Die
1961 in Hamburg geborene Karen Duve
gehört zur Gruppe der jungen deutschsprachigen Autorinnen, die zum Beginn des
21. Jahrhunderts den hiesigen Literaturbetrieb ordentlich aufmischten. Neben Büchern
wie REGENROMAN (1999) und TAXI (2008, im letzten Jahr als Film in den Kinos) schrieb
sie auch den 2005 erschienen Fantasyroman DIE ENTFÜHRTE PRINZESSIN. Jetzt wagt
sie sich mit MACHT (ISBN 978-3-86971-008-2, Galiani Berlin, 410 Seiten) auf das
Gebiet des dystopischen Zukunftsromans. 2031, also in fünfzehn Jahren sieht es
ziemlich düster aus in Deutschland, Europa und dem Rest der Welt. Heute schon
erkennbare Probleme haben sich zu echten Katastrophen weiterentwickelt – und
dann sind auch noch die Frauen an der Macht. Der Anti-Held des Buches,
Sebastian, allerdings „wehrt“ sich auf recht drastische Weise gegen die, seiner
Meinung nach, ungerechte Bevormundung, die Fleischessen und Autofahren zu fast
unerschwinglichen „Luxustätigkeiten“ macht. Vor allem bei der etablierten
Literaturkritik stieß Duves Roman auf Unverständnis: Ist das jetzt echt so
gemeint; wo bleibt den da der Humor; darf ein Mann so mit einer Frau umgehen;
usw.??? Ein Roman, der polarisiert – und schon deshalb wert, dass man/frau sich
eine eigene Meinung bildet.
Ähnliche
Fragen wie bei Frau Duve mag sich der Leser auch bei ALLES AUSSER IRDISCH (ISBN
978-3-87134-815-0, Rowohlt, 367 Seiten), dem ersten Science-Fiction-Roman von Horst Evers, stellen. Allerdings kann
man sich bei Evers (gelernter Germanist, Taxifahrer und Paketzusteller, im
„Nebenberuf“ Satiriker und Kabarettist) relativ sicher sein, dass kaum etwas
„echt so“ gemeint ist – und vor allem, dass man nach dem Humor nicht lange
suchen muss. In einer weit entfernten Zukunft – am Tag der Eröffnung des
Berliner Hauptstadtflughafens – landet ein fremdes Raumschiff mitten in Berlin
und damit beginnt für Goiko und Kara ein aufregendes Abenteuer, das sie in die
Weiten des Weltraums und die Tiefen der Zeit führt. Am Ende finden sich dann
Antworten für alle noch offenen Fragen, außer der, wann der BER denn nun
eröffnet wird.
Bei
Thea Dorn wird es schon bei der
Schubladen-Zuordnung schwierig: Historischer Roman, Zeitkritik, Gothic Novel
oder Science Fiction? Mit einiger Berechtigung kann man ihren neuen Roman DIE
UNGLÜCKSELIGEN (ISBN 978-3-8135-0598-6, Knaus, 555 Seiten) für jedes dieser
Genres reklamieren – am Ende bleibt’s ein Schelmenstück, das sich diesen Labels
klug entzieht und einfach sprachverliebt drauflosfabuliert. Frau Dorns Wechsel
von der Kritikerin zur Geschichtenerzählerin darf als geglückt angesehen
werden.
„Allerdings ließ
sich die Erde nur mit großer Mühe wiedererkennen. Es herrschte Hitze. Die
Außentemperatur in Berlin im Januar lag bei fünfzig Grad im Schatten. Die
Menschen trugen Kleidung, die aussah wie modische Taucheranzüge in fröhlichen
Farben. Dazu recht große, auffällige Kopfhörer und knallig-grelle Sonnenbrillen
mit runden Gläsern. Eigentlich sahen sie aus wie Stubenfliegen ohne Flügel,
aber dafür in Bunt.“
Horst Evers – ALLES
AUSSER IRDISCH (S. 259)