TEMPORAMORES - Newsletter # 281 - 21.3.2018




KURZMELDUNGEN

Deutschland im März: Überraschend viele Neuerscheinungen, jede Menge Sekundärliteratur und diverse Nachdrucke seltener alter Science-Fiction-Erzählungen es ist wieder Buchmesse-Zeit!

Der Name Georg Klein stand zuletzt 2013 auf einem SF-Roman mit dem Titel DIE ZUKUNFT DES MARS. Jetzt ist bei Rowohlt mit MIAKRO erneut ein phantastischer Roman von Klein erschienen, der Leser und Kritiker fordert und verwirrt. Ganz in der Tradition eines Franz Kafka begeben sich Kleins Protagonisten in die Fänge einer undurchschaubaren Bürokratie und nicht alle sehen den neuen Morgen heraufdämmern.

So weit ist es also schon gekommen: Jetzt müssen wir uns von einer Frau sagen lassen, wie das damals war, als es noch sowas wie Computer und Internet gegeben hat! Ziemlich originell jedenfalls, was sich Josefine Rieks in SERVERLAND ausgedacht hat, ihrem ersten Roman, der bei Hanser erschienen ist. Eine Zukunft, in der junge Menschen hilflos vor PCs stehen, wie heutzutage die Nachkriegsgenerations-User-Only-Mehrheit.

Wer dagegen wissen will, wie sich die Vorkriegsgeneration vor mehr als hundert Jahren ihre Zukunft vorgestellt hat, ist mit der Geschichtensammlung VOM MARS ZUR ERDE bestens bedient, die soeben bei Dieter von Reeken erschienen ist. Die fünf Novellen und Stories stammen von Waldemar Schilling und Hans Rosenstengel und zeigen einen bunten Strauß deutscher Proto-SF aus den Jahren zwischen 1907 und 1925.

Wie es ist, nicht sterben zu können und einfach immer älter zu werden, gehört zu den wenigen Erfahrungen, die uns Menschen normalerweise nicht möglich sind. Otmar Jenner versucht, diesem Thema in seinem ersten SF-Roman DER ÄLTESTE neue Dimensionen abzugewinnen. Mehr als 500 Jahre auf mehr als 500 Seiten – Golkondas Spitzentitel im Frühjahr 2018.

Unglaublich, aber das soeben bei Splitter veröffentlichte Album GRÜN (Teil 1 von 2) von Frauke Berger ist ein dermaßen überzeugender Comic, dass man gar nicht glauben mag, dass es sich um das Erstlingswerk der 1991 geborenen Design-Studentin handelt. Die SF-Öko-Parabel erinnert an Walter Moers und Moebius (was für eine Mischung!), enthält aber mehr als genug Eigenständiges, um jetzt schon begeistert von einer „neuen Stimme“ im Chor der deutschen Comiczeichner zu sprechen.

Es gibt nur ganz wenige Science-Fiction-Romane aus der Feder deutscher Schriftsteller, die es zu Bestseller-Ruhm und Kritiker-Ehren gebracht haben, von Lesern und Fans geliebt werden und auch nach mehr als 35 Jahren gut zu lesen sind. ANDYMON von Angela & Karlheinz Steinmüller gehört zu diesen Ausnahmebüchern. Jetzt wieder zu haben (inklusive diverser Anhänge und Kommentare) in der Werkausgabe bei Memoranda/Golkonda.



ZITAT

„Was ich mir jetzt noch wünsche? Dass es irgendwann möglich sein wird, die »Gefährlichen Visionen« von Harlan Ellison in einer angemessenen Ausgabe auf den deutschsprachigen Markt zu bringen. Mir schwirren da schon ein paar Ideen durch den Kopf.“

Hannes Riffel; „Vorbemerkung“, in: Robert Silverberg (Hg.) – SF HALL OF FAME, Teil 2 (S. 7)



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