TEMPORAMORES - Newsletter # 279 - 19.3.2018




KURZMELDUNGEN

Deutschland im März: Überraschend viele Neuerscheinungen, jede Menge Sekundärliteratur und diverse Nachdrucke seltener alter Science-Fiction-Erzählungen es ist wieder Buchmesse-Zeit!

Vor allem der Golkonda Verlag (inklusive seines Memoranda-Imprints) macht mit seinen Titeln Lust darauf, diesen Frühling mal wieder mit der Lektüre von Sekundärliteratur einzuläuten. Da ist zuerst FORTSCHRITT UND FIASKO, das neue Buch von Hans Frey zu nennen, in dem der Autor die „ersten 100 Jahre der deutschen Science Fiction. Vom Vormärz bis zum Ende des Kaiserreichs 1810 – 1918“ unter die kritische Lupe nimmt. 300 gut geschriebene, kenntnisreiche Seiten lang entführt uns Frey in die Vergangenheit unserer Zukunft, die um so vieles reicher und (vor allen Dingen) politischer war, als wir bisher vermuteten. FORTSCHRITT UND FIASKO ist bereits mit dem Erscheinen zum unverzichtbaren Standardwerk geworden. Holt es euch!

Gleichermaßen interessant ist auch das neue Buch von Uwe Anton, der sich in der Reihe SF Personality auf mehr als 500 Seiten unter dem Titel ZEIT DER WANDLUNG mit Robert Silverberg beschäftigt. Leben und vor allem Werk eines der ganz Großen der Science Fiction werden hier so ausführlich wie es nur möglich ist vorgestellt.

Der 1961 geborene Wolfgang Neuhaus ist vor allem als Online-Journalist (Telepolis) und Autor von Artikeln und Essays zur utopisch-phantastischen Literatur bekannt geworden. Über viele Jahre hinweg veröffentlichte er seine philosophisch untermauerten und medienkritischen Beiträge im SF JAHR des Heyne Verlags. Insgesamt 18 dieser Texte sind jetzt in DIE ÜBERSCHREITUNG DER GEGENWART gesammelt erschienen. Auf 350 Seiten untersucht Neuhaus die „Science Fiction als evolutionäre Spekulation“ anhand solch divergenter Beispiele wie Gotthard Günthers Technik-Philosophie, den MATRIX-Filmen, 2001 als Transzendenz-Vehikel, den Romanen von William Gibson, Stanislaw Lem und Dan Simmons und vielem mehr. Erwähnenswerter Vorteil dieses Buches: Ein „Namens- und Titel-Register“ das man im SF JAHR immer vermisst hat.

Zum Schluss noch ein Titel auf den wir lange warten mussten: Der zweite Teil der besten und wichtigsten Genre-Anthologien    ist erschienen!!! Die von Robert Silverberg herausgegebene SCIENCE FICTION HALL OF FAME, diesmal mit den Stories der Jahre 1948 bis 1963. Auf 400 Seiten 14 Stories – und jede ein absolutes Meisterwerk!



ZITAT

„In einer Welt der streng voneinander geschiedenen Wahrnehmungs- und Meinungsfilterblasen sind nicht unbedingt diejenigen die Dümmsten, die begriffen haben, dass naturwissenschaftliche und mathematisierte Wissensproduktion eben nicht, wie das abgeschmackte Misstrauen gegen Laborkittel und Rechenkünstlerinnen wähnt, auf fachidiotische Zersplitterung der menschlichen Welterschließung hinauslaufen, sondern umgekehrt das konstruktivste Feld menschlicher Tätigkeit bilden, wo Teilchenphysik uns erklären hilft, wie die Sterne funktionieren, wo Botanik uns die Archäologie verbessert oder die Mondlandung unsere Paläontologie auf neue Ideen bringt.“

Dietmar Dath; „Was gar nicht so fremde Wesen lesen“, in: FAZ, 2. März 2018 (S. 9)



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