Langsam
aber stetig wächst die Zahl der Bücher von H.
G. Wells, die Joachim Körber in
seiner Edition Phantasia als deutsche Erstausgaben herausgibt. Soeben ist mit
DIE BRÜDER (ISBN 978-3-947122-00-4, 171 Seiten, Hardcover) ein politischer
Roman aus dem Jahr 1938 erschienen, in dem Wells sich auf ernsthafte und
überhaupt nicht phantastische Weise mit dem spanischen Bürgerkrieg beschäftigt
und das Unvermögen der Politiker und Militärs anprangert, eine Chance zum
Frieden zu erkennen bzw. zu nutzen. Wie die Ereignisse der letzten Monate
zeigen, ist der Text leider immer noch recht aktuell. Einband und
Illustrationen stammen von der Künstlerin Alexandra
F. Projekt wort:rausch, das Nachwort schrieb Horst Illmer.
Es
gibt ja für einen Büchernarren nichts Schöneres als mit einem anderen
Büchernarren über Bücher zu plaudern, Doch gleich danach kommt die Lektüre von
Büchern, geschrieben von
Büchernärrinnen, handelnd von Büchern und Büchernärrinnen. Darum muss an
dieser Stelle auf das neue Buch von Ex-FAZ-Literaturkritikerin
und Jetzt-Piper-Verlags-Chefin Felicitas
von Lovenberg hingewiesen werden, das den schönen Titel GEBRAUCHSANWEISUNG
FÜRS LESEN (Piper, ISBN 978-3-492-27717-4) trägt. Das kleinformatige
Leinenbändchen enthält auf knapp 130 Seiten so viel Liebens- und Lesenswertes
über alles, was mit dem Lesen, mit Lesern, mit Sammlern, mit Büchern,
Buchhandlungen und Bibliotheken zu tun hat, dass man einfach nur staunen kann.
Wer jetzt denkt, da kann es doch nicht viel Neues geben, das kennt man doch
alles schon, dem entgegne ich mit einer meiner Lieblingsstellen: „Ein Buch
übers Lesen, das wäre mir bis vor Kurzem ähnlich überflüssig erschienen wie ein
Sandkasten in der Sahara.“ (S.10). Lovenberg hat mit ihrer GEBRAUCHSANWEISUNG
FÜRS LESEN eine überzeugende „Kampfschrift“ für das Buch und für den Erwerb,
Erhalt und Gebrauch der Lesefertigkeit geliefert – eine Liebeserklärung an die
Literatur, der ich mich gerne anschließe.
Und
weil wir gerade dabei sind, hier gleich noch ein Gedichtband: ENDZONE – LETZTE
GEDICHTE (Mitteldeutscher Verlag, ISBN 978-3-95462-987-9, 220 Seiten) von Tom Disch. Und wer jetzt fragt, wer das
denn sei, der gehe in sich und erinnere sich an die herausragenden Romane von Thomas M. Disch, allen voran CAMP
CONCENTRATION von 1968, schäme sich dafür, seit Jahren nicht mehr an den 2008
Verstorbenen gedacht zu haben, und nehme dankbar dieses wunderschöne
Erinnerungsbuch zur Hand, das neben den Originaltexten die von Christopher Ecker übersetzten Gedichte
enthält, dazu ein Vorwort von John
Crowley und ein Nachwort von Dietmar
Dath. Von Ecker stammen zudem hilfreiche Anmerkungen ein umfangreicher
biografischer Essay und ein Bildteil mit einer Reihe von interessanten Fotos.
„Zwischen
2013 und 2017 haben 6,4 Millionen Deutsche, die zuvor regelmäßig lasen, nicht
mehr ein einziges Buch erworben. Das entspricht einem Rückgang von fast
achtzehn Prozent.“
Sandra Kegel – „Leser auf der Flucht“ (FAZ, 8. Juni 2018, S. 9)
„Mehr
denn je brauchen wir die Bücher, und die Bücher brauchen uns.“
Felicitas von Lovenberg – GEBRAUCHSANWEISUNG
FÜRS LESEN (S. 117)