Die
letzten Wochen haben mich davon überzeugt, dass ich unbedingt stärker auf das
Erscheinen von Kurzgeschichtenbänden hinweisen muss, da diese unverzichtbare
Basis der Science Fiction leider allzu sehr vernachlässigt wird – auch und
gerade von uns Lesern. Also los, auf geht’s in die nächstgelegene Buchhandlung
und dort bestellen wir (denn Kurzgeschichtensammlungen hat kaum noch jemand im
Bestand) die von Robert Silverberg
herausgegebene Anthologie SCIENCE FICTION HALL OF FAME – DIE BESTEN STORYS 1934–1948
(Golkonda, ISBN 978-3-944720-55-5, 400 Seiten, Klappenbroschur). Enthalten sind,
neben Silverbergs Vorwort, zwölf der besten SF-Kurzgeschichten, die jemals
geschrieben wurden. (Aus)gewählt wurden die Stories 1969 von den Mitgliedern
der Science Fiction Writers of America (SFWA), die damit dem Publikum eine echte
„Basis-Bibliothek“ an die Hand geben wollten. Es handelt sich bei dem
Golkonda-Band um den ersten Teil der umfangreichen Originalausgabe (der zweite Teil
folgt im Herbst 2016), die insgesamt 26 Erzählungen aus den Jahren 1934 bis
1963 enthält. Mit dabei ist praktisch alles, was in der Science Fiction Rang
und Namen hat (u. a. Isaac Asimov, Clifford
D. Simak, Robert A. Heinlein und – natürlich – Theodore Sturgeon) und jede einzelne Geschichte wäre den Erwerb
dieses Buches wert. Vorbildliches leistet Golkonda in den Details: Die teilweise
bereits vorhandenen Übersetzungen wurden nochmals durchgesehen und sehr viel
Mühe steckt auch in den Quellenangaben zu den Erstveröffentlichungen. Unverzichtbar!
Völlig
unvorbereitet stolperte ich letzte Woche über den neuen Science-Fiction-Roman
von Anja Kümmel. Nachdem mir 2012
ihr Roman TRÄUME DIGITALER SCHLÄFER bereits positiv aufgefallen war, wollte ich
in V ODER DIE VIERTE WAND (Hablizel, 2016, 380 S. ISBN 978-3-941978-22-5)
unbedingt mal einen Blick werfen. Es wurden dann doch schnell mehrere Blicke
und es wuchs die Überzeugung, dass das „deutsche Fräuleinwunder“ (Frau Kümmel
wurde 1978 in Karlsruhe geboren) durchaus auch im Bereich der phantastischen
Literatur lesenswerte Ergebnisse hervorbringt.
Natürlich
veröffentlichen auch junge Männer, wie der 1977 in Traunstein geborene Thomas von Steinaecker,
Science-Fiction-Texte, die es wert sind, gekauft und gelesen zu werden. Sein
neuer Roman trägt den unverächtlichen, ja spannenden Titel DIE VERTEIDIGUNG DES
PARADIESES (S. Fischer, ISBN 978-3-10-001460-3, 411 S.) und erzählt aus der
Sicht eines – ja man muss es wohl so sagen – jungen Mannes die Ereignisse, die
einer Gruppe Überlebender in den Monaten und Jahren nach einer in naher Zukunft
eintretenden Katastrophe widerfahren. Das Ganze spielt auf dem Gebiet der
Bundesrepublik und wirkt wie eine erschreckend glaubwürdige Weiterschreibung
gegenwärtig erkennbarer Tendenzen.
„Die vorliegende
Anthologie kann mit einigem Recht als das definitive Standardwerk zeitgenössischer
Science-Fiction-Geschichten gelten und wird diesen Status wohl auch noch für
eine ganz Weile innehaben.“
Robert Silverberg – „Einleitung“,
in: SCIENCE
FICTION HALL OF FAME (S. 6)