-SAMMELNS bewusst
nicht die „größte“ Sammlung (be-)suchen (die hat eh Wimbledon Green), sondern ein möglichst breites Spektrum vorführen.
Dies ist ihm mit der Auswahl der Sammler vorzüglich gelungen. Fast jeder hat
ein anderes Spezialgebiet, sammelt aus jeweils anderen Gründen (obwohl in den
erstaunlich offenen Gesprächsprotokollen auch viele Gemeinsamkeiten
auftauchen), hat andere familiäre Rücksichten zu nehmen, oder – was besonders
beim Fürsten von Sayn-Wittgenstein
hervortritt – andere finanzielle Möglichkeiten. In diesem Buch erfährt man sehr
viel über das Sammeln (nicht nur von Comics), und die mehr als einhundert
Bilder geben einen gelungenen Einblick in die immer wieder überraschende
Ästhetik einer wohlgepflegten Sammlung.
„People are always asking me What Books Influenced You? — a question I
hate, because it’s the same problem as A Book That Changed Your Life. What books
didn’t influence me?
If only someone would ask that! I’ve been waiting for years to answer
it. Atlas Shrugged, by Ayn Rand, I
will say, had absolutely no influence on me except to cause hours of
incredulous boredom. I thought in all fairness I ought to try The
Fountainhead. I gave up on page 10.“
Ursula K. Le
Guin – A
Book that Changed My Life. (Blogeintrag vom 15. Juni 2015)