Bücherherbst.
Die Neuerscheinungen fallen aus den Regalen wie die Blätter von den Bäumen. Da
bleibt nur, mit dem groben „Laubbläser“ die Spreu vom Weizen zu trennen.
Deshalb, in aller gebotenen Kürze:
An
der Magazinfront gibt es die neuesten Ausgaben von phantastisch! neues aus anderen welten (Atlantis Verlag, Heft 64,
76 Seiten) und von EXODUS – Science
Fiction Stories & Phantastische Grafik (Eigenverlag, Heft 35, 110
Seiten) zu melden. Beide Magazine überzeugen auf gewohnt hohem Niveau, die phantantastisch! mit MARK BRANDIS als
Schwerpunktthema, in der EXODUS
sticht diesmal die Galerie mit den Bildern des Nachwuchskünstlers Stas Rosin hervor.
Im
Bereich Bilderbuch haut einen die von Chris
Riddell illustrierte Neuausgabe von Neil
Gaimans ODD AND THE FROST GIANTS (Harper, USA und Bloomsbury, GB) aus den
Socken. Derzeit gibt es wohl fast keinen anderen Künstler, der es wie Riddell
versteht, mit der Tuschefeder (und Silber als Extra) Geschichten nicht nur zu
begleiten, sondern emotional zu erweitern. (Die Erstausgabe von 2009, die 2010
bei Arena auf Deutsch erschien, hatte Bilder von Brett Helquist, die im Vergleich zu Riddell allerdings sehr, sehr
brav wirken.)
Der
Österreicher Marc Elsberg, der 2012
mit dem Überraschungsbestseller BLACKOUT zu überzeugen
wusste, wendet sich in seinem neuen Techno-Thriller HELIX (Blanvalet, ISBN
978-3-7645-0564-6, 650 S.) der Gentechnik zu. Wie nicht anders zu erwarten,
geht es wieder super spannend zu, und die Unterscheidung, was noch Science
Fiction und was schon „Schnee von gestern“ ist, wird immer schwieriger.
Mit einem SF-Programm vom Feinsten kommt jetzt plötzlich der
Verlag cross cult an. Bereits erschienen sind zwei starke Titel, die man bisher
auf Deutsch echt vermisst hat: Zum einen ist das Vernor Vinge mit seinem 2007er HUGO-Gewinner-Titel DAS ENDE DES
REGENBOGENS (ISBN 978-3-95981-144-6, 575 S.), und mit LAGUNE (ISBN
978-3-86425-873-2, 410 S.), einem außergewöhnlichen first contact-Roman, liegt endlich das erste Buch von Nnedi Okorafor vor, einer US-Amerikanerin
mit afrikanischen Wurzeln, die in den letzten Jahren jede Menge SF-Preise
abgeräumt hat. Weitere Highlights, u. a. zwei Bücher von Connie Willis, sind in den nächsten Monaten zu erwarten.
Eine humorvolle Abenteuergeschichte mit utopischem Einschlag von
einer (ost-)deutschen Schriftstellerin im Suhrkamp Verlag – etwas anderes
konnte man ja bei einem Titel wie LEBEN
IST KEINE ART MIT EINEM TIER UMZUGEHEN (ISBN 978-3-518-42544-2, 460 S.) gar
nicht erwarten. Die 1971 in Erfurt geborene Emma Braslavsky spielt in ihrem Roman sehr gekonnt mit
literarischen Einflüssen, zu denen u. a. Kurt
Vonnegut, Yoko Ono, die Rockband
Queen und die Kabbala gehören. Äußerst bemerkenswert!
„Diese
Geschichte ist wahr. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind kein Zufall.
Sollten Sie sich darin wiedererkennen, nehmen Sie’s sportlich, ober beschweren
Sie sich beim lieben Gott.“
Emma Braslavsky –
LEBEN IST KEINE ART MIT EINEM TIER UMZUGEHEN (S.
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