Nach
einer gefühlten Ewigkeit gibt es endlich wieder einen neuen Roman von William Gibson auf Deutsch. PERIPHERIE
(Tropen, ISBN 978-3-608-50124-7, 616 Seiten), hervorragend übersetzt von Cornelia Holfelder-von der Tann, ist
wieder viel deutlicher als Science Fiction erkennbar, als dies bei Gibsons
Büchern zuletzt der Fall war – und liest sich auch deutlich flotter als die
manchmal etwas angestrengt und überengagiert wirkende „Bigend“-Trilogie.
Cyberpunk und Neu-Romantik gemischt mit Zeitreise und Virtual Reality – die
definitive Mischung für den jung gebliebenen Best-Age-Nerd.
Im
NL # 246 (Januar 2016) habe ich bereits voller Begeisterung auf den Startband
der DESCENDER-Serie von Jeff Lemire
und Dustin Nguyen hingewiesen. Ende
August ist jetzt Band 2 erschienen. In MASCHINENMOND (Splitter, ISBN 978-3-95839-167-3,
120 Seiten) geht die Odyssee von TIM-21 weiter, einem der letzten Roboter im
Hoheitsgebiet des Vereinten Galaktischen Rats, dessen Hard- und Software
eventuell der Schlüssel im Kampf gegen eine übermächtige Bedrohung sein könnte.
Doch TIM-21 wird von mehr als nur einer Partei gnadenlos gejagt – und selbst
seinem „Bruder“ TIM-22 ist nicht zu trauen …
Die
kanadische Schriftstellerin Margaret
Atwood, zuletzt mit ihren großartigen Romanen um ORYX und CRAKE
erfolgreich, hat sich einer alten „Jugendliebe“ zugewandt und mit ANGEL CATBIRD
(Dark Horse, ISBN 978-1-50670-063-2, ca. 100 Seiten) einen geradezu „klassisch“
anmutenden Superhelden-Comic getextet. Mit an Bord sind Zeichner Johnnie Christmas und Koloristin Tamara Bonvillain. Im ersten
(Hardcover-)Band wird nicht nur die Herkunft von ANGEL CATBIRD erzählt, sondern
von Atwood auch ausführlich ihre seit langem bestehende Verbindung zum Comic
beschrieben. Man darf gespannt sein, wie lange und intensiv diese Liebelei
andauert.
Und
gleich noch was für die Fans der guten alten Superhelden-Bildergeschichten
(wobei hier die Betonung durchaus auf „alt“ liegt) mit klarer Linienführung und
buntesten Farben: Texter Mark Millar
und Zeichner Goran Parlov haben mit
STARLIGHT – DIE RÜCKKEHR DES DUKE MCQUEEN (Panini, ISBN 978-3-95798-949-9, 175
Seiten, Softcover) eine wunderbare Liebeserklärung an die Golden-Age-Science-Fiction-Comics
abgegeben, die voller ungezügelter Fabulierlust, schwarzem Humor, überbordendem
Ideenreichtum und kenntnisreicher Nostalgie steckt und die zu den absoluten
„das-musst-Du-gelesen-haben“-Büchern dieses Jahres gehört.
„Warum gibt sich
eine nette, schreibende ältere Dame wie ich, eine mit Preisen ausgezeichnete, nette,
schreibende ältere Dame, eine nette, schreibende ältere Dame, die sich
würdevoll und ihrem Ruhm entsprechend im Schaukelstuhl auf ihren Lorbeeren
ausruhen sollte, warum also gibt sich diese nette ältere Dame mit fliegenden
katzen-euligen Superhelden und Nachtklubs für Katzenmenschen ab, von den
gigantischen Rattenmenschen ganz zu schweigen? Sehr seltsam.“
Margaret Atwood – „Introduction“;
in ANGEL CATBIRD, Vol. 1 (S. 5)