Von Peter S. Beagle,
einem der profiliertesten und beliebtesten Fantasy-Autoren der USA, erscheint
bei uns in Deutschland leider nur alle „heilige Zeiten“ einmal ein Buch. Dafür kann
man jedes dieser Bücher, beginnend mit HE! REBECK!, dem Erstling aus dem Jahr
1960, bis hin zum gerade in der Hobbit Presse veröffentlichten IN KALABRIEN
(ISBN 978-3-608-96217-8, 164 S.) unbesehen kaufen – es erwartet den Leser ein
einzigartiger Genuss. Beagle gehört zu den ganz großen Stilisten des Genres.
Auch wenn er vielen nur durch den (verfilmten) Mega-Bestseller DAS LETZTE
EINHORN bekannt ist, lohnt es sich doch immer seinen zumeist eher leisen und auf genauesten Beobachtungen der
menschlichen Eigenschaften beruhenden Geschichten zu folgen. So entwickelt IN
KALABRIEN seinen Sog durch die liebenswerten und empfindsamen Beschreibungen
der Protagonisten (und ihrer Haustiere), nimmt Fahrt auf durch die unerwartete
Begegnung mit einem mystischen Wesen und steigert sich fulminant bis hin zum
brutalen Einbruch der modernen Welt in ein idyllisches Bauernkaff im
Süden Italiens. Die von Oliver Plaschka angenehm
flüssig übersetzte Novelle zeigt Beagle auf der Höhe seiner Erzählkunst und hinterlässt
am Ende einen (kleinen) Kloß im Hals und ein Tränchen im Augenwinkel.
Ebenfalls ein paar (Freuden-)Tränchen trieb mir HELLIGKEIT FÄLLT
VOM HIMMEL (ISBN 978-3-902711-47-2, 511 S.) in die Augen, der letzte Roman von James Tiptree Jr., der jetzt in der
Übersetzung von Andrea Stumpf
erstmals auf Deutsch erschienen ist – und zugleich die Tiptree-Werkausgabe bei
Septime abschließt. HELLIGKEIT FÄLLT VOM HIMMEL, Tiptree/Sheldons zweiter und
umfangreichster Roman, ist eine Mischung aus klassischer Space Opera und
Kriminalroman, angefüllt mit psychologisch stark akzentuiertem Personal und
zusammengehalten von einem großartigen Gespür für das Setting. Eine bunte Gruppe
von Besuchern und Beobachtern trifft auf dem Planeten Damien ein, der
Schauplatz eines einzigartigen kosmischen Geschehens ist. Um den Kontakt zur
einheimischen Bevölkerung zu verhindern, beziehen die Menschen ein bewachtes
„Gästehaus“ und sollen dort unter sich bleiben. Allerdings beginnen die Dinge
nach Eintreffen der Novafront anders zu verlaufen, als geplant …
Das Warten hat ein Ende, die Messlatte liegt hoch: Nach dem
Mega-Erfolg von DER MARSIANER hat Andy
Weir nun mit ARTEMIS (Heyne, ISBN 978-3-453-27167-8, 430 S.) seinen zweiten
Roman vorgelegt. Der spielt in der ersten (und einzigen) Stadt auf dem Mond –
und hat eine kleinkriminelle weibliche Heldin. Bleibt nur die Frage, wer die
Hauptrolle kriegt: Jennifer oder Scarlett?
„Die hier berichteten
Ereignisse fanden im Ersten Sternzeitalter des Menschen statt, als Galaktisch
praktisch Universalsprache war. Dr. Raccoona Sheldon, meiner hochgeschätzten
Kollegin am Institut für ausgestorbene Sprachen an der Riegel University,
gebührt das Verdienst, diese Sprache in ein altes Erdisch – etwa aus dem Jahr
1985 damaliger Zeitrechnung – zurückübersetzt zu haben, ebenso wie mein tief
empfundener persönlicher Dank.“
James Tiptree
Jr.; „Danksagung“ in: Ders. – HELLIGKEIT FÄLLT VOM HIMMEL (S. 9)