Natürlich
sind 250 Ausgaben eines Newsletters im Internet-Zeitalter, wo Jeder immerzu und
alles „bloggt“, „postet“ oder „twittert“, nicht allzu weltbewegend. Für den
Verfasser dieses nach wie vor als 1-Seiten-Science-Fiction-Nachrichten-Fanzine
konzipierten „Blättchens“ stellt es aber doch einen weiteren „Meilenstein“ in
seiner Publikationshistorie dar, auf den er auch ein klein wenig stolz ist. Wie
lange es noch weitergeht, kann selbst ein Blick in die Glaskugel nicht
beantworten, doch im einen oder anderen Zweig des Multiversums ist dem
TEMPORAMORES-Newsletter sicherlich eine glänzende und lang andauernde Zukunft
beschieden – hoffentlich finden alle unsere treuen Leser den richtigen
Übergang.
In
dieser Ausgabe von TEMPORAMORES geht es ausnahmsweise einmal nicht um die
aktuellsten neuen Bücher oder um Nachrufe auf kürzlich verstorbene
LieblingsAutorInnen, sondern um die, bisher an dieser Stelle und in dieser Form
noch nicht empfohlenen, (gesammelten) Werke von Schriftstellern und Künstlern,
die uns persönlich am Herzen liegen. Lehnen Sie sich also zurück, schieben Sie
sich ein Kissen unters müde Haupt und genießen Sie einen Rundgang durch den
Bücherhorst!
John Christopher –
TRIPODS. DIE DREIBEINIGEN HERRSCHER.
Es
gibt wohl nur wenige Science-Fiction-Titel, die einen größeren Einfluss auf die
jugendlichen Leser der Vor-HARRY POTTER-Generationen hatten, als die
Coming-of-Age-Romane von John
Christopher und hier vor allem seine Trilogie um die DREIBIENIGEN MONSTER,
die von 1971 an im Würzburger Arena Verlag auch auf Deutsch vorlagen. Dabei
verdankt es sich nur einem glücklichen Zufall, dass der englische
Schriftsteller Christopher S. Youd
(1922–2012) nach mehr als dreißig Büchern für Erwachsene zum Jugendbuchautor
wurde. Die Anfrage eines Kinderbuchverlags versprach Erholung vom harten Alltag
eines freien Schriftstellers und schnelles Geld. So jedenfalls dachte sich Youd
das, der unter dem Pseudonym John Christopher bereits einige erfolgreiche
Science-Fiction-Titel geschrieben hatte, bis zu dem Moment, als sein Manuskript
mit der Bitte um Überarbeitung zurückgeschickt wurde. Der klugen und mutigen
Lektorin verdanken wir es also, dass Christopher dann die sorgfältig
ausgearbeitete Trilogie THE WHITE MOUNTAINS (1967), THE CITY OF GOLD AND LEAD
(1967) und THE POOL OF FIRE (1968) schrieb, die ihn zu einem der beliebtesten
Jugendbuchautoren Englands machte.
Die
Geschichte spielt in einer Zukunftswelt, in der die Menschheit seit vielen
Jahren von außerirdischen Besatzern beherrscht wird. Die menschliche
Zivilisation ist auf die Stufe des Mittelalters zurückgefallen und Widerstand
scheint nicht möglich zu sein, da alle Erwachsenen mittels einer technischen
Vorrichtung der Gedankenkontrolle durch die dreibeinigen Herrscher unterliegen.
Doch eine kleine Gruppe von Jugendlichen beschließt, in die Wildnis zu fliehen
und von dort aus gegen die Besatzer zu kämpfen.
Nachdem
die BBC in den 1980er Jahren eine TV-Serie nach Motiven der TRIPODS-Reihe
lancierte, schrieb John Christopher 1988 mit WHEN THE TRIPODS CAME einen Roman,
in dem er in unsere Gegenwart zurückkehrte und die Vorgeschichte der Invasion
erzählte. Im Jahr 2006 veröffentlichte Arena erstmals alle vier Romane
(DREIBEINIGE MONSTER AUF ERDKURS, DAS GEHEIMNIS DER DREIBEINIGEN MONSTER, DER
UNTERGANG DER DREIBEINIGEN MONSTER und DIE ANKUNFT DER DREIBEINIGEN MONSTER) in
einem einheitlichen Look. 2016 schlossen sich die Verlage Piper und cross cult
zusammen und veröffentlichten die „komplette Saga“ in einem Band unter dem
Titel TRIPODS – DIE DREIBEINIGEN HERRSCHER. Bei Piper übernahm man mit einem
700-Seiten-Paperback den Massenmarkt, während cross cult eine auf 1.444
Exemplare limitierte großformatige Hardcover-Edition (mit Schutzumschlag und
Lesebändchen!) herausbrachte, die auf 800 Seiten zudem 60 Illustrationen von Timo Wuerz beinhaltet. Keine Frage,
welche Ausgabe hier empfohlen wird.
H. P. Lovecraft – THE NEW ANNOTATED H. P. LOVECRAFT
Seit
in den 1960er Jahren die ersten Geschichten von Howard Phillips Lovecraft (1890–1937) in Deutschland erschienen,
entwickelte sich der amerikanische Außenseiter mit seinen Geschichten um
Cthulhu und diverse andere merkwürdige Wesen aus fremden Dimensionen, den
Tiefen des Weltraums oder der grauesten Vorzeit zu einem unverwüstlichen
Bestandteil der Subkultur. Egal ob in Filmen, Spielen, Büchern oder zuletzt im
Comic – die Faszination, die von HPL ausgeht ist ungebrochen. Neben den
diversen Einzel- und Werkausgaben in deutscher Sprache gibt es in den USA
allerdings auch einige gutgemachte Sammelbände, die das gar nicht so
umfangreiche Hauptwerk Lovecrafts zwischen zwei Buchdeckeln vereinen. Empfohlen
wird an dieser Stelle THE NEW ANNOTATED H. P. LOVECRAFT, ein von Leslie S. Klinger herausgegebener und
kommentierter 850 Seiten-Großband, der bei Norton & Company in New York
verlegt und durch ein Vorwort von Alan
Moore „geadelt“ wird.
Philip K. Dick – SÄMTLICHE ERZÄHLUNGEN
Begonnen
hat die Geschichte dieser Werkausgabe bereits 1993, als man im Züricher Verlag
von Gerd Haffmans den ersten von
zehn Bänden der SÄMTLICHEN ERZÄHLUNGEN von Philip
K. Dick (1928–1982) veröffentlichte. Angelehnt an die fünfbändige
Originalausgabe der COLLECTED STORIES, die 1987 abgeschlossen war, wollte man
dort, neben einigen der bedeutenderen Romane, erstmals auch alle
Kurzgeschichten des amerikanischen Science-Fiction-Autors auf Deutsch
zugänglich machen. Als 2001 dann mit Band 6 die letzte noch offene Lücke
geschlossen wurde, verabschiedete sich auch gleich darauf der Haffmans Verlag
von der Literaturproduzenten-Bühne. Umso erfreulicher, dass Gerd Haffmans im Frankfurter Verlags-
und Versandhandels-Zwitter Zweitausendeins dann Gleichgesinnte fand, die einige
Bestseller aus dem alten Programm übernahmen. Neu aufbereitet brachte man dort
2008 die erste Auflage von PHILIP K. DICK – SÄMTLICHE 118 SF-GESCHICHTE IN FÜNF
BÄNDEN heraus: fünf Hardcover mit jeweils über 600 Dünndruck-Seiten, plus einem
kartonierten 100-Seiten-COMPANION, gebündelt in einem Pappschuber und zu einem
unschlagbar günstigen Preis. Seither gehört diese Box, völlig zu recht, zu den
absoluten Bestsellern bei Zweitausendeins, und Herr Haffmans darf sich zu
seinem glücklichen Händchen gratulieren (lassen).
Arkadi & Boris Strugatzki – GESAMMELTE WERKE
Lange
überfällig war auch die Herausgabe der GESAMMELTEN WERKE von Arkadi und Boris Strugatzki. Zwischen
2010 und 2014 erschienen diese parallel in sechs Bänden als Taschenbücher im
Heyne Verlag und in gebundenen Ausgaben im Berliner Golkonda Verlag. Auf über
4000 Seiten haben die Leser nun einen leichten und übersichtlichen Zugriff auf
den Großteil der utopisch-phantastischen Romane und Erzählungen des bekannten
russischen Brüderpaares. Eingeleitet wird die Edition von einem Vorwort des
neuen Superstars der russischen Science Fiction, Dmitry Glukhovsky, weitere Highlights sind ein Nachwort von Karlheinz Steinmüller, die
durchgängigen Kommentare von Boris
Strugatzki und die kenntnisreichen Anmerkungen von Erik Simon. Ergänzend zur Heyne-Ausgabe ist bei Golkonda noch ein
730 Seiten starker „Supplementband“ erschienen, der die Erzählungen und Romane
enthält, die Boris Strugatzki
(1933–2012) ohne seinen Bruder Arkadi (1925–1991) geschrieben hat. Vor allem
die gebundene Golkonda-Ausgabe ist aufgrund ihrer hervorragenden Ausstattung
hervorzuheben. So etwas wünscht man sich als Sammler noch öfter.
James Tiptree Jr. – SÄMTLICHE ERZÄHLUNGEN & BIOGRAFIE
Es
gibt Momente, in den schiebt sich die nahezu unglaubliche und immer noch
verwirrende Lebensgeschichte von Alice
Sheldon (1915–1987) vor das Werk von James
Tiptree jr., doch spätestens nachdem man/frau sich durch die 800 Seiten der
spannend und kompetent erzählten JAMES TIPTREE JR.-Biografie von Julie Phillips geschmökert hat, tritt
dieses, vor allem aus Kurzgeschichten bestehende, Werk wieder in den Vordergrund.
Umso erfreulicher ist es da, dass im Wiener Septime Verlag inzwischen alle
sieben Bände der 2011 gestarteten Reihe der SÄMTLICHEN ERZÄHLUNGEN erschienen
sind. In schöner Aufmachung (Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen),
neu übersetzt, mit Nachworten versehen (u. a. von Andreas Eschbach) und kurz kommentiert liegen damit alle Stories
und Novellen der amerikanischen Ausnahme-Schriftstellerin vor.
Für
zwanzig Jahre, vom Ende der 1960er bis zu ihrem Tod, erschütterte
Sheldon/Tiptree die Science-Fiction-Szene mit ihren Erzählungen. War sie zuerst
noch als die letzte Bastion der „männlichen“ Schreibweise gelobt worden,
wuchsen die Zweifel an ihrem Geschlecht in gleichem Maße wie die Qualität der
Geschichten zeigte, wie unsinnig eine solche Zuordnung eigentlich war.
Gemeinsam mit Ursula K. Le Guin und Joanna Russ krempelte sie das ganze
Genre um – nach Tiptree war die amerikanische Science Fiction eine andere!
Theodore Sturgeon – THE COMPLETE STORIES
Was
für die meisten anderen der hier vorgestellten SchriftstellerInnen inzwischen
ganz normal ist, wird für Theodore
Sturgeon (1918–1985) vermutlich noch auf längere Sicht unerreichbar
bleiben: eine gut gemachte, sauber übersetzte Edition seiner Werke. Obwohl
Sturgeons erste Veröffentlichung in Deutschland bereits 1958 erfolgte, sind
seine Romane und Kurzgeschichten seit etwa zwanzig Jahren vom Markt
verschwunden. Daran ändert auch die Veröffentlichung eines Romans 2001 bei
Argument und zweier Story-Bände 2003/2005 bei Shayol nichts, denn trotz vorbildlicher
Editionsarbeit sind die in kleinen Auflagen erschienenen Bände seit Langem
nicht mehr lieferbar.
Ganz
anders sieht es im englischsprachigen Raum aus. Dort hatte Theodore Sturgeon in
Paul Williams (der auch an der Philip K. Dick-Werkausgabe beteiligt
war) einen energischen und tüchtigen Nachlassverwalter, der in Zusammenarbeit
mit Sturgeons Familie und dem Verlag North Atlantic Books zwischen 1994 und
2010 THE COMPLETE STORIES OF THEODORE STURGEON veröffentlichte. Die dreizehn
Hardcover-Bände dieser wirklich unfassbar guten Edition enthalten alle 220
Kurztexte, die Sturgeon zwischen 1938 und seinem Tod 1985 geschrieben hat,
inklusive bisher unveröffentlichter Stories. Welchen Stellenwert der Autor in
seiner Heimat inzwischen genießt, kann man auch dem Umstand entnehmen, dass es
sich die Creme de la Creme der amerikanischen Science Fiction nicht nehmen
ließ, oftmals geradezu hymnische Lobpreisungen und Erinnerungen in Form von
Vor- und Nachworten beizusteuern. Im Anhang eines jeden Bandes gibt es, teilweise
sehr umfangreiche, Anmerkungen zu den einzelnen Geschichten, in denen Williams,
der langjähriger Freund und Begleiter, unter anderem aus Briefen und Interviews
zitiert, und damit, wie nebenbei, gleich noch eine Art Sturgeon-Biografie
vorlegt.
Und
das Beste zum Schluss: Alle Bände haben, trotz eines relativ hohen Preises,
mehrere Auflagen erlebt – und sind weiterhin lieferbar!
Jim Butcher – DIE DUNKLEN FÄLLE DES HARRY DRESDEN
Wenn
es den Begriff „Urban Fantasy“ noch nicht gegeben hätte, für den US-Amerikaner Jim Butcher (Jahrgang 1971) hätte man
ihn erfinden müssen. Sein „zauberhafter“ Privatschnüffler Harry Dresden
ermittelt seit dem 1. April 2000 mehr oder weniger erfolgreich in jenen Fällen,
in denen das Chicagoer Police Department aufgrund übernatürlicher Einflüsse
nicht weiterkommt. Wie in jeder guten Hard-boiled-Story gibt es auch in Harrys
Leben dunkle Geheimnisse, schöne, aber gefährliche Frauen, echte und falsche
Freunde, gute und böse Polizisten – und wie in jeder guten Fantasy ist die Magie
ein zweischneidiges Schwert und ihr Einsatz kann zu völlig anderen als den
erhofften oder erwünschten Ergebnissen führen. Inzwischen füllen Harry Dresdens
Fälle fünfzehn Bände, die, nach einem Fehlstart bei Droemer Knaur, inzwischen
alle bei Feder & Schwert in kompakten Taschenbuchausgaben auf Deutsch
vorliegen. Obwohl der Autor seinen Zauberer mit der Lizenz zum Ermitteln in
Kriminal- und anderen Fällen schon seit einiger Zeit „begraben“ möchte, geht es
ihm ein wenig wie Arthur Conan Doyle,
der seinen Sherlock Holmes wegen des großen Erfolges auch immer weiter
ermitteln lassen musste. Und solange jeder neue Harry Dresden-Band auf Platz 1
der Bestsellerlisten auftaucht, wird wohl auch Jim Butcher sich seinem Publikum
fügen (müssen).
Arno Schmidt – BARGFELDER AUSGABE & BRIEFE
Ja,
ja, ja – ich weiß schon: „Natürlich wieder dieser Arno Schmidt“ werden viele an
dieser Stelle stöhnen, aber es ist nun mal so, dass wir in Deutschland keinen
anderen Schriftsteller haben, dessen Werk gleichermaßen umfangreich,
vielfältig, phantastisch und hochwertig ist, wie das des guten Arno Schmidt (1914–1979). Von seinen
romantischen Zaubermärchen der JUVENILIA an bis zum unvollendet gebliebenen
Romanfragment JULIA, ODER DIE GEMÄLDE, über dessen Abfassung Schmidt vom Schlag
getroffen starb, zieht sich das Utopisch-Phantastische durch fast alle
erzählerischen Texte Schmidts. Außerdem entwickelt der „Bücherfresser“ und
Polyhistor Schmidt in seinen essayistischen Werken eine ganz eigene
Literaturgeschichte und philologische Poetik abseits der akademischen
Germanistik und des Feuilletons. Seinen schon zu Lebzeiten bemerkbaren Einfluss
auf die von ihm zumeist ignorierten „Kollegen“ kann man inzwischen anhand der
vorliegenden Briefbände ebenfalls ganz gut nachvollziehen. In vorbildlicher
Weise hat die Arno Schmidt Stiftung in 21 Bänden das Gesamtwerk Arno Schmidts
aufbereitet. Die BARGFELDER AUSGABE, im Haffmans Verlag begonnen und inzwischen
im Suhrkamp Verlag angelangt, wird in drei Varianten angeboten: kartoniert für
den kleinen Geldbeutel, in Leinen gebunden fürs Klassiker-Regal im
Spießer-Haushalt und in Halbpergament für den Fanatiker, der seine Sammlung
über die nächsten der von Arno Schmidt vorhergesagten Atomkriege und Weltuntergänge retten will.
Kurd Laßwitz – KOLLEKTION LASSWITZ
Über
kaum ein anderes Projekt wurde an dieser Stelle öfter und begeisterter
berichtet, als über die von Dieter von
Reeken im Selbstverlag herausgegebene KOLLEKTION LASSWITZ. Dennoch
erscheint es gerechtfertigt, diese immer noch lieferbare, 22 Bände umfassende
Werkausgabe in ihrer Gesamtheit zu würdigen. In der unfassbar kurzen Zeit von
2008 bis 2013 veröffentlichte DvR in drei Abteilungen – „Romane, Erzählungen
und Gedichte“ (11 Bde.); „Sachbücher, Vorträge und Aufsätze“ (9 Bde.);
„Selbstzeugnisse und Sekundärliteratur“ (2 Bde.) – alles, was Kurd Laßwitz (1848–1910), der „Vater
der deutschen Science Fiction“, jemals geschrieben hat (also auch Texte aus dem
Nachlass und Neuentdeckungen aus bisher unbekannten Quellen!).
Das
sind natürlich vor allem der große
deutsche Zukunftsroman AUF ZWEI PLANETEN und die utopischen, phantastischen und
märchenhaften Kurzgeschichten der Bände BILDER AUS DER ZUKUNFT, SEIFENBLASEN
und TRAUMKRISTALLE, nicht zu vergessen auch der wichtige und immer noch
unterschätzte HOMCHEN-Roman. Dazu gesellen sich die zwar zumeist nur noch
literaturwissenschaftlich interessanten Essays, in denen Laßwitz sogar eine
frühe Poetik der Science Fiction entwirft („Über Zukunftsträume“) und die
naturwissenschaftlichen Arbeiten, in denen Laßwitz sich mit den diversen
Weltbildern von der Antike bis zu Kant und Fechner kritisch auseinandersetzt.
Gekrönt wird diese ungeheure Fleißarbeit von der Maßstäbe setzenden
ILLUSTRIERTEN BIBLIOGRAFIE, in der Rudi
Schweikert nicht nur eine chronologische Abfolge der Werke vorstellt,
sondern diese auch über mehrere Register zugänglich macht und durch das
Hinzugeben von fast 350 Abbildungen (davon über 150 farbige) gleichzeitig zu
einem wahren „Augenschmaus“ macht.
Insgesamt
eine Mammut-Edition, mit der sich DvR einen Platz im Germanisten-Himmel
gesichert hat.
Will Eisner – THE SPIRIT ARCHIVE
Auch
wenn diese monumentale Werkausgabe noch nicht ganz komplett ist, so ist nach 23
Bänden von Will Eisners THE SPIRIT
ARCHIVE (Salleck Publications im Eckart Schott Verlag) das Ende doch in
greifbare Nähe gerückt. Die amerikanische Originalausgabe, die bei DC von 2000
bis 2005 erschien, umfasste 26 Bände, bei Dark Horse Comics wurde 2009 noch ein
Band mit THE SPIRIT-Adaptionen anderer Künstler nachgeschoben. Seit 2002
veröffentlicht Eckart Schott in
schöner Regelmäßigkeit die deutschsprachige Ausgabe. Die Hardcoverbücher haben
jeweils etwa 200 Seiten Umfang und einen farbigen Schutzumschlag. Sie enthalten
jeweils einen halben Jahrgang der Abenteuer des maskierten Verbrecherjägers und
Frauenhelden THE SPIRIT, beginnend im Juni 1940. Vorgeschaltet ist in jedem
Band ein Vorwort, in dem praktisch alle Comic-Größen der letzten fünfzig Jahre
ihre Verbeugung vor Will Eisners (1917–2005) Genie machen. Eine Besonderheit
der deutschen Ausgabe ist es, dass von jedem Band eine Vorzugsausgabe mit einer
signierten und nummerierten Druckgrafik von international bekannten
Comiczeichnern erscheint, deren Auflage
konstant 280 Exemplare beträgt, während die „normale“ Druckauflage von zuerst
1500 auf inzwischen nur noch 600 Exemplare gesunken ist. Das oft gehörte „darf
in keiner Sammlung fehlen“ stimmt in diesem Fall unbedingt.
PERRY RHODAN – Silberbände
Last
but not least, der alte Spruch behält auch hier seine Gültigkeit, machen die 133
bis dato erschienen PERRY RHODAN-Silberbände unsere 250 Bücher umfassende
Empfehlungsliste vollständig. Band 1 – DIE DRITTE MACHT – erschien 1978, da war
die Heftchenserie auch schon siebzehn Jahre auf dem Markt. Inzwischen kann man
in der Rastatter Redaktion des Pabel-Moewig Verlags auf ein bereits vor fünf
Jahren begangenes 50-Jahre-Jubiläum zurückblicken, aktuell bereitet man sich
auf Band 3000 vor und die, nach Willi
Voltz und Horst Hoffmann,
inzwischen von Hubert Haensel
betreuten „Silberbände“ gehen auf die Nummer 150 zu. Welche Leistung, welche
Qualität, welche kreative Power hinter PERRY RHODAN steckt, kann man eigentlich
erst so richtig in der viele Meter langen (und über 53.000 Seiten umfassenden)
silbrig-blau glänzenden Reihe von Romanheftbearbeitungen erkennen, die aus
einer inzwischen doch recht unübersichtlich gewordenen Serie von Einzelheften
eine in sich schlüssige „Geschichte der Zukunft“ erschaffen hat. In diesem Sinne: PER ASPERA AD ASTRA!
Nach
so einer langen Strecke tut es gut, auch mal stehenbleiben und zurückblicken zu
können. Über die Jahre hinweg haben mir ungezählte Freundinnen und Freunde ihre
Hilfe und Unterstützung angedeihen lassen. Ihnen allen sei an dieser Stelle von
ganzem Herzen gedankt: Ohne Euch und Eurem Interesse an TEMPORAMORES wären wir
nie so weit gekommen!
Herrmann Ibendorf
„Wer ein großartiges Buch liest, flüchtet nicht vor
dem Leben, sondern taucht tiefer ins Leben ein. Oberflächlich gesehen, mag man
zwar flüchten – in andere Länder, Sitten, Sprachmuster –, doch tatsächlich
fördert man dabei sein Verständnis der Subtilitäten, Paradoxien, Freuden,
Leiden und Wahrheiten des Lebens. Lesen und Leben verhalten sich zueinander
nicht gegensätzlich, sondern symbiotisch. Und für die so wichtige Aufgabe der
Entdeckung und Selbstentdeckung mittels der Fantasie ist und bleibt das
gedruckte Buch das perfekte Symbol.“
Julian Barnes – „Ein Leben mit Büchern“, in: AM FENSTER (S. 336)
„Doch mein aufwühlendstes frühes Leseerlebnis war
der erschütternde Tod von Thorin Eichenschild in Der Hobbit. Damals hatte ich noch keine Übung mit den Konventionen
von Charakterfehlern und den Handlungssignalen, die solche Fehler liefern, und
daher gaben mir Thorins Gier und wie brüsk er Bilbo behandelte keinen Hinweis
darauf, dass er, Thorin, Sohn des Thrain, des Königs unter dem Berg, sich nicht
mehr von den Wunden aus der Schlacht erholen würde, auch wenn meine Mutter
versucht hatte, mich sachte darauf vorzubereiten. Ich weinte heftig, bis ich
einschlief. Meine Mutter wollte das Buch abbrechen, weil es mich so mitnahm,
aber am folgenden Abend überzeugte ich sie davon, dass ich auch leise weinen
konnte, und sie las es bis zum Ende vor. Es wurde eines meiner
Lieblingsbücher.“
Nicholson Baker – „Thorin, Sohn des Thrain“, in: SO GEHT’S (S. 62)
„Keine Kreatur auf Erde hat das Recht, sich für ein
menschliches Wesen zu halten, wenn sie nicht mindestens ein gutes Buch kennt.“
Christopher Morley – EINE BUCHHANDLUNG AUF REISEN (S. 65)