Da liegt er nun vor uns, AMALTHEA
(Manhattan, ISBN 978-3-442-54762-3), der neu Roman von Neal Stephenson. Auf den ersten Blick das gewohnte Großformat, ein Hardcover
mit Schutzumschlag und Lesebändchen – und 1056 Seiten stark. Auf den Vorsätzen
finden wir zwei Zeichnungen, was an die PERRY RHODAN-Silberbände erinnert, mit
denen die technischen Beschreibungen diverser Raumfahrzeuge aus dem Buch
ergänzt werden, zudem gibt es mitten im Buch noch eine Farbtafel, welche die
Abstammung und Aufteilung der zukünftigen Menschheit übersichtlich macht. Womit
wir beim Inhalt wären: Was wird die Menschheit tun, wenn in einigen Wochen,
Monaten oder Jahren der Mond ohne erkennbaren Grund auseinanderbricht? Und was
werden die Nachkommen, so es denn welche gibt, in 5000 Jahren noch von ihren
Vorfahren wissen (wollen)? Hört sich spannend an, und wer, wenn nicht Neal
Stephenson könnte diese Geschichte auf eine Weise erzählen, die gleichermaßen
objektiv stimmig ist und unter die Haut geht?! AMALTHEA zeigt den US-Amerikaner
auf dem Zenit seiner Fabulierkunst und das von ihm diesmal gewählte Thema hat
das Potenzial, alle seine Leser bis ins Innerste zu treffen. Dieses Buch gehört
in jede Science-Fiction-Sammlung – schon bei Erscheinen ein Klassiker!
Ganz große Kunst: UMRAY – A TEXTUAL & VISUAL ARTBOOK
(Papierverzierer, ISBN 978-3-944544-87-8, 300 Seiten) ist eine Shared
World-Anthologie, die von Joachim Sohn
in Zusammenarbeit mit Ann-Kathrin
Karschnick und Carolin Grotjahn
herausgegeben wurde. Vorgabe war eine Zukunftserde, auf der die Besatzung eines
UMRAY-Raumschiffes notlanden muss. Diese Außerirdischen treffen nun in 16
Geschichten auf jeweils andere Verhältnisse unserer zukünftigen Erdzivilisation
und beide Seiten müssen sich entscheiden, wie sie mit den außerordentlichen
Umständen umgehen wollen. Geschrieben und illustriert haben die Kurzgeschichten
deutschsprachige Künstler beiderlei Geschlechts, darunter Autoren wie Tom Daut und Fabienne Siegmund und Illustratoren wie Allan J. Stark und Timo
Kümmel. Herausgekommen ist dabei eine der außergewöhnlichsten Anthologien
der letzten Jahre, bei der einfach alles richtig gemacht wurde. Das fängt bei
der Qualität der Bilder und Texte an und hört bei der Konzeption aus
Fadenheftung, Ganzleineneinband und kräftigem Kunstdruckpapier noch lange nicht
auf. Der Schutzumschlag ist ein grafisches Meisterstück, die illustrierten
Vorsätze wecken Vorfreude auf den Inhalt, der Satzspiegel ist großzügig, die
Schrift sehr gut lesbar, die Reproduktion der Farbbilder hält höchsten
Ansprüchen stand – und die Vorstellung aller Beteiligten in Form von Trading
Cards lässt auf eine ordentliche Portion Humor und viel Liebe zum Detail
schließen.
„Der Mond
explodierte ohne Vorwarnung und ohne erkennbaren Grund. Er war im Zunehmen, zum
Vollmond fehlte nur ein Tag. Später würde man [die Zeit] als A+0.0.0 oder
schlicht Null bezeichnen.“
Neal Stephenson –
AMALTHEA (S. 9)