Harlan Ellison
1934 – 2018
Er
war der Meister der kurzen Form. Seine Stories, Essays, Comics, Drehbücher,
Vorworte, Interviews, Rezensionen usw. waren immer mindestens großartig. Die
„Great American Novel“ jedoch war von ihm nicht zu erwarten. Dazu hatte er
einfach nicht die Geduld.
Harlan
Ellison war der „King of Pop“ der amerikanischen Science Fiction. Er war einer
der am meisten mit Preisen überhäuften Autoren der Gegenwart. Er war überall
zuhause, kein Genre war ihm fremd, doch seine Liebe galt der phantastischen
Kunst in all ihren Ausprägungen. Diese Liebe wurde erwidert. Für viele
Genre-Künstler war er Vorbild, Freund und Förderer – und für viele Kritiker war
er die Nemesis an der sie sich ihr Leben lang abarbeiteten. Und Ellison ging
keinem Kampf, keiner Herausforderung, keiner Konfrontation jemals aus dem Weg!
Legendär wurden seine Prozesse gegen Giganten der Branche wie CBS, Warner,
Paramount oder James Cameron, aber auch Kollegen wie Charles Platt oder Connie
Willis konnten mit einem Satz oder einer leichtsinnig geäußerten Kritik sein
Missfallen erregen.
Ellison
war ein Sammler: Sein Haus nannte er zuerst (niemals einem Wortspiel abgeneigt)
„Ellison Wonderland“, nur um es dann in „The Lost Aztec Temple of Mars“
umzutaufen. Seine Sammlung enthielt angeblich mehr als 750.000 Einzelstücke.
Ellison
war fünf Mal verheiratet. Er schrieb mehrere hundert Kurzgeschichten. Er
„erfand“ die literarische Fernsehkritik. Er las dutzende von Hörbüchern ein. Er
gab Schreibkurse und schrieb selbst im Schaufenster eines Kaufhauses. Er war
der Herausgeber der zwei wichtigsten Science-Fiction-Anthologien: DANGEROUS
VISIONS und AGAIN, DANGEROUS VISIONS.
Am
28. Juni 2018 vollendete Harlan Ellison dann schließlich doch noch ein
monumentales Epos: den Roman seines Lebens. Es ist eine „Great American Novel“
geworden.
„I love Harlan. He is my big
brother from another mother. He’s willing to slap me upside the head whenever
(he thinks) I need it.”
David Gerrold, „Foreword” in: Nat
Segaloff – A LIT FUSE. (S. 14)