TEMPORAMORES - Newsletter # 249 - 10.4.2016




KURZMELDUNGEN

Die letzten Wochen haben mich davon überzeugt, dass ich unbedingt stärker auf das Erscheinen von Kurzgeschichtenbänden hinweisen muss, da diese unverzichtbare Basis der Science Fiction leider allzu sehr vernachlässigt wird – auch und gerade von uns Lesern. Also los, auf geht’s in die nächstgelegene Buchhandlung und dort bestellen wir (denn Kurzgeschichtensammlungen hat kaum noch jemand im Bestand) die von Robert Silverberg herausgegebene Anthologie SCIENCE FICTION HALL OF FAME – DIE BESTEN STORYS 1934–1948 (Golkonda, ISBN 978-3-944720-55-5, 400 Seiten, Klappenbroschur). Enthalten sind, neben Silverbergs Vorwort, zwölf der besten SF-Kurzgeschichten, die jemals geschrieben wurden. (Aus)gewählt wurden die Stories 1969 von den Mitgliedern der Science Fiction Writers of America (SFWA), die damit dem Publikum eine echte „Basis-Bibliothek“ an die Hand geben wollten. Es handelt sich bei dem Golkonda-Band um den ersten Teil der umfangreichen Originalausgabe (der zweite Teil folgt im Herbst 2016), die insgesamt 26 Erzählungen aus den Jahren 1934 bis 1963 enthält. Mit dabei ist praktisch alles, was in der Science Fiction Rang und Namen hat (u. a. Isaac Asimov, Clifford D. Simak, Robert A. Heinlein und – natürlich – Theodore Sturgeon) und jede einzelne Geschichte wäre den Erwerb dieses Buches wert. Vorbildliches leistet Golkonda in den Details: Die teilweise bereits vorhandenen Übersetzungen wurden nochmals durchgesehen und sehr viel Mühe steckt auch in den Quellenangaben zu den Erstveröffentlichungen. Unverzichtbar!

Völlig unvorbereitet stolperte ich letzte Woche über den neuen Science-Fiction-Roman von Anja Kümmel. Nachdem mir 2012 ihr Roman TRÄUME DIGITALER SCHLÄFER bereits positiv aufgefallen war, wollte ich in V ODER DIE VIERTE WAND (Hablizel, 2016, 380 S. ISBN 978-3-941978-22-5) unbedingt mal einen Blick werfen. Es wurden dann doch schnell mehrere Blicke und es wuchs die Überzeugung, dass das „deutsche Fräuleinwunder“ (Frau Kümmel wurde 1978 in Karlsruhe geboren) durchaus auch im Bereich der phantastischen Literatur lesenswerte Ergebnisse hervorbringt.

Natürlich veröffentlichen auch junge Männer, wie der 1977 in Traunstein geborene Thomas von Steinaecker, Science-Fiction-Texte, die es wert sind, gekauft und gelesen zu werden. Sein neuer Roman trägt den unverächtlichen, ja spannenden Titel DIE VERTEIDIGUNG DES PARADIESES (S. Fischer, ISBN 978-3-10-001460-3, 411 S.) und erzählt aus der Sicht eines – ja man muss es wohl so sagen – jungen Mannes die Ereignisse, die einer Gruppe Überlebender in den Monaten und Jahren nach einer in naher Zukunft eintretenden Katastrophe widerfahren. Das Ganze spielt auf dem Gebiet der Bundesrepublik und wirkt wie eine erschreckend glaubwürdige Weiterschreibung gegenwärtig erkennbarer Tendenzen.



ZITAT

„Die vorliegende Anthologie kann mit einigem Recht als das definitive Standardwerk zeit­genössischer Science-Fiction-Geschichten gelten und wird diesen Status wohl auch noch für eine ganz Weile innehaben.“

Robert Silverberg – „Einleitung“, in: SCIENCE FICTION HALL OF FAME (S. 6)



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