Deutschland
im März: Überraschend viele Neuerscheinungen, jede
Menge Sekundärliteratur und diverse Nachdrucke seltener alter
Science-Fiction-Erzählungen – es ist wieder
Buchmesse-Zeit!
Der Name Georg Klein stand
zuletzt 2013 auf einem SF-Roman mit dem Titel DIE ZUKUNFT DES MARS. Jetzt ist
bei Rowohlt mit MIAKRO erneut ein phantastischer Roman von Klein erschienen,
der Leser und Kritiker fordert und verwirrt. Ganz in der Tradition eines Franz Kafka begeben sich Kleins
Protagonisten in die Fänge einer undurchschaubaren Bürokratie – und
nicht alle sehen den neuen Morgen heraufdämmern.
So weit ist es also schon gekommen: Jetzt müssen wir uns von einer
Frau sagen lassen, wie das damals war, als es noch sowas wie Computer und
Internet gegeben hat! Ziemlich originell jedenfalls, was sich Josefine Rieks in SERVERLAND ausgedacht
hat, ihrem ersten Roman, der bei Hanser erschienen ist. Eine Zukunft, in der
junge Menschen hilflos vor PCs stehen, wie heutzutage die
Nachkriegsgenerations-User-Only-Mehrheit.
Wer dagegen wissen will, wie sich die Vorkriegsgeneration vor mehr
als hundert Jahren ihre Zukunft vorgestellt hat, ist mit der
Geschichtensammlung VOM MARS ZUR ERDE bestens bedient, die soeben bei Dieter
von Reeken erschienen ist. Die fünf Novellen und Stories stammen von Waldemar Schilling und Hans Rosenstengel und zeigen einen
bunten Strauß deutscher Proto-SF aus den Jahren zwischen 1907 und 1925.
Wie es ist, nicht sterben zu können und einfach immer älter zu
werden, gehört zu den wenigen Erfahrungen, die uns Menschen normalerweise nicht
möglich sind. Otmar Jenner versucht,
diesem Thema in seinem ersten SF-Roman DER ÄLTESTE neue Dimensionen
abzugewinnen. Mehr als 500 Jahre auf mehr als 500 Seiten – Golkondas
Spitzentitel im Frühjahr 2018.
Unglaublich, aber das soeben bei Splitter veröffentlichte Album GRÜN
(Teil 1 von 2) von Frauke Berger ist
ein dermaßen überzeugender Comic, dass man gar nicht glauben mag, dass es sich
um das Erstlingswerk der 1991 geborenen Design-Studentin handelt. Die
SF-Öko-Parabel erinnert an Walter Moers
und Moebius (was für eine
Mischung!), enthält aber mehr als genug Eigenständiges, um jetzt schon
begeistert von einer „neuen Stimme“ im Chor der deutschen Comiczeichner zu sprechen.
Es gibt nur ganz wenige Science-Fiction-Romane aus der Feder
deutscher Schriftsteller, die es zu Bestseller-Ruhm und Kritiker-Ehren gebracht
haben, von Lesern und Fans geliebt werden und auch nach mehr als 35 Jahren gut
zu lesen sind. ANDYMON von Angela &
Karlheinz Steinmüller gehört zu diesen Ausnahmebüchern. Jetzt wieder zu
haben (inklusive diverser Anhänge und Kommentare) in der Werkausgabe bei
Memoranda/Golkonda.
„Was ich mir jetzt noch wünsche? Dass es
irgendwann möglich sein wird, die »Gefährlichen Visionen« von Harlan Ellison in
einer angemessenen Ausgabe auf den deutschsprachigen Markt zu bringen. Mir
schwirren da schon ein paar Ideen durch den Kopf.“
Hannes Riffel; „Vorbemerkung“,
in: Robert Silverberg (Hg.) – SF
HALL OF FAME, Teil 2 (S. 7)