Diesmal freue ich mich darüber, einige Neuerscheinungen von alten
(und nicht ganz so alten) Heldinnen, Lieblingsautoren und -zeichnern und einige
Klassiker vorstellen zu können.
Den Anfang macht die wunderschöne
2000-Seiten-Dünndruck-Ausgabe von THE HAINISCH NOVELS & STORIES (ISBN
978-1-59853-537-2) von Ursula K. Le Guin,
die soeben in der Library of America erschienen ist. Die beiden Bände haben
jeweils ein neues Vorwort bekommen, wurden von Herausgeber Brian Attebery kommentiert, stecken in einem praktischen, festen
Schuber und stellen für sich genommen schon eine Basis-Bibliothek der Science
Fiction dar.
Der schottische Cartoonist Tom
Gauld ist hierzulande leider noch viel zu unbekannt. Abhilfe könnte sein
neues Buch BAKING WITH KAFKA (Canongate, ISBN 978-1-78689-150-1) schaffen, in
dem er jede Menge seiner vor allem im Guardian
veröffentlichten 1-Seiten-Cartoons gesammelt hat. Jedes einzelne Blatt erzählt
eine komplette Kurzgeschichte, stimmt nachdenklich, bringt einen zum Lachen,
zeigt die Liebe des Künstlers zur Literatur und zu den Büchern.
Die deutsche Erstveröffentlichung eines Romans von H. G. Wells hat schon länger nicht mehr
stattgefunden. Ganz gegen den elenden Nachdruck-Trend stellt sich Joachim
Körber mit seiner Edition Phantasia und bringt mit DER KROCKETSPIELER (ISBN
978-3-924959-99-9, 121 S., Pappband im Schuber) eine 1936 geschriebene phantastische
Geschichte, in der Wells einen ganzen englischen Landstrich unter dem Einfluss
einer schrecklichen, uralten Wesenheit leiden lässt. Der Nachwortschreiber Horst Illmer fühlte sich ein wenig an H. P. Lovecraft erinnert.
Eine der (optisch) ungewöhnlichsten SF-Comic-Serien der letzten
Jahre ist DESCENDER, geschrieben von Jeff
Lemire, gezeichnet von Dustin Nguyen.
In Deutschland wird die tragische Geschichte eines Roboterjungen, der zum
Spielball politischer Interessen wird, von Splitter als Hardcover verlegt. Als
Abschluss des ersten Zyklus ist soeben Band 4: ORBITALMECHANIK erschienen. In
den USA läuft die originale Heftchenserie mit dem neuen Obertitel RISE OF THE
ROBOTS weiter. Man darf sich also auf weitere Abenteuer von Tim-21 freuen.
Auch von Ray Bradbury
konnte man nicht unbedingt „Neues“ erwarten, umso erfreulicher, dass Knaur die
1966 erschienene Story-Sammlung S IS FOR SPACE (ISBN 978-3-426-52073-4, 280 S.)
von Oliver Plaschka erstmals
komplett ins Deutsche übertragen ließ. Das Taschenbuch enthält 16 Geschichten,
von denen einige zwar bereits auf Deutsch vorliegen, jedoch seit vielen Jahren
nicht mehr zugänglich sind. Nix zu jammern also – nur, einen deutschen Titel
hätte das Büchlein schon verdient gehabt.
Gar nicht mehr zählen kann man, die wievielte Neuübersetzung von Philip K. Dicks Klassiker BLADE RUNNER
(TOR, ISBN 978-3-596-29770-2, 270 S., Klappenbroschur) die soeben von Manfred Allié vorgelegte ist. Macht
auch nix – von Dick kann man gar nicht genug haben.
„Die Welt ist bunt und
mannigfaltig, und ich sehe keinen Sinn darin, so zu tun, als entspräche ich der
menschlichen Norm, wo das so offenkundig nicht zutrifft.“
H. G. Wells – DER KROCKETSPIELER. (S. 9)