Dass
Andreas Eschbach in der Science
Fiction alles kann, zeigte er zuletzt erneut in seinen zwei PERRY
RHODAN-Romanen; dass er auch weiß, wie Kinder und Jugendliche „ticken“, macht
den besonderen Reiz seiner Jugendbücher aus. Spannend, emotional bewegend und
psychologisch stimmig beschreibt Eschbach in AQUAMARIN (Arena, ISBN
978-3-401-60022-2, 400 S.) den Leidensweg von Saha, dem einzigen Mädchen in der
australischen Küstenstadt Seaheaven, dass aufgrund einer körperlichen
Disposition nicht schwimmen kann, was sie in einer Spaß-Gesellschaft am Meer
sowieso schon zur Außenseiterin macht. Als sie dann auch noch herausfindet,
dass ihre „Behinderung“ die durch Genmanipulation erlangte Fähigkeit ist, unter
Wasser zu atmen, hat sie ein weiteres Problem: Im 22. Jahrhundert sind solche
Manipulationen streng verboten. Unterstützt von einem Mitschüler und einer
mitfühlenden Lehrerin versucht Saha ihr „Geheimnis“ zu verbergen und sich einen
Platz im Sozialgefüge Seaheavens zu erobern. Für kurze Zeit scheint ihr das
auch zu gelingen, doch ein Zwischenfall beim großen Hafenfest zwingt sie, sich
zu ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten zu bekennen und die Konsequenzen ihres
»Anders-seins« zu akzeptieren… Geschickt verknüpft Eschbach die Handlung mit
bereits erkennbaren Tendenzen der Gentechnik, der Erschließung der Meeresböden
und der Entstehung immer kleinerer „Staaten“, die letztlich nur noch
Interessenzonen politisch-kommerzieller oder religiöser Art darstellen.
AQUAMARIN ist eine gelungene Mischung aus Science Fiction und Entwicklungsroman
und ebenso tiefgründige wie kurzweilige Lektüre für den Strand – und irgendwo
auf unserer Welt ist schließlich immer Sommer.
Der russische Schriftsteller Vladimir
Sorokin feierte gerade seinen 60. Geburtstag und da passt es gut, dass bei
Kiepenheuer & Witsch sein neuester Roman TELLURIA (ISBN 978-3-462-04811-7,
415 S.) erschienen ist. Der Zukunftsroman spielt in der Bergrepublik Telluria,
in der man die Droge Tellur als Heilmittel nutzt und Tellur-Nägel in die Köpfe
der Bewohner schlägt. Wer da nicht glücklich lächelt, hat in Telluria nichts
verloren. In 50 Kapiteln, und in ebensovielen stilistischen Varianten (was dazu
führte, dass die Übersetzung vom „Kollektiv Hammer und Nagel“ vorgenommen wurde
– immerhin 8 gestandene Russisch-ÜbersetzerInnen!), vermittelt Sorokin seinen Lesern seine
tiefpessimistisch-satirische Weltsicht, die in der letztendlichen Rückbesinnung
auf das eigene Ich und seine Grundbedürfnisse mündet: „Gekrault wird nur, was
ein Fell hat. Geredet nur mit den Vögeln im Walde. Was braucht der Mensch
mehr?“ (S. 410).
Bei Atlantis ab sofort erhältlich: Die elfte Ausgabe des
SF-Magazins PhaseX, das sich diesmal
der „Astronomie“ gewidmet hat. Herausragend: Artikel und Story von Alastair Reynolds.
„Und ein jeder
eine Sonne
Größer noch als wie die unre?
Und um jede kreisen wieder
Solche wunderbare Erden?
Und von all den kleinen Wesen,
Die auf solcher
Erde wohnen,
Denkt ein jedes, daß die andern
Ringsum nur zum Spaße tanzen?“
Kurd Laßwitz – „Des Astronomen
Rache”, in: PhaseX, Nr.11 (S. 101)