TEMPORAMORES - Newsletter # 278 - 6.3.2018




KURZMELDUNGEN

Von Peter S. Beagle, einem der profiliertesten und beliebtesten Fantasy-Autoren der USA, erscheint bei uns in Deutschland leider nur alle „heilige Zeiten“ einmal ein Buch. Dafür kann man jedes dieser Bücher, beginnend mit HE! REBECK!, dem Erstling aus dem Jahr 1960, bis hin zum gerade in der Hobbit Presse veröffentlichten IN KALABRIEN (ISBN 978-3-608-96217-8, 164 S.) unbesehen kaufen – es erwartet den Leser ein einzigartiger Genuss. Beagle gehört zu den ganz großen Stilisten des Genres. Auch wenn er vielen nur durch den (verfilmten) Mega-Bestseller DAS LETZTE EINHORN bekannt ist, lohnt es sich doch immer seinen zumeist eher leisen und auf genauesten Beobachtungen der menschlichen Eigenschaften beruhenden Geschichten zu folgen. So entwickelt IN KALABRIEN seinen Sog durch die liebenswerten und empfindsamen Beschreibungen der Protagonisten (und ihrer Haustiere), nimmt Fahrt auf durch die unerwartete Begegnung mit einem mystischen Wesen und steigert sich fulminant bis hin zum brutalen Einbruch der modernen Welt in ein idyllisches Bauernkaff im Süden Italiens. Die von Oliver Plaschka angenehm flüssig übersetzte Novelle zeigt Beagle auf der Höhe seiner Erzählkunst und hinterlässt am Ende einen (kleinen) Kloß im Hals und ein Tränchen im Augenwinkel.

Ebenfalls ein paar (Freuden-)Tränchen trieb mir HELLIGKEIT FÄLLT VOM HIMMEL (ISBN 978-3-902711-47-2, 511 S.) in die Augen, der letzte Roman von James Tiptree Jr., der jetzt in der Übersetzung von Andrea Stumpf erstmals auf Deutsch erschienen ist – und zugleich die Tiptree-Werkausgabe bei Septime abschließt. HELLIGKEIT FÄLLT VOM HIMMEL, Tiptree/Sheldons zweiter und umfangreichster Roman, ist eine Mischung aus klassischer Space Opera und Kriminalroman, angefüllt mit psychologisch stark akzentuiertem Personal und zusammengehalten von einem großartigen Gespür für das Setting. Eine bunte Gruppe von Besuchern und Beobachtern trifft auf dem Planeten Damien ein, der Schauplatz eines einzigartigen kosmischen Geschehens ist. Um den Kontakt zur einheimischen Bevölkerung zu verhindern, beziehen die Menschen ein bewachtes „Gästehaus“ und sollen dort unter sich bleiben. Allerdings beginnen die Dinge nach Eintreffen der Novafront anders zu verlaufen, als geplant …

Das Warten hat ein Ende, die Messlatte liegt hoch: Nach dem Mega-Erfolg von DER MARSIANER hat Andy Weir nun mit ARTEMIS (Heyne, ISBN 978-3-453-27167-8, 430 S.) seinen zweiten Roman vorgelegt. Der spielt in der ersten (und einzigen) Stadt auf dem Mond – und hat eine kleinkriminelle weibliche Heldin. Bleibt nur die Frage, wer die Hauptrolle kriegt: Jennifer oder Scarlett?



ZITAT

„Die hier berichteten Ereignisse fanden im Ersten Sternzeitalter des Menschen statt, als Galaktisch praktisch Universalsprache war. Dr. Raccoona Sheldon, meiner hochgeschätzten Kollegin am Institut für ausgestorbene Sprachen an der Riegel University, gebührt das Verdienst, diese Sprache in ein altes Erdisch – etwa aus dem Jahr 1985 damaliger Zeitrechnung – zurückübersetzt zu haben, ebenso wie mein tief empfundener persönlicher Dank.“

James Tiptree Jr.; „Danksagung“ in: Ders. – HELLIGKEIT FÄLLT VOM HIMMEL (S. 9)



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