Es gibt sie doch noch, die
Bücher, die den Sammler glücklich machen! Ein solches Buch erschien jetzt im
Kölner Taschen Verlag, der Titel lautet etwas umständlich THE BOOK COVER IN THE
WEIMAR REPUBLIC / BUCHUMSCHLÄGE IN DER WEIMARER REPUBLIK (ISBN
978-3-8365-4980-6), und es wurde herausgegeben von Jürgen Holstein, einem bekannten Berliner Antiquar und
Buchliebhaber. Auf über 450 Seiten zeigt das großformatige (32 x 26 cm)
Hardcover die eintausend Titel umfassende Sammlung Holsteins, die sich auf
Bucheinbände und -Umschläge konzentriert, die zwischen 1919 und 1933 von
Berliner Verlagen produziert wurden. Gezeigt wird dabei alles, vom Sachbuch bis
zur Belletristik, vom Schundroman bis zur Weltliteratur, vom Kinderbuch bis zur
Modezeitschrift, und wem das noch nicht genug ist, der darf in so Abseitigem
wie Tarnschriften und Werbeplakaten schwelgen. Neben dem optischen Genuss, der
sich ja zwangsläufig aus dem Betrachten der Bilder ergibt, findet man jedoch
auch eine genau recherchierte (zweisprachige, englisch-deutsche)
Buchbeschreibung zu jedem einzelnen Werk, angereichert mit Detailinformationen
über Verlegerpersönlichkeiten, Künstler und Autoren sowie jeder Menge
Spezialwissen über Zensurmaßnahmen, juristische Auseinandersetzungen,
Verlags-Konkursen und -Übernahmen, bis hin zu den wechselnden Anschriften, die
aus Berliner Adressbüchern gezogen wurden – und wer meint, das brauche es doch
nicht unbedingt, der versuche einmal, auch nur einen Bruchteil der hier
verewigten Informationen aus dem Internet zu holen! Jürgen Holsteins
BUCHUMSCHLÄGE DER WEIMARER REPUBLIK ist das
Buch des Jahres für alle, die ein Buch nicht nur nach seinem Inhalt
beurteilen!!
Natürlich darf hier dann auch
nicht das produktionstechnisch aufwändigste Buch des Jahres fehlen: das von J. J. Abrams und Doug Dorst veranstaltete Verwirrspiel S. – DAS SCHIFF DES THESEUS
(ISBN 978-3-462-04726-4, KiWi, 544 S.), das als haptisch-multidimensionaler
Überraschungserfolg bibliophile Kritiker und Leser gleichermaßen begeistert.
Das von Tobias Schnettler und Bert Schröder übersetzte mysteriöse letzte
Werk des fiktiven Autors V. M. Straka
sieht aus, als hätte es schon einige „Bücher-Leben“ hinter sich, noch bevor der
Käufer es aus dem versiegelten Karton-Schuber schüttelt: Bibliotheksaufkleber
und -markierungen, Ausleihstempel und Benutzerspuren, handschriftliche
Anmerkungen und mehr als zwanzig „Beigaben“ (Bilder, Postkarten,
Dechiffrier-Scheibe, Zettel usw.) bescheinigen dem Werk eine so intensive
Nutzung, wie sie wohl selten einem Buch widerfährt. Dieses mit Liebe zum Detail
und buchbinderischer Meisterschaft hergestellte Rätselbuch fordert von seinen
Lesen, was es angeblich gar nicht mehr gibt – Zeit und Muse. Ein Juwel in
jedweder Hinsicht.
„Für unser Buch
gilt, was Hermann Kafka seinem Sohn Franz zurief, als dieser ihm seine erste
Publikation mitbrachte. ‚Leg‘s auf den Nachttisch!‘ Denn man kann ein solches
Buch nicht einfach lesen und dann beiseite legen. Es ist eine ständige
Verlockung …“
Christoph Stölzl – „Vorwort“
in: Holstein (Hg.) – BUCHUMSCHLÄGE
(S. 9)