TEMPORAMORES - Newsletter # 255 - 6.11.2016




KURZMELDUNGEN

Bücherherbst. Die Neuerscheinungen fallen aus den Regalen wie die Blätter von den Bäumen. Da bleibt nur, mit dem groben „Laubbläser“ die Spreu vom Weizen zu trennen. Deshalb, in aller gebotenen Kürze:

An der Magazinfront gibt es die neuesten Ausgaben von phantastisch! neues aus anderen welten (Atlantis Verlag, Heft 64, 76 Seiten) und von EXODUS – Science Fiction Stories & Phantastische Grafik (Eigenverlag, Heft 35, 110 Seiten) zu melden. Beide Magazine überzeugen auf gewohnt hohem Niveau, die phantantastisch! mit MARK BRANDIS als Schwerpunktthema, in der EXODUS sticht diesmal die Galerie mit den Bildern des Nachwuchskünstlers Stas Rosin hervor.

Im Bereich Bilderbuch haut einen die von Chris Riddell illustrierte Neuausgabe von Neil Gaimans ODD AND THE FROST GIANTS (Harper, USA und Bloomsbury, GB) aus den Socken. Derzeit gibt es wohl fast keinen anderen Künstler, der es wie Riddell versteht, mit der Tuschefeder (und Silber als Extra) Geschichten nicht nur zu begleiten, sondern emotional zu erweitern. (Die Erstausgabe von 2009, die 2010 bei Arena auf Deutsch erschien, hatte Bilder von Brett Helquist, die im Vergleich zu Riddell allerdings sehr, sehr brav wirken.)

Der Österreicher Marc Elsberg, der 2012 mit dem Überraschungsbestseller BLACKOUT zu überzeugen wusste, wendet sich in seinem neuen Techno-Thriller HELIX (Blanvalet, ISBN 978-3-7645-0564-6, 650 S.) der Gentechnik zu. Wie nicht anders zu erwarten, geht es wieder super spannend zu, und die Unterscheidung, was noch Science Fiction und was schon „Schnee von gestern“ ist, wird immer schwieriger.

Mit einem SF-Programm vom Feinsten kommt jetzt plötzlich der Verlag cross cult an. Bereits erschienen sind zwei starke Titel, die man bisher auf Deutsch echt vermisst hat: Zum einen ist das Vernor Vinge mit seinem 2007er HUGO-Gewinner-Titel DAS ENDE DES REGENBOGENS (ISBN 978-3-95981-144-6, 575 S.), und mit LAGUNE (ISBN 978-3-86425-873-2, 410 S.), einem außergewöhnlichen first contact-Roman, liegt endlich das erste Buch von Nnedi Okorafor vor, einer US-Amerikanerin mit afrikanischen Wurzeln, die in den letzten Jahren jede Menge SF-Preise abgeräumt hat. Weitere Highlights, u. a. zwei Bücher von Connie Willis, sind in den nächsten Monaten zu erwarten.

Eine humorvolle Abenteuergeschichte mit utopischem Einschlag von einer (ost-)deutschen Schriftstellerin im Suhrkamp Verlag – etwas anderes konnte man ja bei einem Titel wie LEBEN IST KEINE ART MIT EINEM TIER UMZUGEHEN (ISBN 978-3-518-42544-2, 460 S.) gar nicht erwarten. Die 1971 in Erfurt geborene Emma Braslavsky spielt in ihrem Roman sehr gekonnt mit literarischen Einflüssen, zu denen u. a. Kurt Vonnegut, Yoko Ono, die Rockband Queen und die Kabbala gehören. Äußerst bemerkenswert!



ZITAT

„Diese Geschichte ist wahr. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind kein Zufall. Sollten Sie sich darin wiedererkennen, nehmen Sie’s sportlich, ober beschweren Sie sich beim lieben Gott.“

Emma Braslavsky – LEBEN IST KEINE ART MIT EINEM TIER UMZUGEHEN (S. 7)



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